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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihrem Konflikt mit Niccolo wollte sie nicht auch noch mit Yaozi streiten, aber leicht fiel es ihr nicht. »Ich bin alt genug, um selbst zu wissen, was gut für mich ist.«
    Der Drachenkönig schnaubte wieder. Diesmal klang es fast wie ein Lachen. »Du hast dich wirklich nicht verändert. « »Doch. Sehr sogar.«
    Yaozi schwieg eine "Weile, während er sich durch eine Reihe natürlich gewachsener Felsentore schlängelte. Er bewegte sich jetzt vorsichtig, viel langsamer als vorhin, vielleicht aus Rücksicht auf seine Reiterin. Ebenso gut hätte sie neben ihm herlaufen können.
    »Ich bin ein Mensch geworden.« Sie erschrak selbst beim Klang ihrer Worte. Endlich war es heraus.
    »Ja«, sagte er nur. »Ich weiß. Und die Wahrheit ist, dass du nie etwas anderes gewesen bist.«
    »Aber ich war eine von euch!«
    »Und hast trotzdem nie deine Menschlichkeit verloren. «
    »Deshalb wolltet ihr mich nicht dabeihaben?«
    »Damals hättest du es nicht verstanden. Seitdem hast du eine Menge gesehen und erlebt. Die Begegnung mit dem Xian und dem Seelenschlund, vielleicht die Wochen, die du mit diesem Jungen unterwegs warst ... Wer weiß, vielleicht hat sogar dieses Mädchen, Mondkind, etwas in dir bewirkt.«
    Sicher, dachte sie, zum Beispiel die Tatsache, dass ich ihr am liebsten den Hals umdrehen würde.
    Bei allen Göttern, war das Eifersucht?
    »Wo bringst du mich hin?«, fragte sie, um sich von unliebsamen Wahrheiten abzulenken. Tatsächlich ahnte sie längst, wohin ihr Weg sie führen würde.
    »Vielleicht wirst du alles verstehen, wenn du es mit eigenen Augen siehst.« Leiser fügte er hinzu: »Aber ich warne dich. Es wird dir nicht gefallen.«
    Sie schwieg, rückte sich in seinem Geweih zurecht und hatte mit einem Mal das Gefühl, den Schatten der Purpurnen Hand auf ihrer Brust zu spüren. Das Fluchmal, mit dem der Mandschuhauptmann Lotusklaue sie gezeichnet hatte, wäre beinahe ihr Ende gewesen. Yaozis Magie hatte den Bann von ihr genommen, doch der dunkle Umriss einer Faust, die sich allmählich um ihr Herz geballt hatte, war nicht vollständig verschwunden. Er würde sie nicht mehr töten, vielleicht nicht einmal schwächen, aber spüren würde sie ihn ihr Leben lang.
    Unter ihr verharrte Yaozi abrupt. Der Ruck hätte sie beinahe nach vorn aus seinem Geweih katapultiert. Im letzten Moment konnte sie sich mit beiden Händen festhalten.
    »Was ist -«
    »Still!« Sein Tonfall war ungewöhnlich scharf.
    Sie befanden sich auf einer steilen Schräge mit niedriger Felsdecke - niedrig jedenfalls für einen ausgewachsenen Drachen mit hohem Geweih. Links von ihnen näherten sich Boden und Decke einander an, bis sie nach zehn oder zwanzig Metern aufeinandertrafen. Rechts aber war nichts als Finsternis. Yaozis Goldglanz traf auf keinen Widerstand, abgesehen von vereinzelten Felsbuckeln. Auch weiter unten, in der Richtung, in die sie wollten, herrschte Dunkelheit.
    »Wir sind nicht allein«, raunte er, ohne sichtbar das Maul zu öffnen.
    Nugua wurde zum ersten Mal bewusst, an was für einem Ort sie sich befand. Und wie bedrohlich diese
    Grotten eigentlich waren. Tausende Meter unter dem Gebirge wäre sie allein vollkommen hilflos. Ohne den Drachen mit seinem schimmernden Schuppenkleid würde sie in der Finsternis nicht in hundert Jahren zurück an die Oberfläche finden. Das Labyrinth der Dongtian war endlos, lichtlos und ohne eine Spur von Hoffnung für jene, die auf sich allein gestellt waren.
    Ihre Finger krallten sich noch fester um die Hörner des Drachenkönigs. Dabei wünschte sie, Yaozi würde irgendetwas tun, nicht einfach nur daliegen und horchen. Geduld war niemals eine ihrer Stärken gewesen.
    Sie versuchte im Goldlicht der Drachenschuppen etwas zu erkennen.
    »Juru«, raunte er.
    Sie zog die Brauen zusammen. »Hier?«
    »Als wir vor einem Jahr herkamen, wimmelte es nur so von ihnen. Wir haben viele getötet und den Rest vertrieben. Die meisten jedenfalls. Aber von Zeit zu Zeit tauchen immer wieder welche auf.«
    »Juru sind nicht besonders schlau«, sagte Nugua zweifelnd.
    »Eben deshalb sind nicht alle von ihnen geflohen.«
    »Und sie sind feige.«
    »Für gewöhnlich, ja«, bestätigte er. »Zumindest wenn sie es mit uns Drachen zu tun bekommen. So ist es schon immer gewesen. Aber diese hier sind anders ... Sie geben längst nicht so schnell auf wie jene, die man sonst trifft, draußen im Freien.«
    Während Nuguas Jahren bei den Drachen hatte es Yao-zis Clan einige Male mit Juru zu tun bekommen. Sie hielten sich in

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