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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Drachenkönigs geriet ins Stocken, aber diesmal war der Grund kein Zusammenstoß mit treibenden Felsbrocken. Nugua fiel nach hinten, griff hektisch mit beiden Händen nach der verkanteten Lanze zwischen den Backenzähnen und hielt sich fest.
    »Yaozi!«, brüllte sie zu der gewölbten Gaumendecke des Drachenmauls hinauf, während sie brutal durchgeschüttelt wurde. »Du kannst mich doch hören, oder?«
    Doch falls er es konnte, hatte er keine Möglichkeit, ihr zu antworten, ohne sie zu verschlucken. Also schwieg er. Und sie hatte das Gefühl, als wäre ihm das ganz recht so.
    Sie spürte, dass er langsamer geworden war, so als ließe er sich für einen Augenblick auf der Stelle treiben. Hatte er etwas gesehen? Aber was konnte noch lähmender sein als der Anblick des titanischen Ur-Riesen in seinem Rücken?
    Was auch immer es war - es hatte Yaozi bei seiner Flucht durch das Chaos innehalten lassen. Ein, zwei Minuten lang schwebte er sanft auf und ab. Sie stellte sich vor, wie sein Schlangenkörper auf den unsichtbaren Strömungen wogte, sich zusammenzog und streckte. Sie hatte ihn das schon früher tun sehen, wenn er nachdachte.
    Plötzlich warf sich der Drachenkönig unverhofft zur  Seite. Sie schrie auf, als er sich in eine schier endlose Kurve legte und schließlich wieder vorwärtsraste. Wobei er offenbar in die entgegengesetzte Richtung flog. Wieder zurück!
    »Yaozi!«, rief sie in das Dämmerlicht seines Rachens. »Was tust du denn? Warum kehrst du um?«
    Keine Antwort. Natürlich nicht. Das Mindeste, fand sie, wäre ein Zeichen gewesen, ein Kräuseln seiner Lefzen, irgendetwas.
    »Yaozi!«
    Sie fackelte nicht lange, stemmte sich im Stehen gegen einen der Backenzähne, riss die Schaufellanze aus der Verankerung - und pikte mit beiden Spitzen der Sichelklinge in sein Zahnfleisch. Nicht tief genug, um ihn zu verletzen, aber doch so, dass es wehtun musste.
    Ein ungehaltenes Fauchen stieg aus seiner Kehle auf und wehte ihr als heißer Luftstoß entgegen. Sie verzog das Gesicht und stach ein zweites Mal zu, damit er wusste, dass es ihr ernst war. Erneut knurrte der Drachenkönig, gefolgt von etwas, das fast wie ein Seufzen klang.
    Ehe die nächste Erschütterung ihr gefährlich werden konnte, steckte sie die Lanze wieder horizontal zwischen seine Zähne. Gerade noch rechtzeitig, denn er flog unerwartet einen Schlenlcer nach links und sie hatte den zusätzlichen Halt bitter nötig. Sie wurde entsetzlich durchgeschüttelt und einmal mehr mit Drachenspeichel besudelt, als sie plötzlich einen starken Aufprall spürte. Mit einem Mal kehrte Ruhe ein.
    War Yaozi gelandet?
    Das riesige Maul klappte auf, einer seiner Fühler kroch herein und hob sie ins Freie. Als er Nugua auf festem Boden absetzte, blickten von oben zwei goldene Drachenaugen auf sie herab. Sie stand schwindelig genau vor seinen Nüstern, sein Atem blies warm auf sie nieder und trocknete den Schleim auf ihrer Kleidung. In Windeseile wurden ihre Sachen stocksteif.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Du kannst nicht einfach -«, begann sie, verstummte aber mitten im Satz, als sie rechts von sich sah, dass sich der Schwärm der überlebenden Drachen immer weiter von ihnen entfernte. Einige waren schwer verletzt und konnten sich kaum in der Luft halten.
    Yaozi war ganz allein auf einem treibenden Felsbrocken gelandet, der sich augenscheinlich nur sehr langsam um sich selbst drehte. Für einen Moment mochten sie hier sicher sein.
    Was Nugua aber erst recht die Sprache verschlug, war der Anblick, der sich zu ihrer Linken bot. Die monumentale Gestalt Pangus erhob sich wie eine unendlich hohe Wand am Rande der Welt. Sie musste den Blick sofort wieder abwenden, damit ihr vor Ehrfurcht und Angst nicht schlecht wurde.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Yaozi, »darum hör mir jetzt ganz genau zu. Dass Pangu erwacht ist, weißt du. Dass sich die Himmelsberge in ihre Bestandteile aufgelöst haben -«
    »Kann ich sehen, ja.«
    »Ich dachte, kein anderer Drache außer denen, die dort fliegen, hätte überlebt. Aber ich habe mich geirrt. Gerade eben hat Xixati einen Ruf ausgesandt. Du kennst ihn.«
    Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern. »Mondkinds "Wächter?«
    Yaozi hob den riesigen Drachenschädel und schaute sich um. Kein anderer Felsbrocken flog nahe genug, um ihnen gefährlich zu werden. Aber das konnte sich sehr schnell ändern. »Xixati lebt. Und er ist nicht allein.«
    Ihre Stimme klang wie ein Luftschnappen. »Niccolo?«
    »Und das

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