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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die  Hornkrone Yorotaus an Goldglanz verloren hatte. Alle fünf Drachen, die nebeneinander auf dem Plateau lagen und über die Kante blickten, schienen nicht länger aus sich selbst heraus zu leuchten - eine Täuschung, weil der Hintergrund hundertmal feuriger glühte und die Leuchtkraft der Giganten überstrahlte.
    Die brennenden Haare, die Niccolo roch, gehörten einem der Drachen, der sich ein Stück weiter vorgebeugt und mit seinem türkisfarbenen Bart den glutheißen Fels berührt hatte, die senkrechte Steilwand unterhalb des Vorsprungs, die dem Feuerschein aus der Tiefe schutzlos ausgesetzt war. Der Drache zog das riesige Haupt zurück und schüttelte es, als könnte er die Hitze abstreifen wie Ungeziefer. Niccolo wurde bewusst, dass auch der Boden, auf dem die Drachen ruhten, ungeheuer heiß sein musste. Ihre Schuppen schützten sie, aber Niccolo allein wäre darauf wohl zusammengebrutzelt wie eine Mücke auf einem Kochstein.
    Jemand musste einen stummen Gedankenbefehl zum Rückzug gegeben haben, denn nun schoben sich die fünf Drachen rückwärts in den Schutz des Tunnels. Dort blieben sie liegen, die Köpfe in einer Reihe nebeneinander, und blickten durch die breite Öffnung hinaus auf das Plateau und das glühende Inferno dahinter.
    Niccolo nutzte das stumme Zwiegespräch der Drachen, um sich noch einmal vor Augen zu führen, was er dort draußen gesehen hatte. Es war, als könnte sein Verstand erst jetzt verarbeiten, was seine Augen bei all der Hitze nur erahnt hatten.
    Es war ein Abgrund, gewiss, aber nicht einfach nur ein gewaltiges Loch wie so viele andere Schlünde, die sie auf ihrem Weg hierher passiert hatten. Wie weit die ungeheuerliche Tiefe nach rechts oder links reichte, war nicht auszumachen - sie schien sich endlos in beide Richtungen zu erstrecken. Wohl aber gab es ein solides Gegenüber, eine titanische Felswand vielleicht einen oder zwei Kilometer von dem Plateau entfernt. Aus ihr entsprang eine Sturzflut aus Lava, mehrere Hundert Meter über dem Boden des Abgrunds und mindestens dreimal so breit. Auf Niccolo wirkte sie wie ein Wasserfall, dessen Fluten sich in pures Feuer verwandelt hatten. Dies war nicht das erste Mal, dass er so etwas sah - in Sichuan hatte er den legendären Lavastrom überquert, indem er über eine Kette aus Perlenschildkröten geklettert war, jene rätselhaften Wesen, die Meister Li aus den Tiefen des kochenden Gesteins herbeigerufen hatte.
    Doch selbst das grandiose Panorama des Lavastroms war nichts im Vergleich zu dem, was jenseits dieser Felsplattform lag. Die glühende Sturzflut aus der gegenüberliegenden Felswand floss aus einem waagerechten Einschnitt im Gestein, ein oder zwei Kilometer breit. Genaueres hatte Niccolo bei all der Hitze und Helligkeit nicht erkennen können.
    Die Drachen zogen sich noch tiefer in den Tunnel zurück. »Wir glauben zu wissen, was dies für ein Ort ist«, sagte Yorotau. »Viele Legenden, älter noch als wir, berichten davon, dass die Quelle des Lavastroms in den Himmelsbergen zu finden ist. Wie es aussieht, haben wir sie gefunden.« Er hielt inne, vielleicht damit Niccolo diese Erkenntnis verarbeiten konnte. »Aber das ist nicht alles.«
    Niccolo war in Gedanken noch beim Lavastrom, der sich seit Äonen durch die Weiten Chinas wälzte, heiß und flüssig vorn an seiner Spitze, dahinter aber abgekühlt und zu grauem Gestein erstarrt. Niemand wusste mit Sicherheit, woher er kam und was ihn auch nach all der Zeit mit frischer Lava speiste. Unterirdische Zuflüsse, hatte Li während ihres Marsches über die versteinerte Lavastraße gemutmaßt. Doch nicht einmal der Xian war sich dessen sicher gewesen. Und obwohl Niccolo auch jetzt nicht verstand, wie die brodelnde Lava aus den Himmelsbergen in unterirdischen Kanälen durch das gesamte Reich bis zur Zunge des Lavastroms fließen konnte, hegte er keine Zweifel an Yorotaus Worten. Wer, wenn nicht die Drachen, hätte dieses Geheimnis lösen können? Und wo, wenn nicht hier, am Grab des Schöpfers der Welt, mochte der Ursprung eines ihrer größten und ältesten Geheimnisse zu finden sein?
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Yorotau noch etwas gesagt hatte: Aber das ist nicht alles. Eine Ahnung tieferen Unheils lag im Tonfall des Drachen.
    »Was noch?«, fragte Niccolo mit rauer Stimme. Die Hitze drang in seinen Mund und schien seine Kehle zu verbrühen.
    Bevor Yorotau antworten konnte, verließ einer der anderen Drachen den Tunnel und schob sich erneut hinaus auf den Felsvorsprung. Niccolo

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