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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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»Aber ich komme durchaus allein zurecht.«
    Astarte verdrehte die Augen. Diese Kerle waren doch alle gleich.
    Â»Da hörst du’s«, zischte Curt.
    Astarte wandte sich an seine beiden Begleiter, die noch nicht ganz so viel Alkohol konsumiert zu haben schienen wie er. »Seid ihr wenigstens vernünftig und haltet ihn zurück. Oder findet ihr es prickelnd, euch mit einer Frau zu schlagen?«
    Die beiden blickten sie verunsichert an. »Halt du dich da raus«, sagte Curt und versuchte, sie vom Tisch wegzuschieben. Er hatte sie kaum an der Schulter berührt, als der Fremde auch schon hinter ihm stand und ihn am Arm packte.
    Curt fuhr herum. Der Bursche sah nicht so aus, als wüsste er, worauf er sich einließ. Curt war in zahlreichen Kneipenschlachten gehärtet. Früher hatte er sich im Kuppelviertel in den finstersten Löchern herumgetrieben, wo ein falscher Blick oft schon eine Faust ins Gesicht bedeuten konnte. Er hatte die Kneipenschlägerei von der Pike auf erlernt, auch wenn er in den letzten Jahren nicht mehr so viel Gelegenheit zum Training gehabt hatte, denn die Lokale, die er heutzutage besuchte, waren eher von der gediegenen Sorte.
    Er versuchte sich loszureißen, aber der Griff seines Gegenübers war wie ein Schraubstock.
    Curts Hand mit der Bierflasche schoss nach vorn. Kurz bevor die Flasche gegen die Schläfe seines Gegners prallte, riss der den Ellenbogen hoch. Die Flasche glitt Curt aus den Fingern und zerschellte auf dem Boden.
    Eine Sekunde war er abgelenkt. Das reichte dem anderen, um seine Hand zu umschließen. Curt versuchte, den Griff seines Gegners mit der anderen Hand zu lösen, doch er kam nicht einmal bis dahin. Mitten in der Bewegung wurde sie von der rechten Hand seines Gegenübers gestoppt.
    Astarte starrte ungläubig auf das Geschehen vor ihren Augen. Die beiden Männer standen dort wie die Parodie eines Paartanzes. Der Fremde hatte Curts Angriff mit einer Mühelosigkeit zum Erliegen gebracht, die darauf hindeutete, dass er das nicht zum ersten Mal machte.
    Â»Hey«, sagte sie zu dem Fremden. »Es ist gut. Ich glaube, er hat genug.«
    Â»Du meinst, ich soll ihn loslassen?«, fragte der Mann mit sonderbarer Höflichkeit. Astarte nickte langsam.
    Der Fremde öffnete seine Hände. Curt taumelte. Einer seiner Begleiter fasste ihn am Arm. »Lass uns verschwinden«, sagte er. »Da kommen schon die Rausschmeißer.«
    Tatsächlich hatte man an der Bar endlich gemerkt, was sich hier abspielte. Zwei Männer, die Curts Begleitern an Statur in nichts nachstanden, bahnten sich den Weg um den Tresen herum.
    Curt versuchte vergeblich, sich aus dem Griff seines Freundes zu befreien. Dessen Nebenmann ergriff seinen anderen Arm, und gemeinsam zogen sie ihn davon. Sie wechselten ein paar Worte mit den Rausschmeißern und verschwanden dann, mit Curt in der Mitte, in Richtung Ausgang.
    Astarte schob die Scherben der Bierflasche mit dem Fuß an die Wand. Der Fremde stand unbewegt da und blickte sie an.
    Â»Was ist?«, fragte sie scharf.
    Der Fremde senkte die Augen und blickte dann wieder hoch. Zumindest schien er nicht so ein von sich selbst eingenommener Draufgänger zu sein wie Curt. Sie sah ihn zum ersten Mal genauer an. Gegen ihren Willen fand sie ihn gar nicht so unattraktiv. Er hatte ein schmales, beinahe jungenhaftes Gesicht, eine hohe Stirn und einen offenen Blick.
    Aber für heute war sie von Männern bedient. Sie war hergekommen, um zu feiern. Jetzt war der Abend ruiniert. Sie ließ ihn stehen und ging zu ihrem Tisch zurück.
    Â»Süß«, kommentierte Martina.
    Â»Wer?«
    Â»Na, der Typ, den du gerettet hast. Und der dich gerettet hat.«
    Â»Der kann mir gestohlen bleiben.«
    Â»Du ihm aber offensichtlich nicht«, grinste ihre Begleiterin.
    Astarte drehte sich um. Der Fremde kam tatsächlich auf ihren Tisch zu.
    Â»Na, dann lass ich euch beide mal allein.« Martina nahm ihre Handtasche und verschwand in der Menge hinter der Bar.
    Astarte rief ihr vergeblich nach, zu bleiben. Jetzt war sie mit diesem Kerl auch noch alleine!
    Er blieb neben ihrem Tisch stehen, ohne ein Wort zu sagen.
    Â»Was gibt es noch für Probleme?«, fragte sie ungehalten.
    Er wich ihrem Blick nicht aus. In seinem Gesicht war auch nichts von dieser selbstgewissen Überlegenheit zu sehen, die viele Männer in einer solchen Situation bewusst oder unbewusst zur Schau stellen würden. Er blickte sie

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