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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Handbewegung.
    Viktor zog die Papiere zu sich heran.
    Â»Warum sollte mich Weltraumschrott so sehr interessieren, dass ich dies hier unterschreibe?«
    Â»Vielleicht, weil es sich nicht um Weltraumschrott handelt?«, entgegnete der andere.
    Â»Um was dann?«
    Â»Um etwas, das für Sie höchst interessant sein dürfte. Es betrifft Ihre Arbeit. Nicht die hier im Institut.« Er schenkte Viktor einen geheimnisvollen Blick. »Sondern Ihr Werk .«
    Viktor zögerte. Schließlich setzte er mit einer unwirschen Geste seine Unterschrift auf die Dokumente und reichte sie zurück.
    Â»Vielen Dank.« Den Mann schien Viktors offensichtliche Genervtheit nicht zu beeindrucken. »Nun, wir haben die besagte Kapsel untersucht und entdeckt, dass sie eine Botschaft enthält.«
    Â»Bemerkenswert.« Viktor hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, einen gelangweilten Ausdruck auf dem Gesicht. Das brauchte er nicht einmal zu spielen. Sarnos und seine Geschichte ödeten ihn bereits jetzt an, so wie alle Beamten ihn anödeten.
    Â»Diese Botschaft konnte bislang nicht entziffert werden. Dazu benötigen wir Ihre Hilfe.«
    Viktor schüttelte den Kopf. »Da gibt es weitaus fähigere Leute als mich. Kennealy aus Princeton und Volante aus Bologna sind Koryphäen der Kryptografie und Lingusitik. Sprechen Sie mit ihnen.«
    Â»Beide sind bereits vor Ort in Agua Caliente. Leider waren bislang alle Versuche, die Nachricht zu entschlüsseln, vergeblich. Es handelt sich offenbar um eine völlig unbekannte Sprache. Deshalb hat Volante Ihren Namen ins Spiel gebracht.«
    Nun merkte Viktor doch auf. »Flavio ist ein brillanter Wissenschaftler. Wenn er nicht weiterkommt, wie sollte es mir dann gelingen?«
    Â»Das kann ich nicht beurteilen. Mein Auftrag lautet nur, Ihnen die Flugtickets und die Reiseinformationen zu überbringen.«
    Â»Aber … aber ich kann hier nicht weg!« Viktors Stimme war unwillkürlich lauter geworden. »Ich führe gerade eine Versuchsreihe durch, die von äußerster Wichtigkeit ist und die ich nicht einfach unterbrechen kann.«
    Â»Sie haben doch Assistenten, die für Sie einspringen können, oder?«
    Â»Ich arbeite allein, das sollten Sie doch wissen, wenn Sie sich über mich informiert haben.«
    Sein Gegenüber lächelte unverwandt. »Und was ist mit der hübschen jungen Dame, die für Sie tätig ist? Frau Apostolidis?«
    Â»Sie kennen ihren Namen? Dann wissen Sie auch, dass ich sie erst vor einigen Tagen eingestellt habe. Sie verfügt bei Weitem nicht über die erforderlichen Kenntnisse zur Durchführung dieses Experiments.«
    Â»Dann wird sie sich zügig einarbeiten müssen.« Schlagartig verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Besuchers. »Sie scheinen immer noch nicht zu begreifen, Professor Vau. Diese Bitte … ist keine Bitte.«
    Â»Ich bin Privatgelehrter.« Viktor war nun sichtlich erregt. »Genau das ist der Grund, warum ich die Universität verlassen habe. Ich bin mein eigener Herr. Niemand kann mir irgendetwas vorschreiben, auch nicht das Sicherheitsministerium.«
    Â»Dann muss ich es anders formulieren: Wir können innerhalb eines Tages diese Klinik stilllegen. Und innerhalb von zwei Stunden dafür sorgen, dass Sie an keiner anderen Klinik mehr arbeiten können. Wenn das eine attraktive Aussicht für Sie ist …«
    Viktor fühlte, wie Hitze in ihm emporstieg. Er sprang auf. »Das ist Erpressung!«
    Â»Betrachten Sie es als Motivation. Es wird außerdem Ihr Schaden nicht sein. Sie werden in einer Woche mehr verdienen als sonst in einem ganzen Monat.«
    Â»Ihr Geld können Sie behalten.« Viktor marschierte im Zimmer umher. Sein Besucher erhob sich ebenfalls.
    Â»Sie fliegen übermorgen früh um zehn. Details finden Sie hier.« Er warf einen dicken grauen Umschlag auf den Tisch. »Ich habe einige Informationen über Dagombé beigefügt. Sie werden sich vielleicht noch leichte Kleidung kaufen wollen.«
    Der Besucher ging zur Tür. Ȇbermorgen um zehn. Vergessen Sie das nicht. Sollten Sie nicht rechtzeitig erscheinen, können Sie sich von Ihrem Lebenswerk verabschieden.«
    Er drückte die Klinke. »Bemühen Sie sich nicht. Ich finde allein raus.«
    3.
    Im Kriminalbüro des 18. Stadtbezirks herrschte Hochbetrieb. Kommissar Marc Fellner ließ seinen Blick über das Chaos gleiten: acht

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