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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erschöpft.
    Unter freiem Himmel folgte den Drachen ein ewiger Dunst aus feinem Sommerregen, der sanft von ihren Schuppen perlte und ihre biegsamen Schlangenleiber sauber hielt. Hier unten aber, in den Abgründen der Heiligen Grotten, drang die einzige Feuchtigkeit aus dem Fels und sie war kalt und glitschig. Yaozis blutrote Drachenmähne war davon strähnig und stumpf geworden. Die endlosen Wege über den zerfurchten Boden hatten seine meterlangen goldenen Fühler verkratzt und mit einem matten Schmutzfilm überzogen. Er musste sich einzelne Spitzen seines baumhohen Geweihs an den Felsdecken angestoßen haben und Nugua meinte ein oder zwei abgebrochene Enden zu erkennen. Obwohl sich seine Schuppen regelmäßig erneuerten, hatten auch sie an Glanz verloren; sogar der Körper des jungen Drachen, der Mondkind bewachte, besaß mehr goldene Leuchtkraft als der des Drachenkönigs.
    »Du siehst müde aus«, sagte Nugua, als Yaozi mit einem Seufzen den Schädel vor ihr ablegte. Die Sorge um ihn vertrieb sogar ihre Wut und Enttäuschung darüber, dass er ihr noch immer jede Erklärung über das Verschwinden der Drachen vor einem Jahr vorenthielt.
    »Unsere Aufgabe ist nicht leicht.« Statt näher darauf einzugehen, streckte er einen seiner goldenen Fühler aus und berührte sanft ihre Schulter. Ihm war nicht entgangen, dass auf ihren Wangen noch immer Tränen glänzten. »Es ist an der Zeit, dir etwas zu zeigen.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, schlang er den Fühler um ihren Oberkörper, hob sie auf seine flache Stirn und setzte sich in Bewegung.
    Insgeheim war sie ihm dankbar, dass er ihr Zeit gab, sich zu fassen. Sie holte tief Luft, presste die Lippen aufeinander und kletterte ins Goldgeäst seines Geweihs. In einer Horngabel fand sie genug Halt und klammerte sich mit beiden Händen fest. Solange sich ein Drache über den Boden bewegte, war es nicht allzu schwer, ihn zu reiten. Ganz anders sah es aus, wenn er sich in die Luft erhob - die Giganten glitten federleicht wie Luftschlangen durch den Himmel, auf Wellenbahnen, die willkürlich und steuerlos erschienen. Die Kraft eines Menschen reichte nicht aus, dem Geschüttel und Gerüttel eines Drachenflugs standzuhalten, und so hatte selbst Nugua während all der Jahre in Yaozis Clan nie den Flug auf einem ihrer Freunde gemeistert.
    In den Dongtian aber hatte Yaozi gar keine andere Wahl, als so niedrig wie möglich am Boden zu bleiben. Obgleich die Grotten hoch und weiträumig waren, gab es immer wieder Schneisen und Durchgänge, die zu eng für die Drachen waren und weite Umwege nötig machten. Er hielt den Schädel tief über dem Grund, als er mit beachtlichem Geschick zwischen den engen Felsen dahinglitt und mit Nugua in einen abwärtsführenden Steinschacht bog.
    Sie hatte längst gelernt, dass die Dongtian mehr waren als nur ein paar Höhlen tief im Gebirge. Heilige Grotten gab es in vielen Bergen Chinas, vor allem in den hohen, deren Gipfel beinahe bis zum Himmel reichten. Sie waren Orte, an denen einst Götter die Nähe von Sterblichen gesucht hatten, und Nugua vermutete, dass auch Li, Guo Lao und die übrigen Xian ihre Unsterblichkeit in den Dongtian erhalten hatten. Manche erzählten sich, dass es unterirdische Verbindungen zwischen den Heiligen Grotten gab, nicht nur innerhalb eines Gebirges, sondern kreuz und quer durchs ganze Reich - geheime Schächte so tief unter der Erde, dass sogar die Unsterblichen ihren genauen Verlauf vergessen hatten.
    Yaozi schnaubte leicht. Im Schein seiner rostroten Schuppen blies goldener Aetherdunst aus seinen Nüstern, als er eine karstige Felshalde hinabglitt. Wieder wurde ihr schmerzlich bewusst, dass jeder einzelne Atemzug der Drachen ihren Feind noch stärker machte.
    Sie dachte an all das, was zwischen ihnen unausgesprochen war. Nichts war mehr wie früher, nicht die Welt, nicht ihre Freundschaft. Der Drachenkönig wirkte nachdenklich und melancholisch. Vielleicht war dies der richtige Zeitpunkt, um endlich die Wahrheit zu erfahren.
    »Yaozi?«, begann sie zögerlich. »Wir können nicht ewig so tun, als wäre nichts geschehen.«
    »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist«, sagte er. Seine Fühler suchten vor ihnen nach losem Gestein und tückischen Spalten. »Vielleicht war es ein Fehler, dich damals ohne Abschied zurückzulassen. Aber du hättest nur darauf bestanden, dass wir dich mitnehmen. Und gerade das wollte ich vermeiden.«
    »Du hättest mir die Entscheidung überlassen müssen«, sagte sie mühsam beherrscht. Nach

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