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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dieser kurzen Bekanntschaft wollte Floria ihm da nicht widersprechen. »Ist sie irgendwie mit dir verwandt?« Floria versuchte, die Verwandtschaftsverhältnisse in der königlichen Familie aufzudröseln. »Wie war das noch gleich: Deine Mutter war die einzige Schwester der Königin, und du bist ein Einzelkind. Und der König hat weder Brüder noch Schwestern. Wie steht sie nun eigentlich wirklich zu ihnen?«
    »Das weiß nur Zandru allein!« stöhnte Gavin. »Nicht einmal Capella ist so dumm, sie in ihrer Gegenwart mit Onkel und Tante anzureden. Das macht sie nur hinter ihrem Rücken, um damit Eindruck zu schinden.«
    »Verstehe. Ist sie vielleicht mit einem der Ridenow-Söhne verheiratet? Von denen gibt es doch mehr als genug. Nicht weniger als sechs, wenn ich nicht irre.«
    »Acht, um genau zu sein«, korrigierte Gavin. »Und fünf Töchter. Sie ist eine von ihnen.«
    »Dann, ist sie also nicht verheiratet?« Floria war überrascht. »Aber sie muß schon mindestens dreißig sein. Andererseits ist es begreiflich, daß es schwierig sein dürfte, sie an den Mann zu bringen. Und gerade das Donas der Ridenows ist doch die Empathie, also ein besonderes Einfühlungsvermögen – aber sie besitzt noch nicht einmal den Anstand, eine Telepathin nicht unaufgefordert anzutatschen! Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß sie es so was von romantisch findet, daß Conn und Alastair als Kinder voneinander getrennt wurden, ihr Vater dabei starb und das Haus über ihren Köpfen abgefackelt wurde, so daß jeder von ihnen glaubte, der andere sei tot.«
    »Also, über Capella habe ich meine eigene Theorie«, erklärte Gavin. »Die Ridenows züchten die emphatischen Fähigkeiten, damit sie mit den nicht humanoiden Rassen Verbindung aufnehmen können – ich halte Capella für so ein nicht menschliches Versuchskaninchen, an dem der Rest der Familie schon mal üben kann.«
    Floria verschluckte sich beinahe vor Lachen. »Wir sollten uns wirklich nicht so über sie lustig machen. Wahrscheinlich ist sie viel eher zu bedauern. Offenbar ist sie völlig kopfblind.«
    »Und stocktaub dazu, zumindest was die richtige Tonhöhe betrifft. Aber sie hat einen Halbbruder, der wiederum aus irgendeiner Nedestro -Verbindung des Königs stammt – die genauen Einzelheiten ändern sich jedes Mal, wenn sie die Geschichte neu erzählt – , und der hat sie hier am Hof untergebracht. Irgendjemand muß dann dem König eingeredet haben, sie habe eine Sopranstimme. Und da wurde ihr die Sopranpartie in meiner Kantate zugeschanzt.«
    Er ließ sich deprimiert in einen Sessel fallen. »Wieviel hast du denn mitangehört, als du durch die Halle kamst?«
    »Jedenfalls genug, um zu wissen, daß sie nicht gerade ein Bariton ist«, erwiderte Floria.
    »Wenn ich doch nur geahnt hätte, daß man dich von deinen Pflichten im Turm freistellt! Dann hätte ich dich für diese Partie besetzt.« Gavin schaute sie hoffnungsvoll an. »Wärst du denn bereit, sie einzustudieren? Bitte! Damit ich wenigstens einmal höre, wie es richtig klingen würde!«
    »Aber selbstverständlich«, willigte Floria rasch ein. »Nichts lieber als das. Wozu sind denn Freunde da?« Sie lächelten einander zu und teilten einen Augenblick des vollständigen Einverständnisses, wie er sich manchmal zwischen zwei Telepathen ergab. Und wie durch ein Wunder erneuerte sich Gavins ganze Begeisterung für die Musik. Er sprang auf, drückte Floria die Partitur der Kantate in die Hand und griff zu seiner Ryll.
    »Laß uns ganz von vorn beginnen«, meinte er eifrig. »Du brauchst nicht mit voller Stimme zu singen, und wenn du willst, kannst du auch sitzen bleiben. Markiere nur die Phrasen und sieh zu, wie weit du es vom Blatt singen kannst.«
    Er spielte einige einleitende Takte, um das Tempo vorzugeben, und erteilte dann mit einem Kopfnicken Floria den Einsatz. Leise sang sie den gesamten ersten Teil der Kantate. Ihre Fähigkeit, vom Blatt zu singen, war erstaunlich gut, und natürlich half es, daß der Komponist neben ihr saß und angestrengt darüber nachdachte, wie seine Musik klingen solle. Sie wußte aber auch, daß ihre Atemtechnik noch sehr zu wünschen übrig ließ – mit einem Kind unter dem Herzen war auch die richtige Atmung schwieriger geworden.
    Dennoch klang ihre Stimme klar und rein, sie traf die Töne genau, und für einen ersten Probedurchlauf hielt sie auch das Tempo recht gut.
    Ein Trupp Reiter sprengte in den Burghof, und das Hufgeklapper übertönte die Schritte Capellas, die durch die Halle

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