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Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2

Titel: Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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anderen, im Schnelldurchlauf. Jede Erinnerung, jede Farbe, jeder Geschmack, jedes Gefühl lief in meinem fiebrigen Hirn noch mal ab. Endlosschleifen von Gedanken, Erinnerungen, Träumen und Hoffnungen – alles immer wieder, bis ich nicht mehr wusste, was real gewesen war und was Wunschdenken. Was in einem Film geschehen war, den ich mal gesehen, oder in einem Buch, das ich gelesen hatte. Ich wusste nicht mehr, ob ich tatsächlich Max war, ob ich wirklich Flügel hatte, ob ich eine Familie von Vogelkindern wie mich hatte. Nichts war mehr real – nur dieser Tank. Und vielleicht nicht mal dieser.
    Zwischendurch sang ich – glaube ich. Ich redete, bis mir die Stimme versagte. Eigenartigerweise hatte ich nie Hunger oder Durst. Nichts tat weh, aber ich fühlte mich auch nicht wohl.
    Als man den Tank schließlich öffnete und Licht hereinströmte, war dies das schlimmste und schmerzlichste Erlebnis, das ich je gehabt hatte.
    126   Ich schrie. Aber der Klang meiner eigenen Stimme war furchtbar laut und durchbohrte meine Trommelfelle, deshalb hörte ich sofort damit auf. Ich presste die Augen als Schutz gegen das grelle Licht zusammen und rollte mich zusammen, so weit ich konnte. Hände packten mich und zerrten mich hoch. Allein diese Berührung, nach so langer Leere, brachte mich fast um den Verstand.
    Sie legten mich auf ein Bett und deckten mich mit einer Decke zu. Es war pure Folter, als mich etwas berührte. Ich lag da und versuchte, mich so lange wie möglich nicht zu bewegen.
    Schließlich spürte ich, dass ich nicht mehr so stark unter Schmerzen litt. Ich öffnete ein Auge einen Schlitz. Es war zu hell, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das Licht meine Netzhaut versengte.
    »Max?« Das leise Flüstern erregte jeden Nerv und schickte unerträgliche Schmerzen an meiner Wirbelsäule entlang. Ich erstarrte und schloss die Augen. Ich wusste nicht mehr, wie man lief, wie man floh, wie man kämpfte.
    Ich wollte zurück in den Tank, zurück in die herrliche Dunkelheit, in die Stille und ins Nichts.
    »Max, wie fühlst du dich?«
    Klasse , dachte ich hysterisch. Einfach super. Besser als je.
    »Max, brauchst du etwas?«
    Die Frage war so albern, dass ich unwillkürlich lächeln musste.
    »Ich muss dir ein paar Fragen stellen«, flüsterte die Stimme. »Ich muss wissen, wohin der Schwarm fliegt. Ich muss wissen, was in Virginia geschehen ist.«
    Das saß. In meinem Hirn zündeten einige Synapsen. Ich zog die Decke ein Stück runter und öffnete die Augen einen Schlitz. »Du weißt, was in Virginia geschehen ist.« Meine Stimme klang dünn und rostig, wie aus alten Nägeln. »Du warst doch da, Jeb.«
    »Erst zum Schluss, Schätzchen«, sagte Jeb mit leiser Stimme. Er kniete neben der Pritsche, auf der ich lag. »Ich weiß nicht, was vorher passiert ist, wie alles auseinandergefallen ist. Ich habe keine Ahnung, wohin der Schwarm jetzt fliegt oder wie dein Plan aussieht.«
    Jetzt fühlte ich mich ungefähr wie zehn Prozent ich. »Jeb, ich fürchte, du musst damit leben, dass du es nie erfährst.« Ich lachte kurz. Es klang, als würde eine Katze kotzen.
    »Das ist meine Max«, sagte Jeb liebevoll. »Hart bis zum Ende. Selbst nach alldem bist du in besserem Zustand als jeder andere, der das durchgemacht hätte. Aber ich muss dir sagen, dass ich dich bei diesem Projekt, die Welt zu retten, an Bord haben muss.«
    »Ich versuch es in meinen Terminplan reinzuquetschen«, krächzte ich. Jetzt fühlte ich mich schon stark genug, um mich zu ärgern.
    Jeb beugte sich näher zu mir. Ich öffnete die Augen und schaute ihm direkt ins Gesicht, in dieses vertraute Gesicht, das einst in meinem Leben alles Gute repräsentiert hatte. Und jetzt alles Schlechte.
    »Max, bitte«, flüsterte er. »Bitte, mach mit. Sie wollen dich auslöschen. Sie glauben, du wärst eine Niete.«
    Das war neu.
    »Wer?«
    »Bitte, Max«, sagte Jeb wieder. Er bemühte sich, einen flehenden Ton in seine Stimme zu legen. »Mach nicht, dass alles, was bisher geschehen ist, umsonst war. Gib ihnen keinen Grund, dich auszulöschen und mit jemand anderem neu anzufangen. Zeig ihnen, dass sie sich in dir irren. Zeig ihnen, dass du das Zeug hast.«
    »Ich zeig ihnen, dass ich imstande bin, dir die Milz durch die Nase herauszureißen«, sagte ich schwach.
    Jeb atmete aus und ließ den Kopf sinken. Dann wurde mein Licht wieder blockiert, die Decke weggezogen, und große Hände hoben mich hoch und warfen mich zurück in den grauenvollen Tank.
    127   Ich führte die

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