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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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er'erzählte dem Jungen von der Ankunft der Geheimen Händler und führte ihn nach oben zum Portal.
    Yaozi und die anderen Drachenkönige hatten sich nach ihren Verhandlungen mit den Gildenmeistern zu Beratungen zurückgezogen. Auch Nugua war nirgends zu finden. Niccolo wurde bewusst, dass er sie vermisste. Sogar die Streitereien mit ihr fehlten ihm.
    Allein mit dem Drachen starrte er staunend zu den vier Luftschiffen hinauf und verspürte einen heftigen Stich bei der Erinnerung an seine Heimat. Zuvor hatte er die Geheimen Händler nie mit eigenen Augen gesehen, kannte sie nur aus den Beschreibungen seines Vaters. Ihr letzter Handel mit dem Wolkenvolk lag länger zurück als Niccolos Geburt. Und obwohl Cesare Spini ein guter Erzähler gewesen war, war der Anblick der Gildenschiffe doch um ein Vielfaches beeindruckender als alle seine Beschreibungen.
    Der Drache bot an, ihn zurück zu Mondkinds Grotte zu führen. Stattdessen aber fragte Niccolo, ob er ihn bei seiner Patrouille durch die Höhlen begleiten dürfte. Der goldglühende Koloss, halb so lang wie eines der Luftschiffe am Himmel, überlegte kurz, dann schnaubte er als Zeichen seines Einverständnisses.
    Im verästelten Geweih eines Drachen zu sitzen, während der sich durch Höhlen und Spalten schlängelte, hatte leicht ausgesehen, solange Nugua es tat. Sie aber hatte vierzehn Jahre an der Seite von Drachen gelebt, während Niccolo mit Kühen und Schweinen aufgewachsen war. Nicht einmal auf einem Pferd hatte er länger als ein paar  Minuten gesessen. So wurde der Ritt in der Hornkrone des Drachen zu einer Bewährungsprobe, die er so nicht erwartet hatte - und die doch zugleich eine willkommene Abwechslung war zu dem brütenden Dasitzen in Mondkinds Grotte, dem Selbstmitleid und den Vorwürfen.
    Er tat wieder etwas, selbst wenn es für die Drachen keinen Unterschied machte, und er fühlte sich wohl dabei. Er trug Silberdorn auf dem Rücken, das Götterschwert aus den Lavatürmen, und falls es zu einer Begegnung mit Juru kommen würde, war er fest entschlossen zu kämpfen. Er hatte Drachen sterben sehen, während sie Pangus Herz vor dem Zugriff des Aethers beschützten. Jetzt war er bereit, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen.
    Der Drache, in dessen Hörnerkrone er saß, trug den Namen Yorotau. Er gehörte zum Clan Maromars, des jüngsten und kriegerischsten unter den Drachenkönigen, und so impulsiv und ungeduldig wie sein Herrscher war auch Yorotau. Er hielt sich nicht damit auf, Rücksicht auf den Reiter in seinem Geweih zu nehmen. Stattdessen glitt er geschwind durch die Felsenschächte der Dongtian, hob und senkte den riesigen Schädel, um Hindernissen auszuweichen, und verzichtete nach ein paar anfänglichen Zurufen schon bald auf alle Warnungen. Er meinte es nicht böse und hegte auch keinen Argwohn gegen die Menschen wie so viele andere Drachen. Er ging wohl einfach davon aus, dass der Junge in seinem Geweih irgendwie zurechtkommen würde, was Niccolo anfangs mit einem Anflug von Panik, bald aber mit Stolz erfüllte. Yorotau vertraute auf sein Geschick und seine Fähigkeit, sich anzupassen, und wenn Niccolo dem Glauben schenkte, was Nugua ihm über die Drachen erzählt hatte, so war das eine hohe Auszeichnung.
    Einmal, einige Stunden nach ihrem Aufbruch vom Portal, richtete Yorotau das Wort an ihn. »Ich habe einen Ruf Maromars vernommen«, sagte er in einer Wolke aus aufstiebendem Aether. »Ich soll mich einigen anderen Drachen meines Clans anschließen, um die westlichen Regionen der Dongtian zu erkunden.«
    »Ich dachte, ihr alle sollt euch dem Kampf um Pangus Herz anschließen.«
    Yorotau brummte etwas in der Drachensprache, ehe er sagte: »Offenbar zieht eine neue Gefahr herauf. In den Grotten werden immer mehr Juru gesichtet und Maromar und die anderen Könige fürchten, dass auch das mit dem Aether zu tun haben könnte. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns in den Rücken fallen.«
    »Die Juru gehorchen ihm?«
    »Eben das sollen wir herausfinden.«
    »Dann nimm mich mit!«
    »Ich werde dir deinen Leichtsinn nicht ausreden, Menschenjunge mit den Drachenaugen. Es ist allein deine Entscheidung. «
    »Mein Name ist Niccolo. Und ich wäre stolz, wenn ich bei dir bleiben dürfte.«
    Yorotau lachte leise. »Nun, Niccolo, dann solltest du dich besser gut festhalten!«
    Fünf Drachen aus Maromars Clan fegten durch die Tiefen der Heiligen Grotten. Der Goldglanz ihrer gewaltigen Schlangenleiber trug Licht an Orte, die seit der Entstehung der Welt

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