Das Wörterbuch des Viktor Vau
Hand. Machen Sie mich zu Ihrem Verbündeten, und wir profitieren beide davon.«
Fellner blickte ihn angewidert an. »Vorher lasse ich mich lieber in die Provinz versetzen. Und jetzt gehen Sie zurück zu Ihren Kollegen.«
»Wie Sie wollen.« Cassell schien die Abfuhr nicht zu erschüttern. »Sie haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt, Fellner. Ich bringe Sie in Ihre Provinz, verlassen Sie sich drauf.«
Er machte kehrt und ging zur Absperrung zurück. Fellner stieà einen unterdrückten Fluch aus. Das hatte er ja wieder prima hingekriegt! Eigentlich hatte er mit Cassell vernünftig reden wollen, aber der Mann hatte ihn mit seiner schmierigen Selbstgewissheit innerhalb weniger Sekunden auf die Palme gebracht. Wenn Leute wie Rupert Cassell die Zeichen der Zeit verkörperten, dann hatte er in dieser Zeit nichts mehr verloren.
Einer seiner Männer riss ihn aus seinen Gedanken. Gemeinsam legten sie fest, wer von Fellners Leuten sich welches Haus vornehmen sollte. Dann gingen sie an die Arbeit.
2.
Als Fellner am nächsten Morgen in seinem Büro eintraf, lagen die Berichte des Gerichtsmediziners und der Spurensicherung bereits auf seinem Schreibtisch. Der Kommissar war einer der wenigen, die noch Wert auf ein gedrucktes Exemplar legten. Er holte sich seinen ersten Kaffee des Tages und studierte die Unterlagen.
Die Identität des Opfers hatte über eine DNA -Probe schnell ermittelt werden können. Ihr Name war Martina Fischer. Sie hatte als Softwareentwicklerin bei einem groÃen IT -Unternehmen gearbeitet. Fischer war dreiundzwanzig Jahre alt, ledig und besaà keine lebenden Verwandten. Ihre Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, die GroÃeltern waren ebenfalls verstorben, Tanten und Onkel existierten nicht.
Fischer war, wie Fellner vermutet hatte, nicht in dem Hinterhof getötet worden, sondern der Mörder hatte lediglich die Leiche dort abgelegt. Neben einigen Fasern, die von der Kleidung des Täters stammen konnten, gab es keine weiteren Hinweise auf ihn. Die Analyse der Schnitttechnik auf dem Rücken deutete mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit auf den Floristen hin.
Fellner schickte einen seiner Leute in die Firma, in der Martina Fischer gearbeitet hatte. Vielleicht stieÃen sie ja dort auf weitere Hinweise. Er selbst überflog noch einmal die Berichte von der Befragung der Anwohner. Keiner hatte etwas gesehen oder gehört. Es war fast so, als sei der Florist unsichtbar.
Auch Rupert Cassell hatte die Nachbarn rund um den Tatort befragt, allerdings mit einem völlig anderen Ziel. WIR HABEN ANGST schrie die Schlagzeile seines Beitrags auf der Titelseite, und die Unterzeile lautete Florist versetzt Viertel in Panik â »Die Polizei lässt uns im Stich« .
Fellner warf die Zeitung auf den Schreibtisch. Na schön. Daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern. Es war nur verwunderlich, dass der Polizeipräsident sich noch nicht gemeldet hatte. Sonst hatte er ihn gleich nach Erscheinen der Morgenzeitungen am Telefon.
Die nächste halbe Stunde verbrachte er damit, die Karte zu studieren, auf der er die Fundorte der Opfer des Floristen markiert hatte. Alle lagen im Kuppelviertel, aber es gab kein erkennbares geografisches Muster.
Fellner war sich sicher, dass sie etwas übersehen haben mussten. Niemand konnte in kurzen Abständen auf enger Fläche mehrere Menschen ermorden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Er beschloss, sein Team noch einmal auf die Berichte der ersten Fälle anzusetzen. Sie würden zwar nicht begeistert sein, aber so lange es keine brauchbare Spur gab, war das immer noch besser, als Däumchen zu drehen und auf das nächste Opfer zu warten.
Zwei Stunden und drei schwarze Kaffees später hatte er die Informationen zu Martina Fischer vor sich liegen. Viel wussten auch ihre Arbeitskollegen nicht zur Aufklärung beizutragen. Martina war gut in ihrem Job, ging ab und zu mal mit ein paar Kollegen nach der Arbeit etwas trinken und hielt ihr Privatleben ansonsten von ihrer Arbeit getrennt. Enger befreundet schien sie lediglich mit einer Exkollegin gewesen zu sein, die vor einigen Wochen eine neue Stelle in einer Klinik am Stadtrand angetreten hatte.
Fellner griff zum Hörer und wählte die Nummer von Astarte Apostolidis.
3.
Als Astarte aus der Tür des Polizeireviers kam, wartete Enrique bereits auf sie. Sie hatte ihn direkt nach Fellners Anruf benachrichtigt, und
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