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Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Titel: Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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das bin ich.
    Das Mädchen setzte sich auf und betrachtete uns alle. Der Gasmann lag da, einen Arm über seinem Rucksack. Fang lag auf der Seite, Nudge hatte sich um Total zusammengerollt, sodass sie mit Angel ein Herz um ihn bildete.
    Ganz sacht schüttelte das Mädchen den Jungen an der Schulter. Er wachte auf. Sofort war er hellwach und blickte ebenfalls umher. Sie glaubten, dass auch ich tief und fest schlafen würde. Dann sah ich, wie sich die beiden in den Wald schlichen, so leise, dass nicht einmal Iggy zusammenzuckte.
    Ich wartete einige Momente, dann erhob ich mich ebenso lautlos wie sie und nahm ihre Spur auf.
    Ich schlich mich von Baum zu Baum. Obwohl sie sich mehrmals umschauten, sahen sie mich nie. Knapp dreihundert Meter vom Lager gingen sie in die Hocke. Das Mädchen holte etwas aus der Tasche ihrer schmutzigen Jeans. Es sah aus wie ein Kugelschreiber – aber sie begann hineinzusprechen. Ein Sender.
    Ich brauchte höchstens eine halbe Sekunde, um die beiden zu erreichen. Voll Angst starrten sie zu mir herauf. Ich schlug dem Mädchen den Kugelschreiber aus der Hand, packte es an der Bluse und zog es auf die Beine.
    »Bestellst du gerade eine Pizza?«, fragte ich.
    109   Schon komisch, wie unterschiedlich Leute sind. Wäre ich dieses Kind und jemand würde mich anfahren: »Bestellst du gerade eine Pizza?«, hätte ich ohne zu überlegen geantwortet: »Klar. Wollen Sie Peperoni?«
    Aber nicht diese Kleine. Sie starrte mich entsetzt an und brach in Schluchzen aus und schlug die Hände vors Gesicht. Der Junge neben ihr ging auf die Knie und fing laut an zu weinen.
    »Es tut mir leid! Es tut mir leid!«, stieß das Mädchen schluchzend hervor. Ich ließ sie wieder auf die Erde.
    Dann verschränkte ich die Arme über der Brust und blickte die beiden finster an. »Was tut euch leid? Raus damit!«
    Das Mädchen deutete auf den Sender, der auf dem Boden blinkte. »Ich wollte das nicht, aber sie haben uns gezwungen. Sie haben uns gezwungen, es zu tun.«
    Ich nahm den Sender und schleuderte ihn in den Sumpf, wo er versank. »Wer hat euch gezwungen?«, wollte ich wissen. Mir war bewusst, dass die Uhr schon tickte.
    Das Kind schluchzte noch mehrere Momente. Ich stieß das Mädchen mit dem Fuß an. »Rede!«, sagte ich. Ja, ich weiß. Diese Kinder taten mir schon leid, aber ich schätzte unser Leben einfach höher ein als ihres. Ich weiß, manche Menschen behaupten, dass jedes Leben kostbar sei, und zwar gleich kostbar. Vielleicht stimmt das im Pixieland, aber hier war die reale Welt. Mein Schwarm und ich waren die Opfer, und diese Kinder hatten uns verraten. Darum ging es und um sonst nichts. In meinem Leben hatte genau diese Tatsache überraschend oft die wichtigste Rolle gespielt.
    »Das waren sie «, sagte das Mädchen immer noch heulend. Inzwischen hatte der Lärm die anderen aufgeweckt, und der Schwarm kam durch die Bäume zu uns.
    Ich kniete vor dem Mädchen und hielt es am Handgelenk. »Sag mir, wer!« Ich drückte ihr Gelenk ein bisschen, und ihre Augen wurden groß.
    »Diese Männer, die uns entführt haben«, sagte sie und hob das Gesicht. »Sie haben uns monatelang eingesperrt. Jetzt ist Dezember, und mich haben sie im August geschnappt.«
    »Mich auch«, sagte der Junge. Tränen hatten in seinem schmutzigen Gesicht Striemen hinterlassen, sodass er wie ein Zebra aussah. »Diese Typen haben uns rausgeschickt, um euch zu finden. Und sie haben uns zwei Tage nichts zu essen gegeben, damit wir uns auch richtig anstrengen. Und wir haben uns Mühe gegeben und euch gefunden. Und ihr habt uns was zu essen gegeben.« Wieder fing er an zu weinen.
    »Sie haben gesagt, wenn wir euch nicht finden, würden sie uns im Sumpf verrecken lassen. Oder ein Krokodil würde uns fressen.« Das Mädchen war jetzt ein wenig ruhiger. »Es tut mir leid, aber ich musste es tun.« Wieder verzog sich ihr Gesicht.
    Ich verstand. Sie wollten überleben, genau wie wir. Sie hatten ihr Leben als wertvoller eingeschätzt als unseres, was ich genauso getan hätte.
    Ich wandte mich an Fang. »Holt eure Sachen. Wir müssen weg.«
    Der Schwarm packte zusammen. Ich legte die Finger unter das Kinn der Kleinen, sodass sie mich anschauen musste. »Ich verstehe«, sagte ich. »Der Sender bringt sie hierher, um euch zu finden. Aber inzwischen sind wir weg, und ihr werdet ihnen nicht viel sagen können. Jetzt frage ich dich noch ein einziges Mal: Ich brauche einen Namen, einen Ort, ein Logo oder irgendetwas. Das ist der Unterschied, ob sie euch

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