Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
möglich ist, in der Luft einen halben Meter hoch zu springen, wenn man schon schwebt – es ist möglich! Mein Herz schlug wie wild, ich rang nach Luft und drehte mich um.
»O mein Gott! Iggy!«
90 »Iggy! Iggy!« Wir schrien alle und flogen zu ihm. Er machte ein typisches Iggy-Gesicht, das aber zeigte, dass er total glücklich war, wieder bei uns zu sein. Ich flog näher und versuchte ihn zu umarmen, ohne dass unsere Flügel sich verhedderten. Die Jungen begrüßten ihn, indem sie die Flügelspitzen gegeneinander schlugen. Nudge und Angel warfen ihm Luftküsse zu.
»Ich bin bei der Schule vorbeigekommen«, sagte er. »Offensichtlich hatten die da einen schlechten Tag.«
Ich lachte. »Ja, das kannst du laut sagen.«
»Höre ich da unten Streit?«, fragte Iggy.
»Allerdings«, antwortete ich. Dann erst wurde mir richtig bewusst, dass er wieder da war. »Iggy, was ist passiert?«
»Na ja«, begann er mit finsterer Miene. »Die Flügel machten ihnen überhaupt nichts aus. Sie gefielen ihnen sogar. Besonders nachdem sie acht verschiedene Illustrierten und Verlage dazu gebracht hatten, sich gegenseitig für die Exklusivrechte meiner Lebensgeschichte, samt Fotos und Interviews mit der Missgeburt, zu überbieten.«
»O nein. Sie wollten es den Leuten erzählen?«, sagte ich.
»Sie wollten aus mir eine Zirkusattraktion machen«, sagte Iggy. »Ich meine, so richtig in der Öffentlichkeit.«
Ich unterdrückte den Ansturm der Freude, ihn wieder bei uns zu haben, und sprach ihm mein Mitgefühl aus.
»Es tut mir ehrlich leid, Iggy«, sagte ich. »Ich dachte, das wären die richtigen Leute.«
»Das ist es ja«, sagte er verärgert. »Vielleicht wären sie es gewesen. Ich weiß es nicht. Aber ich hatte das Gefühl , dass es meine echten Eltern waren, und diese echten Eltern wollten Geld mit mir verdienen.«
Ich streckte die Flügel aus und berührte ihn wieder. »Es tut mir leid, Iggy, wirklich. Aber ich bin verdammt glücklich, dass du wieder da bist.«
»Ich bin auch froh, wieder bei euch zu sein. Schon ehe sie mich vermarkten wollten, habe ich euch schrecklich vermisst.«
»Das ist großartig. Später können wir uns alle um den Hals fallen«, unterbrach Fang. »Aber jetzt sollten wir uns darum kümmern, was unten passiert.«
Ja, richtig. Unten brüllten Jeb, Ari und Anne sich immer noch an. Gruppen von Erasern meldeten sich zurück, da wir offensichtlich nicht dort waren. Mehrere blickten zu uns herauf – einhundertsiebzig Meter in der Luft.«
»Hm«, meinte ich. »Irgendwas fehlt da unten. Ein wichtiges Stück des Puzzles. Ach ja, ich weiß. Ich. Bleibt ruhig, Leute!« Ich faltete meine Flügel und stürzte mich nach unten.
91 Ich schoss mit dreihundert Stundenkilometern in die Tiefe. Es war irre und dauerte nur Sekundenbruchteile, dann breitete ich die Flügel aus, um zu bremsen. Drei Meter vor dem teuflischen Trio kam ich zum Stehen.
Ich wusste, dass ich Eraser im Rücken hatte, trotzdem ging ich weiter.
»Nun, sieht so aus, als sei die gesamte Gang versammelt«, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Anne, das ist Jeb. Jeb, das ist Anne. Oh, tut mir leid, ihr scheint euch ja bereits bestens zu kennen.«
»Hallo, Schätzchen«, sagte Jeb und schaute mich an, als läge das Geheimnis der Welt in meinen Händen. Und vielleicht war es tatsächlich so.
»Ich bin nicht dein Schätzchen«, widersprach ich heftig.
»Nein, du bist meins «, rief Ari wutschnaubend.
»In deinen Albträumen«, sagte ich lässig. Er stürzte sich auf mich. Jeb hielt ihn blitzschnell zurück. Anne schaute mich besorgt an.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie. »Ich hatte einen Anruf von der Schule.«
»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete ich. »Der ›Schulnotfallplan‹ ist voll in die Hose gegangen. Und überhaupt waren sie dort viel zu streng.« Ich wandte mich an Jeb. »Was willst du? Jedes Mal, wenn du auftauchst, geht mein Leben in einen Sturzflug über. Und glaube mir, diesmal war’s ganz knapp vorm Auftitschen.«
»Das siehst du goldrichtig«, rief Ari hasserfüllt.
»Halt’s Maul, Wolfsjunge«, sagte ich. Eigentlich tat mir der siebenjährige Ari leid, den man zum Opfer gemacht hatte. Diese Kreatur hatte nichts mit dem richtigen Ari zu tun.
»Max, wie immer bin ich hier, um dir zu helfen«, sagte Jeb, Aufrichtigkeit versprühend. »Dieses Experiment funktioniert nicht. Ich bin hier, um dir in die nächste Phase zu helfen.«
»Sie überschreiten Ihre Befugnisse«, warf Anne
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