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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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getan, als ob du auf seiner Seite bist?«
    Wieder vergingen endlose Sekunden. » Vielleicht. « Hinter diesem einen Wort lag Unentschlossenheit, aber Alessia war das im Augenblick gleichgültig. Zuletzt hatte das Aetherfragment seine Entscheidung getroffen - und sie war zu ihren Gunsten ausgefallen.
    »Ihr werdet trotzdem sterben «, sagte die Stimme unvermittelt.
    Für einen Moment hatte Alessia die Erinnerung an das berstende Gebirge so weit zurückgedrängt, dass fast so etwas wie Hoffnung in ihr aufgekommen war.
    »Pangu ist erwacht«, fuhr die Stimme fort. »Der Aether zieht sich von überall her zusammen und fährt vollständig in seinen neuen, mächtigen Körper. Meine Verbindung zu ihm wird immer schwächer, je mehr von ihm aus den Regionen über dem Himmel verschwindet und in Pangu hinabfährt. Mit jedem Wort, das wir sprechen, verliere ich mehr von meiner Kraft. Die Wolkeninsel wird in der Wüste aufsetzen, während das Ende näher rückt. Auch das meine.«
    Die Entscheidung, das Wolkenvolk zu retten, bedeutete zugleich den Tod des Aetherfragments. Alessia wusste das und es weckte alle möglichen Gefühle in ihr. Und doch konnte sie nicht anders, als zu fragen: »Die Zerstörung breitet sich aus?«
    »Ja. Pangus Auferstehung hat das Gebirge zerschmettert, aber das ist nur der Anfang. Er wird alles vernichten, um nach dem Willen des Aethers daraus etwas Neues zu erschaffen. Während wir reden, weitet sich das Chaos in sämtliche Richtungen aus wie ein Flächenbrand. «
    Alessia musste an einen Stein denken, der in einen stillen Tümpel fällt. Die Ringe wurden größer und größer und erreichten irgendwann das Ufer; bis dahin hatten sie längst die ganze Oberfläche in Aufruhr versetzt.
    »Die Zerstörung ist unaufhaltsam«, sagte das Aether-fragment. »In spätestens einem Tag wird sie diese Wüste bis zu den Bergen im Süden verschlungen haben. Es wird weitergehen, immer weiter, bis sie in ein paar Wochen die ganze Welt vernichtet. Erst dann wird Pangu damit beginnen, sie von neuem zu erschaffen, und er wird es nach den Wünschen seines Meisters tun.«
    Wie würde eine Welt nach dem Willen des Aethers aussehen? Alessia blieb keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. »Heißt das«, fragte sie mit bebender Stimme, »wir können nichts tun? Die Wolkeninsel wird in der Wüste stranden und in ein paar Stunden verschlungen werden?«
    »Es tut mir leid.«
    Sie wollte sich damit nicht abfinden, auf gar keinen Fall. Sie setzte sich wieder in Bewegung, schleppte sich mit ihrem schmerzenden Bein tiefer und tiefer in das Goldlicht hinein, als könnte sie so etwas bewirken. Stattdessen aber trat ihr nur mit jedem Schritt deutlicher vor Augen, dass es keinen Ausweg gab. Das Licht schien jetzt durch sie hindurch, setzte jede Faser ihres Körpers in kalte Flammen.
    »Es tut mir leid«, sagte die Stimme noch einmal und zugleich flutete eine Welle von Mitgefühl durch Alessias Bewusstsein. Die Gedankenfühler des Aetherfragments übertrugen die Empfindungen auf sie, bis sie kaum noch unterscheiden konnte zwischen eigenen und fremden Gefühlen.
    Sie blieb stehen. »Auch du wirst untergehen?«
    »Ja.«
    »Und du hast keine Angst mehr davor?«
    »Ich habe von dir gelernt, was Verantwortung bedeutet. Ich habe mein Bestes getan. Auch wenn es euch letztlich nicht retten wird.«
    Alessia gab sich ganz den Empfindungen hin, die von außen auf sie einströmten. »Ich danke dir trotzdem«, flüsterte sie. Vielleicht dachte sie die Worte auch nur. Es spielte keine Rolle mehr.
    »Nein, ich danke dir«, entgegnete die Stimme und auch sie wurde leiser. Hatte es schon begonnen? Starb das Aetherfragment ab, während Alessia in seiner Mitte stand und fast ein Teil von ihm war? »Du musst jetzt geben«, sagte es. » Geh zu deinem Volk. Zu deinem Vater. Wenn das Ende kommt, solltest du bei ihm sein.«
    Sie setzte ihren Weg fort, geradewegs durch das Licht zur anderen Seite. Es war das erste Mal, dass sie es vollständig durchschritt; ihr war, als müsste sie das tun, so als wäre dies ein letztes Zeichen ihrer Verbundenheit.
    Schließlich ließ die Helligkeit nach, das Glühen zog sich aus ihren Gedanken zurück. Zuletzt war sie wieder ganz sie selbst. Sie blieb stehen und suchte hilflos nach Worten. Ihr fiel nichts ein, das zum Ausdruck gebracht hätte, was sie fühlte - dann erkannte sie, dass sie überhaupt nichts fühlte. Drei, vier Atemzüge lang war da nur eine schreckliche Leere, jetzt, da die fremden Empfindungen verschwunden

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