Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
am Anfang eines solchen Gefühls gestanden hatte?
    Mondkinds Atem beschleunigte sich, wurde dann wieder ruhiger. Sie kämpfte gegen eine neuerliche Woge von Schwäche an. »Was meinst du? Was haben die Drachen gesagt?«
    »Dass... dass du mich nicht mehr lieben würdest, wenn du aufwachst.« Da war es also. Er hatte es ausgesprochen. »Dass der Schlaf dich auch ... dass er dich auch davon heilen würde. Nicht nur von der Verletzung und der Sucht nach Mondlicht.«
    Ihr Blick klärte sich für einen Moment und es gelang ihr, die Lider noch eine Weile länger offen zu halten. Ihre Augen blieben auf Niccolo gerichtet. »Vielleicht müssen wir Abschied nehmen.«
    »Nein!« Panik schnürte ihm die Kehle zu.
    »Nicht wegen des Banns ... Nicht einmal wegen uns.«
    »Aber -«
    »Er ist stärker als wir, Niccolo. Vielleicht hat uns der Aether zuletzt ja doch noch besiegt.«
    »Das hat er nicht!« Zorn machte sich in ihm breit, einen Herzschlag lang sogar Zorn auf sie. Wie konnte sie so etwas sagen? Wie konnte sie sich einfach geschlagen geben, nach allem, was sie durchgemacht hatten?
    Und wie kannst du die Augen davor verschließen, dass sie Recht hat?, fragte seine innere Stimme.
    Die sonderbaren Schleier krochen zurück über ihre Pupillen. Ein unwirklicher Schimmer lag darin, wie diffuses Licht hinter Nebelschwaden.
    »Ich ... bin nicht stark genug«, flüsterte sie so leise, dass er sie kaum noch verstehen konnte. »Von Anfang an ... war ich nicht stark genug. Es tut mir so leid.« »Du darfst so etwas nicht sagen!«, stieß er verzweifelt aus und wusste nicht einmal, ob sie von ein und derselben Sache sprachen. Vom Aether? Von ihren Gefühlen füreinander?
    Mondkinds Lider schlossen sich bebend, ihre langen "Wimpern verschränkten sich.
    Mit einer Hand zog er Silberdorn aus der Rückenscheide und legte den Griff in ihre linke Hand. Die Klinge seufzte verhalten, als wollte sie protestieren.
    »Es ist zu spät«, raunte Mondkind, ohne die Augen noch einmal zu öffnen.
    »Nein!«, brüllte Niccolo. »Das ist es nicht!«
    Aber sie antwortete nicht mehr. Ließ ihn allein mit dem "Widerstreit in seinem Inneren, mit all seinen Fragen, mit der Leere, die sich unter ihm auftat.
    Xixati schob wieder den Kopf herab, diesmal nur ein kleines Stück.
    »Es hat aufgehört«, stellte er fest. Rund um Niccolo und Mondkind gerieten die Ringe des Drachenleibes in Bewegung und weiteten sich. Schuppen schabten rau übereinander. Die Erschütterungen des Gebirges hatten sie mit Staub und Sand überzogen. Puderige Wolken rieselten auf die beiden herab und vergrauten Mondkinds rabenschwarzes Haar.
    Während der Drache seine Schlingen entrollte und sich wachsam in der Grotte umsah, streichelte Niccolo Mondkinds Wange. Ihre Augenlider zitterten noch immer, aber sie blieben geschlossen. Wie ihre Lippen.
    »Junge«, sagte Xixati. »Sieh dir das an.« »Irgendwas geschieht mit ihr.«
    »Sieh dir das an!« Gebannt starrte der Drache ins Dunkel. »Nun mach schon!«
    Widerwillig blickte Niccolo sich um. Er hatte erwartet, dass sie inmitten eines Trümmermeeres aus geborstenem Fels und Gesteinsbrocken saßen, verschüttet in den Tiefen des Berges.
    Nur dass um sie gar kein Stein mehr war.
    Was vor den Erschütterungen und Gerölllawinen blanker Fels gewesen war, hatte sich verändert. Die Oberfläche war noch immer finster wie zuvor, aber ihre Beschaffenheit war eine andere geworden. Weicher. Er löste eine Hand von Mondkind und tastete zögernd über den Boden. Der Untergrund fühlte sich an wie sehr glattes Leder. Als er seine Hand daraufpresste, sank sie fast einen Fingerbreit ein. Erschrocken zog er sie zurück.
    Aber das war nicht alles. Die Trümmerteile und Sandwehen, die eben erst von der Decke gestürzt waren, wurden ebenfalls eins mit der Umgebung, flössen gemächlich auseinander und verschmolzen mit dem Boden.
    Der Drache hob seine Schwanzspitze, holte aus und rammte sie senkrecht nach unten. Horn und Knochcn schnitten mit einem schmatzenden Laut in den Boden, als würde ein Schwert mit aller Kraft in einen menschlichen Körper gestoßen.
    »Pangu wird zu Fleisch«, sagte der Drache.
    »Was?«
    »Während er geschlafen hat, ist er versteinert und mit dem Gebirge verschmolzen. Er ist zu einem Teil davon geworden. Aber jetzt verwandelt er sich wieder zurück, in Muskeln, Haut und Fleisch.«
    Niccolo stockte, als er endlich die Wahrheit begriff. »Du meinst, Pangu ist erwacht und wir ... wir sind noch in ihm?«

Im Chaos
    Der Flug des

Weitere Kostenlose Bücher