Das Wohlfuehlbuch für Wohnungskatzen
Wohnung lebt, sondern wie diese eingerichtet ist, wie viel Zeit der Katze gewidmet wird und wie Menschen mit den Stubentigern umgehen.
Eine geschlossene Toilette kann der Grund für Unsauberkeit sein. (Foto: Schanz)
Wenn Katzen abgegeben werden sollen, handelt es sich meist um Katzen aus Wohnungshaltung, und nach langer Beratung stellt sich oft heraus, dass Allergie, Zeitmangel oder Wohnungswechsel nur vorgeschoben waren und die Katze abgegeben werden soll, weil sie verhaltensauffällig ist, also ihr Verhalten Probleme macht.
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An erster Stelle steht die Unsauberkeit: Eine Katze pinkelt plötzlich neben das Klo, auf das Sofa oder ins Bett. Auch Kratzen an Möbeln und Aggressivität gegenüber den Menschen, vor allem gegenüber Kindern, werden oft angeführt. Und dann sind da noch die Katzen, die vor lauter Angst nur unter dem Bett oder dem Schrank wohnen. Ganz gleich, wie sich ein Verhaltensproblem äußert: Eigentlich gibt es nur drei Ursachen.
1. Medizinische Indikation: Oft liegt ein medizinisches Problem vor, wenn eine Katze sich „falsch“ benimmt. Nicht kastrierte Katzen und Kater zum Beispiel neigen dazu, ihr Revier zu markieren, und zwar mit streng riechendem Urin. Eine rollige Katze ist aufdringlich bis nervtötend. Sie kann nächtelang randalieren und schreien, um ins Freie zum nächsten Kater zu kommen, ebenso wie ein eingesperrter potenter Kater, der eine rollige Katze vor dem Fenster sitzen sieht.
Blasen- und Harnwegserkrankungen bringen fast immer Unsauberkeit mit sich, da eine erkrankte Katze ständigen Harndrang und Schmerzen hat und den Weg bis zur Katzentoilette nicht schafft.
Aggressivität bei Berührungen kann auf Schmerzen zurückzuführen sein. Gelenkbeschwerden, organische Probleme oder Tumorerkrankungen können Ihrer Katze so wehtun, dass sie Sie wegkratzt oder beißt, wenn Sie die entsprechende Stelle oder Region berühren. Selbst das plötzliche dauerhafte Verstecken kann gesundheitliche Gründe haben. Katzen als Raubtiere wissen instinktiv: Wenn sie krank und schwach sind, sind sie angreifbar und eine leichte Beute. Also verstecken sie sich, bis sie wieder gesund sind. Oder leider tot.
2. Ernsthafte psychische Störung: Ganz selten kann auch eine Katze eine psychische Erkrankung haben. Ich kenne viele Katzen und Katzenhalter, habe aber von solchen Fällen bislang nur über mehrere Ecken gehört. Dennoch, die Möglichkeit besteht und sollte nicht ausgeschlossen werden.
Außerdem kann es vorkommen, dass eine Katze dauerhaft oder kurzfristig traumatisiert wird. Vielleicht wurde unter Ihrer Wohnung ein Loch in die Decke gebohrt, genau an der Stelle, über der die Katzentoilette steht und genau in dem Moment, als Ihre Katze sich zum Geschäft zurückzog. Das würde erklären, warum sie das Klo meidet und lieber in die Ecke macht. Hier kann schon eine neue Toilette an einer anderen Stelle Abhilfe schaffen.
3. Missverständnisse, Kommunikationsprobleme, Kummer, Langeweile: In den meisten Fällen lassen sich die sogenannten Verhaltensprobleme durch einfache Missverständnisse erklären. Ihre Katze möchte Ihnen etwas mitteilen und Sie verstehen nur Bahnhof. Nicht selten ist Unterbeschäftigung oder gähnende Langeweile einer der Hauptgründe. Ihre Katze hat nichts zu tun und Sie kümmern sich nicht. Wenn Sie nun wenigstens mit ihr schimpfen, ist das immerhin ein wenig Abwechslung im eintönigen Katzenalltag.
Aber auch Missbilligung von Neuheiten, sei es die geänderte Katzenstreu, die neue Küche oder gar der Familiennachwuchs, können die Katze so stressen, dass sie „Unsinn“ macht. Neues riecht neu, steht plötzlich an sonst freien Stellen oder macht katzenohrenbetäubenden Lärm. Gerade Familienzuwachs, ob in Form von Kindern oder weiteren Haustieren, kann dazu führen, dass Sie sich plötzlich weniger – aus Sicht Ihrer Katze zu wenig – um sie kümmern können. Protest ist da vorprogrammiert.
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Sie werden sich über die Einfälle und Ausfälle Ihrer Katze ärgern und sie manchmal auf den Mond wünschen. Aber bitte bedenken Sie: Ihre Katze möchte Sie nicht ärgern. Sie möchte lediglich das, was wir uns alle wünschen: glücklich und zufrieden leben. Eigentlich ist die Katze ein draußen lebendes Raubtier, den ganzen Tag gefordert und beschäftigt. Als Sie sie in Ihre Wohnung holten, haben Sie ihr doch irgendwie versprochen, ihr ein schönes, möglichst artgerechtes Leben in vier Wänden zu ermöglichen. Wenn also eine Katze vermeintliche Unarten entwickelt, sollte
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