Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
nach unten.
    Nicht heute , wiederholte sie stumm.

Der achte Xian
    Der Ruf kam von oben, gefolgt von ohrenbetäubendem Rauschen und Flattern.
    »Hinweg!«, brüllte eine tiefe Stimme. »Hinweg mit euch, Gewürm! Zurück in eure Felsenlöcher! Verdammt sollt ihr sein auf ewig!«
    Vielstimmiges Jurugeschrei hob an. Die Kreaturen erwachten aus der Starre, in die sie nach Wisperwinds Kraftstößen verfallen waren. Allmählich gewann ihre Mordlust wieder die Oberhand. Schädelstränge wirbelten aufwärts. Armlange Hornstachel, die von allen Seiten in die Richtung der drei Gefährten wiesen, wurden zurückgerissen und fächerten in die Höhe, um das, was von oben über sie kam, in Panik abzuwehren.
    Feiqing kreischte auf. Auch Kangan schrie. Wisperwind riss den Mund auf, aber kein Laut drang hervor. Selbst dazu fehlte ihr die Kraft.
    Plötzlich regnete es Silber. Das war ihr erster Gedanke.
    Dann begriff sie, dass blanker Stahl aus dem Nachthimmel hagelte, ein Strom von Klingen - Schwerter, die rund um sie niedergingen und dürre Juruleiber an die Felsen nagelten. Sie sah noch immer wie durch Wasser, zu unscharf, um alle Einzelheiten wahrzunehmen. Und doch erkannte sie, dass sie und ihre beiden Gefährten inmitten eines
    Sturms aus Schwertern standen, Dutzende, nein Hunderte von Klingen, die senkrecht aus dem Himmel herabstießen und die Juru in Sekundenschnelle töteten. Was eine Heerschar Krieger viel Zeit und hohen Blutzoll gekostet hätte, vollbrachte ein Einzelner jetzt ganz allein und innerhalb weniger Atemzüge.
    Bald verstummte der letzte Juruschrei. Das Röcheln der sterbenden Kreaturen verebbte. Stille senkte sich herab auf den Felsenpass.
    Stille - und ein gewaltiger Kranich.
    Der Riesenvogel ging zwischen den toten Juru nieder, setzte seine Krallen aber nur zögerlich auf, um sich nicht an den zahllosen Schwertern zu verletzen, die überall aus dem Boden ragten. Ein letztes Mal schlug er mit den Schwingen und schüttelte sie, ehe er sie anlegte und der Reiter auf seinem Rücken vollends sichtbar wurde.
    Feiqing stieß einen erschrockenen Laut aus. »Ich kenne ihn ... So was hat er schon einmal gemacht, damals im Wald ...«
    Wisperwind fiel es noch immer schwer, die Umgebung deutlich zu erkennen. Sie versuchte ihren Blick auf den Neuankömmling zu fixieren, aber es war, als läge eine Schicht aus hauchdünnem Papier vor ihren Augen. Wäre da nicht der Felsen in ihrem Rücken gewesen, sie hätte sich nicht auf den Beinen halten können.
    »Wer ist das?«, keuchte Kangan. Seine Stimme klang gurgelnd, als flösse Blut seine Kehle hinab.
    »Ich will keinen Kampf mit euch«, sagte der Mann auf dem Kranich. »Und wenn ich mir euch so ansehe - was für ein Kampf könnte das schon sein? Obwohl ihr euch gut geschlagen habt.«
    »Guo Lao«, stieß Feiqing aus. »Der letzte der acht Unsterblichen.«
    »Guo Lao bin ich wohl«, sagte der Vogelreiter. »Aber der letzte Unsterbliche? Nicht, solange mir keiner sagen kann, was aus meinem Bruder Li geworden ist.«
    Schemenhaft sah Wisperwind, wie sich die Gestalt vom Rücken des Vogels schwang. Ein angewidertes Schnauben drang zu ihr herüber, als der Xian zwischen den Juruka-davern am Boden aufkam.
    »Diese Schwerter«, ächzte sie. »Wie ... hast du das gemacht? « Sie erinnerte sich düster, dass Feiqing ihr von Guo Laos Kampf mit Mondkind erzählt hatte; auch damals hatte der Unsterbliche einen Schwerter stürm beschworen.
    »Das ist nichts«, entgegnete er leichthin, aber in seiner Stimme lag ein kaum merkliches Beben, so als hätte der Zauber ihn mehr Kraft gekostet, als er zugeben wollte.
    Langsam kam er näher. Sein verschwommener Umriss gerann vor ihren Augen zu einer massigen Gestalt, nicht so breit wie Li, dafür aber noch größer. Sein Kopf war kahl, das Mondlicht schimmerte auf seiner Haut. Er trug Gewänder, die weit um seinen Körper fielen, verziert mit einer Unzahl von Bändern, einige lose flatternd, andere um seine Arme gewickelt. Darauf entdeckte sie mit verkniffenen Augen Muster, die Schriftzeichen sein mochten; sie hatte von solchen Schutzzaubern gehört, aber noch nie gegen jemanden gekämpft, der wusste, wie man sie anwandte.
    Keine drei Meter vor ihr blieb Guo Lao stehen. »Du kennst dich mit Kampfzaubern aus?«
    Im ersten Moment glaubte sie, er hätte ihre Gedanken erraten. Dann aber begriff sie, dass er noch immer von den Schwertern sprach. »Ich bin Wisperwind«, gab sie zurück. »Vom Clan der Stillen Wipfel.«
    Er überlegte, dann nickte er. »Das

Weitere Kostenlose Bücher