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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Herzkammer niemals verlassen dürfen«, sagte er traurig. Sie begriff, dass er nur ihretwegen geflohen war. Aber sosehr es sie schmerzte - nicht einmal das war Grund genug, ihm zu gehorchen und sich von dem anderen Drachen davontragen zu lassen.
    »Wenn Pangus Herz zu Fleisch wird, wenn es kein Diamant mehr ist, dann gibt es vielleicht eine Möglichkeit, ihn zu töten«, sagte der Drachenkönig. »Dann ist er nur ein Lebewesen wie wir alle.«
    »Nimm mich mit«, sagte sie beharrlich.
    Der zweite Drache zögerte noch immer. Ein Mensch hätte sie längst gegen ihren Willen gepackt und fortgezogen. Aber so dachten Drachen nicht, und auch Yaozi war keine Ausnahme.
    »Ist das deine endgültige Entscheidung?«, fragte er niedergeschlagen.
    »Ja.« Sie blickte in seine Augen und auf einen Schlag verstand sie alles. Es war genau dieser Moment gewesen, den er gefürchtet hatte, als er sie allein im Wald zurückgelassen hatte. Drachen respektierten Entscheidungen, wenn sie spürten, dass es einem todernst damit war. So ernst, dass man bereit war, alles dafür aufzugeben. Damals wäre Nugua bei den Drachen geblieben, ganz gleich um welchen Preis; hätte er ihr Gelegenheit gegeben, diese Entscheidung zu treffen, dann hätte er sie mitnehmen müssen. So wollten es der Ehrenkodex seines Volkes und seine eigenen Gesetze. Aber um dem aus dem Weg zu gehen, hatte er sie allein zurückgelassen. Er hatte ihren Entschluss gefürchtet, weil er sich selbst in ihr wiedererkannte, weil ein Teil von ihr wahrhaftig zu seiner Tochter geworden war.
    Diesmal aber war sie ihm zuvorgekommen. Sie hatte ihre Entscheidung gefällt und es gab keine Möglichkeit mehr, das ungeschehen zu machen. Er musste ihren Willen anerkennen.
    Sie erkannte, dass sie gewonnen hatte, als der zweite Drache abdrehte und dem Rest des Schwarms folgte. Der Drachenkönig hatte ihn mit einem Gedankenbefehl fortgeschickt. Für das, was Yaozi plante, brauchte er die anderen Drachen nicht.
    Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Danke«, sagte sie leise.
    Yaozi streckte wortlos den Fühler nach ihr aus und hob sie zurück in sein Drachenmaul.

Allein
    Während sie sich Pangu näherten, blickte Nugua durch Yaozis geschürzte Lefzen. Die Oberfläche des Riesenleibes hatte den Horizont verdrängt, eine poröse, staubumtoste Finsternis wie eine Steilwand aus pockennarbigem Schiefer.
    Sie konnte seine wahre Größe nicht abschätzen, ebenso wenig die Entfernung - bis sie im Näherkommen eine Entdeckung machte, die ihr einen neuerlichen Schauder über den Rücken jagte.
    Zahlreiche Riesen aus Maginogs Volk hangelten sich am Leib ihres Urahnen empor. Obwohl sie selbst so gewaltig waren, wirkten sie im Vergleich zu ihm wie Ameisen, die über seinen Torso krochen. Sie waren keine geübten Kletterer und ihr Aufstieg ging ungeheuer langsam vonstatten. Ob Maginog selbst unter ihnen war, konnte Nugua nicht erkennen; für sie sah ein Riese aus wie der andere. Einige schlugen die Pranken in den Körper des UrRiesen und rissen Stücke heraus, andere gruben sich regelrecht hinein. Doch Pangu beachtete diese Verletzungen nicht, sie waren so harmlos wie Mückenstiche. Schmerz und Schwäche schienen ihm fremd zu sein.
    Yaozi näherte sich einer kraterähnlichen Öffnung in Pangus Brust. Vermutlich war es dieselbe, durch die er und die anderen Drachen nach ihrer Flucht aus der Herzkammer ins Freie entkommen waren. Bei der Vorstellung, durch sie ins Innere des Ur-Riesen vorzudringen, drehte sich Nugua der Magen um. Zugleich aber dachte sie an Niccolo, der jetzt ihre Hilfe brauchte, und klammerte sich fester an Lis Götterlanze. Wärme pulste durch den Schaft in ihre Glieder, aber ruhiger wurde sie davon nicht.
    Auch in Pangus unmittelbarer Nähe blieben die trudelnden Felsbrocken eine Gefahr. Sie schrammten bei ihrem Aufstieg über seine Oberfläche, manche kollidierten mit ihm und zerbrachen in Stücke, die unkontrolliert in alle Richtungen trudelten. Nach wie vor blieb ein Rätsel, ob es irgendwelche Gesetzmäßigkeiten in diesem Chaos gab. Die meisten Trümmer schwebten schnurgerade aufwärts, aber andere trieben auch waagerecht oder stürzten nach Zusammenstößen haltlos in die Tiefe. Pangus Erwachen hatte die Regeln der Natur auf den Kopf gestellt und durch ein willkürliches Tohuwabohu ersetzt, in dem Gefahr meist aus jener Richtung drohte, aus der man sie am wenigsten erwartete.
    Auch die kletternden Riesen bekamen das zu spüren. Ein Steinbrocken, mehr als einen Kilometer im Durchmesser,

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