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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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einmal.
    Plötzlich schlug die gewaltige Masse seines Schlangenkörpers nach rechts aus, ein lang gestreckter Berg aus Muskeln und Schuppen, der alles in seiner Bahn niederwalzte wie eine Lawine. Die Juru schrien aus Dutzenden Kehlen, und nun klang es nicht mehr wie ein Signal zum Angriff.
    Nugua konnte kaum etwas sehen. Sie hatte alle Hände voll damit zu tun, sich festzuklammern, während das Tonnengewicht des Drachenkönigs nun auch seinen Schädel und sie selbst mit herumriss. Felsenwesen wurden unter dem glühenden Schuppenleib zerquetscht oder in die Schatten davongefegt. Die drei, die sich auf Yaozis Rücken festgesetzt hatten, kämpften um ihren Halt, hatten sich aber tief genug in den Ritzen zwischen seinen Schuppen verhakt, um nicht abgeworfen zu werden. Wie Zecken klebten sie am Körper des Drachen, mit verwinkelten Armen und Beinen, deren Stacheln sie tief zwischen die Schuppen getrieben hatten.
    Alles um Nugua wurde zu einem Wirbel aus Goldglanz und felsiger Finsternis. Sie war versucht die Augen zu schließen und sich einfach mitreißen zu lassen - und welche Wahl blieb ihr auch? Sie ahnte nur, dass Yaozis Körper nun quer zur Schräge lag. Das wiederum bedeutete, dass er womöglich zu viel Schwung hatte und -
    Ihre Befürchtung bewahrheitete sich, als der nächste mörderische Ruck durch die Geweihspitzen raste. Einmal mehr wäre sie fast aus ihrem sicheren Nest gestürzt. Yao-zi stieß ein donnerndes Brüllen aus, verlor auf dem steilen Hang seinen Halt und geriet ins Rollen. Die Kraft, die er eingesetzt hatte, um die Juru zu zerquetschen, wandte sich jetzt gegen ihn. Wie ein gefallener Turm wälzte sich der Koloss auf der Seite die Schräge hinab, vom eigenen Schwung in eine Bewegung versetzt, die er selbst nicht mehr aufhalten konnte. Möglich, dass er dabei weitere Felsenwesen unter sich begrub und die letzten Überlebenden endgültig in die Flucht schlug. Doch Nuguas größte Sorge waren nun nicht mehr die Juru, sondern die brachiale Gewalt, die Yaozi durch sein unkontrolliertes Rollen freisetzte. Das goldene Geweih schlug auf Stein, wieder und wieder, während weitere Enden abbrachen und als dolchlange Splitter umherschwirrten. Nugua verlor mehrfach den Halt, wurde aber von anderen Hornenden aufgefangen und blieb dadurch im Inneren des Geweihs gefangen - zumindest während der ersten Drehungen.
    Dann aber versuchte Yaozi seinen Sturz die Schräge hinab zu bremsen. Seine Krallen saßen an muskulösen, aber viel zu kurzen Beinen, und so konnte er sich nur mit Gegenbewegungen seines gesamten Körpers gegen den Sog der Tiefe wehren. Er zog seinen Schlangenleib zusammen, die ganzen hundert Meter, was in Anbetracht der Enge nicht einfach war. Zugleich schlug er die Klauen in Boden und Decke, rutschte immer wieder ab und schnitt Furchen wie tiefe Gräben in den Fels. Die Kontraktion und neuerliche Dehnung seines Körpers setzte ungeahnte Gewalten frei und fegte Felshöcker beiseite, die über Jahrtausende aus der Schräge gewachsen waren.
    In ihrem schützenden Nest aus Hornspitzen und Geweihgabeln, groß wie eine Baumkrone, wurde Nugua umhergeschleudert, fand neuen Halt und verlor ihn wieder. Mit einem Aufschrei prallte sie auf Fels, zum Glück nur aus niedriger Höhe, rollte mehrere Meter hinter dem abwärtsdonnernden Giganten her und kam schließlich zum Liegen.
    Ihr Körper fühlte sich an wie eine einzige große Prellung, sie hatte blutige Abschürfungen und zudem in all dem Chaos ihren Uberwurf aus Drachenhaut verloren; gerade er hatte sie bis zuletzt vor dem Schlimmsten bewahrt.
    Als sie den Kopf hob, sah sie Yaozi weiter unten den Hang hinabpoltern, nicht mehr lang ausgestreckt, sondern mit den Krallen um sich schlagend, den Drachenleib halb zusammengekrümmt. Ihr schien, als würde er langsamer, konnte aber nichts Genaues erkennen, weil er selbst auf eine Entfernung von dreißig, vierzig Metern zu groß war, um ihn auf einen Blick in seiner Gesamtheit zu erfassen. Goldglühend wie eine Feuerwand bot er sich Nugua dar, die selbst noch viel zu benommen war, um klar denken zu können.
    Taumelnd kämpfte sie sich auf die Füße, stellte fest, dass sie noch laufen konnte, und stolperte hinter Yaozi her. Mehrfach musste sie im Halbdunkel den metertiefen Furchen ausweichen, die seine Krallen in den Fels geschlagen hatten. Zwei, drei Mal schaute sie sich nach weiteren Juru um, aber sie bezweifelte, dass genug übrig waren, die den Mut aufbrachten, dem Drachen zu folgen.
    Mit einem ohrenbetäubenden

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