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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wendigen Fluggeräte der bewaffneten Eskorte. Fern am Horizont ballte sich eine graue Wolkenfront. Plötzlich fragte sie sich wieder, ob Nugua wohl im Gebirge angekommen war und die Drachen gefunden hatte. Sie kannte das Mädchen kaum, war ihr nur kurz am Ufer des Lavastroms begegnet, doch ihr Mut hatte sie beeindruckt. Und was Niccolo anging, nun, er mochte das Drachenmädchen mehr, als er sich eingestehen wollte. Wäre nur nicht Mondkind zwischen sie geraten.
    Wisperwind seufzte still in sich hinein. All das würde bedeutungslos sein, falls es dem Aether gelang, in den versteinerten Leib des Ur-Riesen Pangu zu fahren. Denn einzig Pangu konnte die Schöpfung selbst ins Gegenteil verkehren, die Entstehung der Welt wieder ungeschehen machen, um sie dann nach den Vorstellungen des Aethers neu zu erschaffen. Und falls es wirklich das war, was ihnen allen bevorstand, dann war es gleichgültig, was Niccolo für Mondkind oder Nugua empfand, ob Feiqing je wieder dieses Kostüm ablegen würde oder ob sie selbst ... ja, und das war die Frage, der sie seit Wochen aus dem Weg ging: Was wollte eigentlich sie selbst?
    Als wandernde Schwertmeisterin hatte sie nur für den Kampf gelebt. Die Zahl der Feinde, die sie erschlagen hatte, war legendär. Manchmal folgte ihr die Erinnerung an all die Toten, all die Verstümmelten wie eine Heerschar von Geistern. Aber im Gegensatz zu Feiqing, der sich entschieden hatte mit seiner Vergangenheit abzuschließen, glaubte Wisperwind nicht an die Heilsamkeit des Vergessens. Ihre Vergangenheit zu tilgen wäre ebenso falsch gewesen wie das, was der Aether anstrebte - er wollte ungeschehen machen, wollte auslöschen. Wenn sie also alles versuchte, um ihn aufzuhalten, dann tat sie das nicht allein aus Angst vor dem Ende, sondern aus tiefster Überzeugung. Er bedrohte ihre Werte ebenso wie ihr Leben.
    »Herrjemine«, stöhnte Feiqing und rang flehend die Pranken, »pass doch mal auf, wann du dran bist!«
    Geistesabwesend ließ sie den Becher kreisen und knallte die Würfel auf den Tisch. In einer Pfütze aus Bierschaum blieben sie liegen.
    »Hey!« Der Rattendrache hob eine wulstige Braue.
    Wisperwind zählte drei Sechsen und eine Fünf. Der bislang beste Wurf. Aber es fiel ihr schwer, sich darüber zu freuen, auch wenn es bedeutete, dass sie Feiqing auf einen Schlag einen Großteil seines Gewinns abgeluchst hatte.
    »All das schöne Salz«, wehklagte er und schob es über den Tisch zu ihr herüber, eine Reihe fausthoher Hügel.
    Kangan blickte nachdenklich von den weißen Salzgipfeln auf zu Wisperwind. Seine Eulenaugen wirkten noch dunkler. »Was, glaubst du, wird uns in den Himmelsbergen erwarten?«
    »Außer den Drachen und dem größten Riesen, der jemals gelebt hat?« Sie wollte spöttisch klingen, wenigstens sarkastisch, aber eigentlich war sie nur ratlos. »Ich weiß es nicht.«
    »Es heißt, dass sich die Quelle des Lavastroms irgendwo in den Himmelsbergen befindet.« Feiqing wollte nach den Würfeln greifen, ließ sie dann aber liegen, als hätte er mit einem Mal das Interesse verloren. »Und der Ursprung anderer Dinge.«
    Vor dem Fenster zogen die Luftschlitten Bahnen durch den blauen Dunst. Es sah aus, als wollten sie den Himmel in Stücke schneiden.

Mondkinds Schlaf
    Nugua fand Niccolo bei Mondkind.
    Draußen musste es längst dunkel sein, aber hier unten, in den Tiefen der Heiligen Grotten, machte das keinen Unterschied. Die einzigen Lichtquellen, die es in den Dongtian gab, waren die goldenen Schuppen der Drachen. Der Glanz, den sie ausstrahlten, tauchte die hohen Felsendome und Kavernen in überirdisches Goldlicht.
    Nugua zögerte, bevor sie die Grotte betrat. Der Ort, an dem Mondkind auf einem natürlichen Podest ruhte, ähnelte einem Schrein - einem jener Heiligtümer, in denen die steinernen Abbilder von Göttinnen aufgebahrt lagen. Wie alle Dongtian besaß die Höhle enorme Ausmaße, hoch wie ein Saal im kaiserlichen Palast und weitläufig genug, um zahlreichen Drachen Platz zu bieten.
    Doch derzeit hielt sich keiner der goldenen Giganten in der Grotte auf. Rund um Mondkinds Ruhestätte lagen Drachenschuppen, wie Yaozi und die anderen sie häufig verloren, jede einzelne so groß wie der Oberkörper eines Menschen; jemand hatte sie eingesammelt und in einem Kreis am Boden verteilt. Sie tauchten die Szenerie in unwirklichen Schimmer. Ein, zwei Tage würde ihr Glanz anhalten, ehe er endgültig verblasste und neue Schuppen herbeigeschafft werden mussten.
    In Ermangelung einer Bettstatt

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