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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gigantischen Lehmfiguren übergestülpt.
    Doch bei aller Fremdheit und Größe waren sie doch Verbündete der Menschen und Drachen im Kampf gegen den Aether. Das Riesenvolk des Königs Maginog war zur letzten Schlacht aufmarschiert.
    »Es ist lange her, seit ich einen von ihnen zu Gesicht bekommen habe«, sagte Guo Lao, als er zu Wisperwind und Feiqing an die Felskante trat. »Und noch niemals sah ich so viele auf einmal.«
    »Niemand wird je wieder so viele von ihnen zu sehen bekommen«, murmelte Wisperwind und sie war selbst nicht sicher, woher sie diese Gewissheit nahm. Aber da war etwas an dem ungeheuerlichen Anblick der Riesenschar, das eine Aura von Endgültigkeit ausstrahlte. Anzunehmen, dass ein Heer wie dieses schon einmal oder jemals wieder in die Geschicke der Welt hätte eingreifen können, erschien ihr auf absonderliche Weise falsch - beinahe wie Gotteslästerung, obgleich sie wusste, dass Maginog keine Gottheit war, und falls doch, so war er kein Gott der Menschen.
    »Seht nur!« Feiqing gestikulierte fort von den Riesen, hinüber zu einer anderen Art von Koloss, beinahe so groß wie Maginogs Gefolge.
    Ein Luftschiff brach aus der Oberfläche des Qualmsees und zog einen Schweif aus schwarzem Rauch und Feuerschein hinter sich her. Es kam genau auf die drei Gestalten auf dem Hochplateau zu, auch wenn sie schwerlich sein Ziel waren. Der Spürer auf der Brücke war auf den Verlauf der Kraftlinien im Boden angewiesen, und obgleich sie sich in diesem Tal bündelten wie an allen heiligen Orten der Erde, so führten sie doch nur an bestimmten Stellen durch die Berge. Eine der Linien musste über diesen Felssattel führen, hinüber ins nächste Tal im Süden und von dort aus wer weiß wohin.
    Wisperwind blickte zur Brücke und sah dort keine Fenster mehr, nur schwarze Narben von Einschüssen vieler Kanonensalven. Es war die Abendstern, sie erkannte die Segel und Flaggen rund um den angekohlten Wabenleib. Dass irgendwer an Bord die drei in der Dämmerung auf dem dunklen Gestein bemerken würde, war ausgeschlossen. Das Schiff, unter dem Befehl Xus oder Kangans oder irgendeines anderen, der genug Verstand für einen Rückzug besaß, schwebte genau über sie hinweg. Im ersten Moment sah es aus, als würde seine Unterseite die Felsen streifen, aber dann blieb es doch einen guten Steinwurf über ihren Köpfen und flog weiter nach Süden.
    Ein weiteres Schiff, merklich angeschlagener und noch immer an mehreren Stellen brennend, folgte der Abendstern in einigem Abstand. Auch sein Schatten fiel auf die drei winzigen Beobachter an der Felskante, während das
    Flattern Hunderter Segel und Wabenkammern ihre Ohren betäubte.
    Nun stiegen die vorderen Riesen über die Pässe im Osten. Ihre massigen Leiber erwiesen sich als unerwartet schnell und beweglich. Vier, fünf, sechs von ihnen stampften durch die Rauchdecke ins Tal, und weitere drängten hinter ihnen her. Wisperwind stieß ein gepresstes Lachen aus, als sie auf der Schulter eines von ihnen einen gelandeten Luftschlitten entdeckte und eine menschliche Gestalt, die neben dem turmhohen Schädel stand. Obgleich es äußerlich keine Unterschiede zwischen einzelnen Riesen gab, war sie mit einem Mal sicher, dass dies Maginog war; Xu musste ihm einen Boten entgegengeschickt haben, der ihn über die Lage im Tal aufgeklärt hatte.
    Hände so groß wie die Kronen von Mammutbäumen öffneten sich und pflügten durch den Qualm. Einige gruben sich in die verletzlichen Flanken feindlicher Luftschiffe, als wären sie Spielzeug. Urgewaltiges Knirschen und Bersten ertönte. Wisperwind war dankbar, dass die Schreie der Besatzungen in dem Getöse untergingen und nicht bis zu ihnen herüberwehten. Niemals zuvor hatte sie die Augen vor dem Ende anderer verschlossen und auch jetzt kämpfte sie nur einen Atemzug lang gegen das Bedürfnis an, sich abzuwenden. Wenn dies die letzte aller Schlachten war, dann wollte sie bis zum finalen Augenblick zusehen, ganz gleich, wie schmerzlich es sein würde - für jene, die dort draußen starben, und auch für sie selbst.
    Drei Gildenschiffe Mukhtar Khans wurden aus dem  Rauch gezerrt, die Wabenbälger eingedrückt und in Sekundenschnelle zerfetzt. Ein Riese trat mitten in eines der Schiffe hinein und sah unbewegt zu, wie es sich um ihn wickelte und dabei in Flammen aufging. Tausende Papierwaben gerieten gleichzeitig in Brand, eine himmelhohe Lohe tanzte um den Giganten und konnte ihm doch nichts anhaben. Er stand nur da, vollkommen reglos, während die

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