Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
Stimme, unberührt vom Schicksal der Menschen an Bord, aber erfüllt von Hochachtung für die Kunstfertigkeit der Geheimen Händler.
»Das Flaggschiff!«, drängte ihn Kangan.
»War angeschlagen, aber es hat nicht gebrannt, als ich es zuletzt gesehen habe.«
Der Hauptmann wechselte einen Blick mit Wisperwind. Sie nickte ihm zu. Natürlich, sagten ihre Augen und sie war sicher, dass er es lesen konnte.
»Kannst du mich hinbringen?«, fragte Kangan den Unsterblichen. »Auf deinem Kranich?«
Guo Lao runzelte die Stirn. »Welchen Unterschied würde das machen?«
»Ich bin Hauptmann der Truppen. Ich habe Schiffe wie die Abendstern viele Male in die Schlacht geführt. Ich weiß, worauf es ankommt. Mein Gildenmeister braucht mich.«
»Du bist verletzt.«
»Meine Wunden haben Zeit, bis ich auf dem Schiff bin.« Kangan straffte sich, schwankte nur einen Herzschlag lang, dann stand er aufrecht und hielt dem zweifeinden Blick des Xian stand. »Bitte«, fügte er leiser hinzu. Es klang nicht flehend, eher wie eine Forderung. Wisperwind war nicht überzeugt, dass dies die beste Art war, um sich die Hilfe eines Xian zu sichern.
Guo Lao lächelte. Sie sah ihn noch immer nicht in aller Klarheit, aber ihr war, als wandelte sich sein Ausdruck von Gleichmut zu einem Anflug von Respekt. »Ich will tun, was du wünschst«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob es irgendjemandem von Nutzen ist, wenn wirklich Pangu unter diesen Bergen erwachen wird, aber ich werde dich zu den Höhlen bringen.«
»Du weißt von Pangu?«, platzte Feiqing heraus.
»Mein Bruder Tieguai hat mir einige seiner Aufzeichnungen zukommen lassen, durch deinen Freund, diesen unseligen Jungen mit den Drachenaugen. In seiner Einsiedelei hat Tieguai das Wesen der Berge entschlüsselt. Das Geheimnis dieser Berge! Er muss einer der Ersten gewesen sein, die erkannt haben, worauf es der Aether abgesehen hat.« Plötzlich entdeckte der Xian etwas zwischen den Körpern am Boden. Er bückte sich und zog das Schwert Jadestachel unter einem leblosen Juru hervor. »Hast du diese Klinge geführt, Schwertmeisterin?«
Wisperwind nickte.
»Eine gefährliche Waffe.« Blut schimmerte dunkel auf dem Stahl, als er das Schwert gegen den Mond hielt. »Sie war einmal im Besitz meiner Schwester He Xiangu, bevor sie von Mondkind ermordet wurde.«
»Davon habe ich gehört.«
»Dann weißt du auch, was diese Klinge vermag?«
»Sie tötet Unsterbliche.« Ihr stand nicht der Sinn nach Wortklauberei und der Xian würde ohnehin tun, was er für richtig hielt. Im Augenblick hatte sie weder die Kraft noch den Willen, ihm die Götterklinge streitig zu machen.
Guo Lao deutete mit einem Kopfnicken zum Kranich. Am Sattel hing, in einer Scheide so lang und breit wie ein junger Baum, sein eigenes Schwert aus den Schmiedefeuern der Lavatürme. Wisperwind kannte die Legenden, auch Feiqing hatte die Waffe erwähnt - dies also war Phönixfeder, eines der ältesten und mächtigsten Schwerter, die einst auf Befehl der Götter geschmiedet worden waren, Sie holte tief Luft. »Wenn du Jadestachel behalten willst, so kann ich dich nicht aufhalten. Nicht heute.«
War das ein Grinsen, das sich da auf Guo Laos Züge schlich? »Nicht heute«, wiederholte er langsam, als müsste er den Sinn dieser Worte erst abwägen. »Meine Schwester braucht diese Waffe nicht mehr. Und wie du siehst, habe ich eine eigene.«
»Dann wollen wir hoffen, dass die beiden niemals gekreuzt werden müssen.«
Da lachte der Unsterbliche, blickte noch einmal prüfend im Mondschein an der Klinge entlang, dann wirbelte er sie herum und warf sie Wisperwind zu. Das Schwert drehte sich mehrfach im Flug, aber als sie den Arm danach ausstreckte, landete der Griff zielgenau in ihrer Hand. Im selben Augenblick durchfuhr sie ein Stoß von solcher Hitze, dass sie aufstöhnte. Bald aber genoss sie das Gefühl, als aus dem Götterschwert neue Kraft in ihren geschundenen Körper floss.
Kangan humpelte ungeduldig auf den Kranich zu. »Lass uns aufbrechen.« Noch einmal wandte er sich zu Wisperwind um. »Wenn ich dich bitten würde, dich von dieser Schlacht fernzuhalten, würdest du es tun?«
Sie verzog die Mundwinkel. »Wohl kaum.«
Unter seiner Grimasse aus Blut erwiderte er ihr Lächeln.
Guo Lao stieg über die Kadaver der Juru zum Kranich. Auf seinen geflüsterten Befehl hin legte sich der Vogel zwischen den Toten ab und gestattete Kangan, auf seinen Rücken zu steigen. Guo Lao nahm vor ihm im Sattel Platz. Als der Kranich die Schwingen
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