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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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auch schon den verbliebenen Soldaten zu Hilfe. Wisperwind verharrte einen Augenblick länger und erfasste mit einem Blick die Lage. Mindestens dreißig Juru drängten sich am Fuß des Brückenwracks um die Überlebenden;
    fast die gleiche Zahl musste unter den Klingen der Verteidiger gefallen sein. Im Gegenzug waren neun Soldaten ums Leben gekommen, und mindestens zwei weitere waren zu verletzt, um mit mehr als den letzten Reserven zu kämpfen. Wenn sie diesen Kampf überleben wollten, mussten sie es bis zur Gondel schaffen, denn die Juru würden den Soldaten keine Zeit lassen, die Gurte und Riemen der Luftschlitten anzulegen. Der Korb am Seil war ihre einzige Chance.
    Bevor Wisperwind das Götterschwert erneut gegen die Felsenwesen führte, blickte sie zur Abendstern hinauf. Ihre vage Hoffnung, dass weitere Soldaten auf dem Weg zu ihnen wären, wurde enttäuscht. Wahrscheinlich waren sie von dort oben aus im Gewirr der Trümmer gar nicht zu sehen. Zudem fürchtete sie, dass die Befehlskette vom Ausguck bis zur Brücke viel zu behäbig war, um rasch genug auf die verzweifelte Lage zu reagieren.
    Und noch etwas sah sie. Die Gondel schwebte auf halber Höhe zwischen Gletscher und Gildenschiff - in mindestens hundert Metern Höhe. Ein winziger Stecknadelkopf vor dem fliegenden Koloss, mit dem zugleich ihre letzte Zuversicht schwand. Jemand musste veranlasst haben, das Seil einzuholen. Sie erkannte auch den Grund. Das Schiff war ein gutes Stück weit abgetrieben. Um das Risiko auszuschließen, dass sich Gondel und Tau in den Trümmern am Boden verfingen, war beides nach oben gezogen worden. Eine vernünftige, für die Menschen am Boden jedoch fatale Entscheidung.
    Also blieben ihnen doch nur die Luftschlitten.
    »Kangan!« Sie kreuzte seinen Blick und deutete hinauf zum Schiff und der Gondel. Er stieß einen Fluch aus und kam zum selben Schluss: »Die Schlitten«, sagte er verbissen, so als hätte er wenig Hoffnung, dass sie es heil bis dorthin schaffen würden.
    Sie nickte, dann raste sie wie ein Derwisch unter die Ju-ru, schlug und schnitt und hackte, um Kangan, sich selbst und den verletzten Soldaten eine Schneise durch die Angreifer zu bahnen.
    Irgendwie gelang es ihnen, die Brücke von außen zu umrunden. Wisperwind sah, dass die Erschöpfung den drei Männern zu schaffen machte, ganz zu schweigen von den Wunden, die sie davongetragen hatten. Auch Kangan war verletzt, eine Vielzahl kleiner Schrammen und Risse, die zweifellos schmerzhaft waren, ihn aber nicht ernsthaft behinderten.
    Mehr als zwanzig Juru waren übrig und der Weg zu den Luftschlitten schien endlos - als etwas geschah, mit dem keiner gerechnet hatte.
    Ohne jede Vorwarnung gerieten die Felsenwesen in helle Aufregung. Viele hielten inne, blieben im Schnee auf allen vieren hocken und reckten die augenlosen Schädelstränge zum Himmel. Wie sie wahrnahmen, was dort oben vor sich ging, wusste Wisperwind nicht. Aber sie sah, was die Kreaturen entdeckt hatten.
    Auch Kangan folgte ihrem Blick. Unter dem Blut, das sein Gesicht bedeckte, verengten sich seine Eulenaugen. Sein Mund formte einen tonlosen Fluch.
    Eine Handvoll Juru warf sich herum und ergriff die  Flucht. Andere starrten weiterhin nach oben. Nur wenige kämpften noch, doch auch sie hielten bald inne. Unverhofft kam es zu einem Waffenstillstand zwischen Menschen und Felsenwesen. Außer dem rasselnden Atem der Verletzten ertönte eine Weile lang kein Laut.
    Im Norden über dem Gletscher war der Himmel nicht länger leer. Drei Luftschiffe schwebten hoch über dem Eis, hielten genau auf die Abendstern zu. Sie hatten die Gipfelkette am Rand des Gletschers passiert und befanden sich nun auf halber Strecke zwischen den Bergen und dem Wrack am Boden. Sie hatten eine ähnliche Fischform wie Kangans Schiff, mit gezackten Segeln rund um den ovalen Leib.
    »Sind das welche von euch?«, raunte Wisperwind, ohne die Juru aus den Augen zu lassen. Sie ahnte die Antwort, schon bevor Kangan steif den Kopf schüttelte.
    »Nein.«
    Am strahlend blauen Himmel über den Granitzacken erschienen jetzt weitere Silhouetten, mindestens sechs, aber sie standen so nah beieinander, dass da noch mehr von ihnen sein mochten, in zwei oder drei Reihen hintereinander. Sie verharrten über den Bergen wie ein Schwärm Raubfische an einem Riff in kristallklarem Wasser. Nur die drei vorderen Schiffe kamen näher, während ihre riesigen Schatten wie Rochen über das Eis glitten.
    Mehrere Juru stießen schrille Laute aus. Mit einem Mal

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