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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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müsstet ihr nicht so erbärmlich gegen mich verlieren.«
    »Würde ich mich auf das Spiel konzentrieren«, sagte Kangan, »hättest du keine Gelegenheit zu betrügen.«
    Feiqing widersprach wortreich und umständlich, aber Kangan lachte nur. Beiläufig schob er sich das lange schwarze Haar hinter die Ohren. »Du hast nicht ehrlich gespielt, als du noch hier an Bord gelebt hast, Feiqing, und ich bezweifle, dass dich dieses Kostüm dazu gebracht hat, plötzlich damit anzufangen.«
    Der Rattendrache knurrte etwas in sich hinein und ließ die Sache auf sich beruhen. Kangan wusste, dass Feiqing nichts über seine Vergangenheit unter den Geheimen Händlern erfahren wollte, und bislang respektierte der Hauptmann diesen Wunsch. Die Händler hatten Feiqing vor beinahe drei Jahren über dem Drachenfriedhof von Bord geworfen, ausstaffiert in diesem scheußlichen Kostüm, festgebunden an einen Luftschlitten. Nach seiner Bruchlandung hatte ihn der Wächter des Drachenfriedhofs zur Strafe für das unerlaubte Betreten des Heiligtums zu einem Leben als Witzfigur verdammt. Dass Feiqing mit dem Verlust seiner Erinnerung auch den Grund für seine Verbannung von der Abendstern vergessen hatte, war ihm mittlerweile nur recht. Er mochte ein Verbrecher gewesen sein, gar ein Verräter, wie die Händler behaupteten; heute aber war er Feiqing, Begleiter von Helden, wagemutiger Recke im Kampf gegen den Aether. So jedenfalls sah er sich selbst.
    Der Würfelbecher wanderte eine weitere Runde von Hand zu Hand. Sie spielten nicht um Geld, sondern um das, was es an Bord der Gildenschiffe am reichhaltigsten gab - um Salz. Kein Gut war begehrter in den abgelegenen Regionen, die die Händler mit ihren Waren belieferten. Salz war das Lebenselixier der Händlergilde, ebenso wie das ihrer Kunden, und so waren die Lagerräume voll davon. In Ermangelung eigener Münzpressen benutzten sie Salz auch als Währung. Jeder trug einen Beutel voll am Gürtel und bezahlte damit für die kargen Vergnügungen an Bord, zumeist in der Taverne.
    Wisperwind und Feiqing hatten kein eigenes Salz besessen, als sie an Bord gekommen waren, aber Gildenmeister Xu hatte Wisperwind einen Beutel voll überreicht. Sie wiederum hatte ihn an Feiqing weitergegeben, weil sie geglaubt hatte, keine Verwendung dafür zu haben. Doch als er begonnen hatte gegen Kangan zu würfeln, hatte sie befürchtet, dass er innerhalb weniger Minuten alles verspielt haben würde. Umso erstaunter war sie, dass er seinen Einsatz mittlerweile verdreifacht hatte. Allmählich fragte sie sich, wie hoch wohl der Salzsold eines Soldaten von Kangans Rang war. Bei den Göttern - wenn sie noch mehr von diesem schauderhaften Bier trank, würde sie sich womöglich noch über den Tisch lehnen und ihn fragen, wie reich er war!
    Derzeit aber interessierte sie etwas ganz anderes. »Ihr Geheimen Händler seid keine Chinesen, Kangan, und doch sprecht ihr alle unsere Sprache. Wie kommt das?«
    Der Hauptmann ließ den Würfelbecher umgestülpt auf dem Tisch stehen und legte die Hand darauf.
    »Mach schon!«, entfuhr es Feiqing. Mit ausgreifenden Gesten gab er Kangan zu verstehen, dass er den Becher auf der Stelle lüften möge.
    Der Soldat beachtete ihn nicht. »Wir sind Chinesen. Die Gebiete der einzelnen Gilden sind fest aufgeteilt. Geheime Händler gibt es in jedem Teil der Welt, in den weiten Ländern der Rus ebenso wie über den Dschungeln Indiens. Dann und wann gibt es« - er zögerte eine Spur zu lange - »sagen wir: Zusammenkünfte. Begegnungen, die helfen sollen, die einzelnen Territorien abzustecken.«
    »Ihr führt Krieg gegeneinander?«, fragte Wisperwind.
    »Es hat Konflikte gegeben in der Vergangenheit, ja. Kriege? Vielleicht könnte man es so nennen.« Er winkte ab. »Wir verstehen uns als Chinesen, ganz gleich, was unsere Vorfahren einmal waren und woher sie Augen haben, die nicht wie deine aussehen. Und wir beten zu denselben Göttern wie ihr.«
    Wisperwind nickte langsam. »Dann glaubt ihr auch daran, dass Pangu die Welt erschaffen hat?«
    »Das ist keine Frage des Glaubens, wenn du mich fragst. Pangu hat vor allem anderen existiert. Der erste der Riesen, das allererste Leben überhaupt. Er schuf die Welt und in ihr liegt er begraben.«
    »Jajaja«, murmelte Feiqing ungeduldig, »unter den Himmelsbergen, das wissen wir alles. Können wir jetzt bitte weiterwürfeln?«
    Wisperwind blickte zum offenen Tavernenfenster. Vor dem goldenen Wüstenpanorama zischten Einmannschlitten der Geheimen Händler umher, die

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