Das Wort des Hastur - 12
Stalles unterstellt. Falls Ihr damit oder mit meinen Dienern irgendwelche Schwierigkeiten haben solltet, dann zögert bitte nicht, es mich wissen zu lassen.«
Lord Alton nickte. »Ich bin Euer Gnaden zu Dank verpflichtet«, erklärte er förmlich. Er verbeugte sich zum Handkuß vor Königin Antonella, der König verabschiedete sich mit einem Kuß auf die Wange, und beide verließen den Raum.
»Aber die Tiere lieben mich!« versicherte Capella, als sich die Türe hinter ihnen schloß. »Ich bin mir ganz sicher, daß ich den Hengst reiten kann!«
»Ohne die Erlaubnis seines Besitzers wäre das äußerst unhöflich«, erklärte Königin Antonella. Als Folge des Schlaganfalls sprach sie noch immer schleppend und etwas undeutlich. Für Floria war es verständlich genug, aber sie befürchtete, daß Capella immer nur das verstand, was sie auch hören wollte. Königin Antonellas sorgenvolle Miene verriet, daß sie wohl Florias Befürchtung teilte. »Da ihr beiden zur Zeit die Jüngsten in meinem Gefolge seid, werdet ihr euch ein Zimmer teilen.«
Oh nein, bloß das nicht, dachte Floria insgeheim. »Ich fürchte nur, Euer Gnaden«, versuchte sie einzuwenden, »daß ich alles andere als ein idealer Zimmergenosse bin. Durch meine Schwangerschaft muß ich in der Nacht öfters aufstehen, und es wäre mir unangenehm, wenn ich dadurch Capella um ihren Schlaf bringen würde.«
»Ach, mach dir darüber mal keine Sorgen«, warf Capella ein. »Ich habe einen sehr gesunden Schlaf, und du wirst mich nicht im geringsten stören.«
»Darm ist das also geklärt«, entschied die Königin. »Ihr dürft euch bis zum Abendessen zurückziehen; jetzt möchte ich mit Gavin sprechen.«
Floria blieb nichts anderes übrig, als sich mit einem Hofknicks zu verabschieden und Capella durch die große Halle zu dem Schlafgemach zu folgen, das man ihnen beiden zugeteilt hatte. Zum Glück war es ein recht geräumiges Zimmer, und die Betten befanden sich an den zwei gegenüberliegenden Seiten. Die Kammerzofen hatten Florias Sachen bereits ausgepackt und ihre bevorzugte Steppdecke, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, auf ihrem Bett ausgebreitet. Dankbar ließ sie sich darauf nieder und lehnte sich in die Kissen zurück; sie fühlte sich viel erschöpfter als sie es für möglich gehalten hatte. Capella schnatterte unterdessen in einem fort, aber Floria schlief ein, bevor sie noch herausbekommen konnte, um was es eigentlich ging.
Das Leben am Hof wurde rasch zur Routine. Während Capella immer lange ausschlief, frühstückte Floria zeitig mit den wenigen anderen Frühaufstehern; danach leistete sie den ganzen Vormittag lang der Königin Gesellschaft, wodurch ihr nicht nur Capellas Gegenwart, sondern auch ihre Gesangskunst bei den Proben erspart blieben. Zum Mittagessen schlossen sich ihr Gavin und Capella an, und am Nachmittag löste Capella sie bei der Königin ab. Floria genoß es, das Zimmer dann ganz für sich allein zu haben und nutzte es meist zu einem Mittagsschläfchen. Anschließend ging sie zu Gavin ins Musikzimmer, der weiterhin darauf bestand, mit ihr seine Kantate einzustudieren. »Das brauche ich einfach, um mich wieder aufzurichten, nachdem ich den ganzen Morgen mitanhören muß, wie Capella mein Stück massakriert.«
»Es ist wirklich jammerschade«, meinte auch Floria und nahm in der Partitur, die Gavin für sie hatte anfertigen lassen, eine weitere Notierung vor. »Es ist mit Abstand das Beste, was du bisher geschrieben hast. Hoffentlich kann Conn auch zur Premiere kommen, er würde es nur ungern verpassen.«
Gavin seufzte. »Wenn ich nur nicht mit dieser Frau geschlagen wäre. Glaub mir, Floria, es ist ein einziges Fiasko.«
»Aber sie hat doch sicherlich gewisse Fortschritte gemacht, seitdem ich sie das letzte Mal gehört habe«, fragte Floria hoffnungsvoll.
»Nicht im geringsten«, erklärte Gavin kopfschüttelnd. »Es ist einfach unglaublich, aber ihr Vortrag hat sich kein bißchen verändert. Ihre Sturheit ist fast schon wieder bewundernswert. Sie ist felsenfest davon überzeugt sie könne singen und mache es richtig, und dann kräht sie genauso falsch wie vorher.«
Er lief unruhig im Zimmer auf und ab. »Ich weiß ja, daß ich das nicht sagen sollte, aber manchmal wünsche ich mir, sie würde versuchen, Lord Altons Hengst zu reiten und sich dabei den Hals brechen!«
»Erinnere mich bloß nicht daran! Sie will es tatsächlich! In dieser Woche habe ich sie schon dreimal zurückhalten müssen.«
Gavin starrte sie
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