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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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entgeistert an. »Wie bitte?«
    »Sie schleicht sich in ihren Reitsachen mitten in der Nacht aus dem Zimmer. Deshalb hat uns die Königin auch zusammengelegt – damit ich auf sie aufpassen kann.«
    »Du Ärmste! Kein Wunder, daß du in letzter Zeit so müde bist. Du mußt sie doch hoffentlich nicht gewaltsam zurückzerren?«
    Floria schüttelte den Kopf. »Wenn ich sie ertappe, behauptet sie nur, sie müsse wohl schlafwandeln.«
    Gavin konnte es kaum glauben. »Und erwartet sie im Ernst, daß du ihr das abnimmst?«
    »Ist mir doch egal«, meinte Floria achselzuckend. »Solange sie diese Ausrede benutzt, bleibt ihr jedenfalls nichts anderes übrig, als sich sofort wieder schlafen zu legen. Es hat also seine Vorteile.«
    »Ein idiotisches Spiel«, urteilte Gavin kategorisch.
    »Wem sagst du das«, seufzte Floria. »Laß uns auf andere Gedanken kommen und diesen Abschnitt hier noch einmal üben.« Sie deutete auf eine Stelle in der Partitur. »Diese lange Phrase habe ich noch nicht ganz korrekt getroffen.«
    In den nächsten Stunden arbeiteten sie an der Kantate so intensiv, daß sie darüber die Zeit vergaßen und ziemlich überrascht waren, als Capella den Raum betrat. »Was machst du denn hier, Floria?« fragte sie schrill. »Es ist höchste Zeit, sich für das Abendessen umzuziehen; wir kommen sonst noch zu spät. Und was singst du da überhaupt?« Sie schaute sich die Notenblätter an, die Floria in der Hand hielt, und wandte sich dann an Gavin. »Warum läßt du das Floria singen, anstatt es mir beizubringen? Ich singe doch die Sopranpartie!«
    Zu allem Überfluß verlor Gavin jetzt auch noch die Beherrschung. Das war zwar verständlich, aber nicht gerade hilfreich. »Seit einem geschlagenen Monat versuche ich, es Euch beizubringen, Damisela!« donnerte er. »Aber Ihr hört ja nie zu, wenn Euch jemand etwas erklärt. Ihr beharrt darauf, daß das, was Ihr da produziert – denn Singen kann man es wirklich nicht nennen – gut sei. Und wenn Ihr Eure Partie dann einmal richtig gesungen hört, erkennt Ihr sie nicht einmal wieder!«
    »Das ist gar nicht meine Partie«, behauptete Capella. »Diesen Teil hast du mir noch gar nicht beigebracht!«
    »Oh doch, das habe ich«, fauchte er sie an. »Ihr habt ihn nur nicht einstudiert. Ihr seid ein hoffnungsloser Fall, und genau das werde ich jetzt dem König mitteilen. Ich lasse es einfach nicht zu, daß Ihr mein Werk ruiniert. Und dabei ist es mir völlig gleich, mit welchem Nedestro und um wie viele Ecken Ihr verwandt seid!« Er stürmte aus dem Zimmer.
    Capella gaffte ihm mit herabhängendem Unterkiefer hinterher. »Was hat er denn bloß?«
    Floria fand, daß Gavin sich deutlich genug ausgedrückt hatte, und außer Capella hätte es wohl jeder begriffen, der diese Szene belauscht hätte. »Kommt, Capella, wir wollen uns zum essen umziehen.«
    Capella musterte sie argwöhnisch. »Da steckst nur du dahinter«, beschuldigte sie Floria. »Aber ich werde dir einen Strich durch die Rechnung machen, hörst du!«
     
    In Florias Tagesablauf änderte sich nicht viel, auch wenn Gavin sie bei der Einstudierung der Kantate jetzt noch mehr forderte. Er sprach zwar nicht mehr davon, aber Floria wußte, daß er noch immer hoffte, den König von der Umbesetzung überzeugen zu können. Außerdem mußte sie weiterhin auf Capella aufpassen, ganz besonders nach deren Drohungen, die Floria aber nicht ganz ernst nahm. Das änderte sich erst, als sie eines Nachmittags eine überraschende Neuigkeit erfuhr. Sie hatte gerade ihr Solo beendet, als vom Eingang des Musikzimmers unvermutet Applaus ertönte.
    »Bravo!« Dort stand Conn und lächelte ihr zu.
    »Conn!« Floria flog in seine Arme; so schnell hatte sie sich seit Wochen nicht mehr bewegt. »Was für eine wunderbare Überraschung! Warum hast du mir nicht gesagt, daß du kommst? Und wie lang kannst du bleiben?«
    Conn drückte sie einfach nur fest an sich, und für Floria war seine Umarmung köstlicher als die wärmenden Sonnenstrahlen.
    Gavin setzte seine Ryll ab und erhob sieh. »Auch ich freue mich dich zu sehen, Conn«, begrüßte er den Freund. »Ich laß euch zwei jetzt am besten allein, ihr habt euch sicher eine Menge zu erzählen.«
    »Einen Moment noch«, sagte Conn. »Ich glaube nämlich, daß wir drei uns etwas zu erzählen haben. Setz dich, Gavin.« Gavin kam der Aufforderung nach, Conn nahm in einem zweiten Sessel Platz und ließ Floria auf seinem Schoß sitzen. »Verrate mir doch bitte, wer diese Capella Ridenow ist!«
    »Diese

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