Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
brennenden Trümmer des Schiffes von ihm abfielen und in der wogenden Rauchdecke versanken.
Ein anderer Riese wurde von einem Luftschiff gerammt und verlor das Gleichgewicht. Er schwankte, stolperte nach hinten und fiel rückwärts in den Rauch. Seine rechte Pranke aber schoss vor, fasste tief in die Wabenwand des Schiffes, zerriss seine hölzernen Eingeweide und zog das lodernde Wrack mit in die Tiefe. Die Erschütterung, die durch das Gebirge raste, als der Gigant am Talgrund aufschlug, hätte Wisperwind und Guo Lao beinahe von den Beinen gerissen; Feiqing saß eh längst auf dem Hinterteil, die Hände flach am Boden, benommen und auf makabere Weise fasziniert von diesem Panorama der Zerstörung.
Mittlerweile standen acht Riesen im Tal und wüteten unter den Resten von Mukhtar Khans Flotte. Wie viele ihnen noch folgten, jenseits der östlichen Bergkette, war ungewiss - es mussten Dutzende sein. Und doch fragte sich Wisperwind, ob selbst die Macht der Riesen etwas bewirken konnte gegen einen Feind, der in diesem Augenblick tief unten in der Erde die Zerstörung der Welt vorantrieb.
Ein Blick über die Schulter zeigte ihr, dass die Abend-stern und das zweite Schiff weiter nach Süden flogen, den Ausläufern der Himmels berge und der offenen Wüste entgegen. Beide schwankten und hatten Mühe, ihren Kurs zu halten, aber noch schoben sie sich vorwärts, Überlebende einer Schlacht, die keinen Sieger kannte.
»Was, wenn die Riesen alle Schiffe zerstört haben?«, fragte Feiqing, ohne den Blick vom Untergang der russischen Flotte zu lösen.
Ja, dachte Wisperwind, was dann?
Nicht einmal Guo Lao wusste darauf eine Antwort.
Das Erwachen
Nugua umklammerte die Götterlanze mit zitternden Händen. Yaozi hatte mit seinem Schlangenleib einen Ring um sie gebildet, der sie schützen sollte, aber sie hatte es dort unten, gefangen zwischen haushohen Schuppenwänden, nicht lange ausgehalten. Stattdessen war sie an ihm hinaufgeklettert und stand nun auf seinem Rücken, inmitten seiner wallenden Mähne, deren rotgoldene Haare wie Gras um ihre Beine wogten.
Sie befanden sich noch immer auf dem schaurigen Hügel aus toten Drachen, von dem aus Yaozi und Zugolu den magischen Kampf um das Diamantherz des Ur-Riesen überschaut hatten.
Zugolu war aus seiner Trance erwacht, als die ersten Jura im Eingang der Herzkammer aufgetaucht waren; der Drachenkönig des Westens hatte sich in die Luft erhoben und kreiste seither um den riesigen Diamanten im Zentrum der Grotte. Runde um Runde drehte er um die weiß glühende Kugel, die zu zwei Drittel aus dem Fels ragte, gewaltiger als eine Burg. Immer mehr Drachen verließen ihre Plätze am Boden und schlossen sich ihm an, bis ein ganzer Schwärm der goldenen Kolosse um Pangus Herz kreiste.
Andere leisteten den Juru, die den Eingang der Herzkammer stürmten, verzweifelten Widerstand. Wie viele Drachen dort kämpften, konnte Nugua längst nicht mehr erkennen: Sie wälzten sich über- und untereinander wie ein Schlangennest, zermalmten ganze Juruhorden zwischen ihren Körpern, zerbissen andere und spien die Überreste zurück ins Dunkel der Tunnelöffnung. Ihre tonnenschweren Leiber waren derart ineinander verflochten, dass sich Schädel und Schwanzspitzen keinem einzelnen Drachen mehr zuordnen ließen - ein Wall aus tobender Muskelmasse und schnappenden Kiefern, der sich in stetiger Bewegung umeinanderwand, ungeachtet der Wunden, die sich die Drachen dabei gegenseitig schlugen. Es war ein unvorstellbares Suhlen im Blut der Feinde und ihrem eigenen, ein Anblick, der Nuguas schlimmste Vorahnungen dieses Gemetzels übertraf. Wenn es noch Zweifel gegeben hätte, dass die Drachen dies als die letzte aller Schlachten ansahen, so waren sie spätestens jetzt zerstreut. Der Schaden, den sie sich dabei selbst zufügten, war bitter - doch ihre Gegner erlitten Verluste, die schon während der ersten Minuten in die Hunderte gingen.
» Sie schaffen es!«, rief Nugua. » Sie halten die Juru auf!«
»Ja«, sagte Yaozi mit Grabesstimme. »Und trotzdem verlieren wir.«
»Aber die Juru kommen nicht an ihnen vorbei!« Dennoch ahnte sie, was er meinte. Letztlich war der Ansturm der Felsenwesen nichts als eine Ablenkung, mit der der Aether so viele Drachen wie möglich aus ihrer Zaubertrance reißen wollte. Je weniger von ihnen das Herz des Ur-Riesen mit ihrer Magie beschützten und je schwächer der unsichtbare Schild wurde, desto leichter wurde es für den Aether, in Pangus schlafenden Leib zu fahren und ihn zu
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