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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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spreizte, rief der Xian Wisperwind zu: »Rührt euch nicht vom Fleck! Ich komme zurück und hole euch!«
    Schaudernd flüsterte Feiqing: »Fliegen? Auf so einem Vieh?«
    Der Kranich krächzte schrill, als hätte er die Worte des Rattendrachen verstanden, dann stieß er sich von den Felsen ab und trug Guo Lao und Kangan hinauf in den Nachthimmel. Ein letztes Mal kreuzte Wisperwind einen Blick aus den Eulenaugen des Hauptmanns, dann schoss der Vogel mit seinen Reitern gen Süden.
    Sie und Feiqing blieben allein auf dem Pass zurück, umgeben von Juruleichen. Zum ersten Mal spürte sie wieder die pfeifenden Eiswinde, so als hätte die Welt während des Kampfes die Luft angehalten.
    »Wir sollten sie begraben«, sagte sie, während sie zusah, wie der Kranich eins mit dem Sternenhimmel wurde.
    Feiqing stöhnte. »Sie alle«
    »Tung und Lau.«
    Der Rattendrache atmete auf. »Ja. Das sollten wir wohl.« Er zögerte, dann sah er sich suchend auf dem mondbeschienenen Schlachtfeld um. »Ich mach das. Du bist verletzt.«
    Sie spürte die pulsierenden Kraftstöße, die aus Jadestachels Griff in ihr Handgelenk flössen. Zugleich war sie dankbar für einen Augenblick der Ruhe und nickte langsam.
    Während Feiqing die beiden Männer unter den Juru hervorzog und ihre Körper in einem versteckten Winkel mit Steinen bedeckte, trat Wisperwind um den Fels herum und blickte nach Süden.
    Fünf brennende Gildenschiffe loderten in der Nacht wie feurige Monde. Wie viele Schiffe schon abgestürzt waren, konnte sie von hier aus nicht sehen. Zum ersten Mal hörte sie jetzt auch fernen Kanonendonner, ein grollendes Waffengewitter über dem Horizont.
    Ihr war, als bebte der Boden. War das der Schläfer im Stein? Pangus erster Atemzug seit der Schöpfung der Welt?
    Ein neuer Lichtpunkt erglühte in der Nacht, als ein sechstes Schiff in Flammen aufging.

Der namenlose Drache
    Niccolo schrie auf. Silberdorns Griff schmiegte sich in seine Handfläche. Die Klinge zuckte nach oben und durchbohrte einen weiteren Juru, der von der Höhlendecke auf ihn herabsprang.
    »Wir müssen hier weg!«
    Er saß noch immer im Geweih des Drachen, der ihn nach Yorotaus Opfergang an der Quelle des Lavastroms aufgesammelt hatte. Die beiden anderen Kolosse waren unter Juru begraben; einer regte sich nicht mehr, der andere zerschmetterte die Kreaturen im Dutzend an den Felsen.
    Der goldene Gigant unter Niccolo schüttelte abermals ein halbes Dutzend Juru ab. Beinahe wäre er aus der verästelten Hornkrone geschleudert worden.
    Unter der Decke der weitläufigen Grotte wimmelte es nur so von Felsenwesen. Hunderte krabbelten dort oben im Goldglanz der Drachen über den Stein, kopfüber wie Insekten. Es war nicht ersichtlich, ob sie dabei irgendeine Taktik verfolgten. Immer wieder ließen sich ganze Scharen von ihnen auf die beiden überlebenden Drachen herabfallen, doch die meisten zogen weiter unter der Decke entlang, ein Strom aus knochigen Körpern mit Schädelsträngen und Hornstacheln. Yorotau hatte sie mit einer  Krankheit verglichen, die den Körper des schlafenden UrRiesen befallen hatte; und in der Tat schienen sie zu nichts anderem geschaffen als zum Töten und Zerstören. Innerhalb des wimmelnden Stroms zur Herzkammer krochen sie über- und untereinander, die stärksten und schnellsten vorneweg. Ohne Rücksicht, nur von dem Streben beseelt, die Drachen zu vernichten und dem Aether den Weg in Pangus Herz zu ebnen.
    Niccolo hatte den Drachen gebeten ihn zu Mondkinds Grotte zu bringen, doch der hatte das abgelehnt. Die Order der Drachenkönige lautete, sich so schnell wie möglich in der Herzkammer einzufinden; lediglich eine kleine Gruppe von Drachen war zur Verteidigung des Portals an die Oberfläche geschickt worden. Alle übrigen sollten ihre Magie zum Kampf gegen den Aether vereinen.
    Niccolo stellte sich vor, wie die Felsenwesen Mondkinds Höhle stürmten und über das schlafende Mädchen herfielen. War der junge Wächterdrache am Eingang noch auf seinem Posten? Niccolo bezweifelte es. Wahrscheinlich war auch er zur Herzkammer oder zum Hauptportal befohlen worden. Der Gedanke, dass Mondkind den Ju-ru wehrlos ausgeliefert war, schnürte ihm die Luft ab und zum ersten Mal war er dankbar für Silberdorns Eigenleben. Die wispernde Klinge bewahrte ihn vor den Angreifern, die von oben in die Hornkrone des Drachen sprangen, und ließ sich von seiner Hand führen wie von jemandem, der jahrelange Erfahrung im Schwertkampf hatte.
    Seine zweite große Sorge galt Nugua. Er

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