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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Zwillingsbruder Alastair waren von klein auf eng befreundet gewesen, und da sie ja alle irgendwie und um drei Ecken miteinander verwandt waren, hatte auch er in ihren Kindertagen zu Florias Spielkameraden gehört.
    Es hat also doch seine Vorteile, wieder am Hof zu sein, dachte Floria sich. So kann ich wenigstens die Kantate hören, die er zur Feier Königin Antonellas Genesung geschrieben hat. Floria liebte Musik und hielt sehr viel von Gavins Kompositionen; deshalb lief sie ja jetzt auch zum Musikzimmer, hoffte sie doch, wenigstens einen Teil der Proben belauschen zu können.
    Die Töne, die aus dem Zimmer drangen, glichen allerdings in keinster Weise dem Stil, den sie von Gavin gewöhnt war, oder, um es genauer zu sagen, sie glichen eigentlich keiner Musik, die Floria je gehört hatte. Es klang eher so, als ob jemand seine Viola mit Katzendärmen bespannt hätte, ohne sich dabei die Mühe zu machen, die arme Katze davon zu unterrichten – oder wenigstens einzuschläfern.
    »Nein, nein, Damisela. Das ist noch nicht ganz der gewünschte Effekt, den wir erzielen wollen.« Gavins Stimme klang schrecklich matt. Wahrscheinlich hatte er es an diesem Morgen schon an die fünfzig Mal erklärt. »Am besten, wir legen eine Pause ein.«
    »Aber ich bin mir sicher, daß ich den richtigen Ton schon noch treffen werde.« Es war eine weibliche Stimme, äußerst schrill und übertrieben hoch, aber immerhin klang sie beim Sprechen eine Spur angenehmer als bei ihrem Versuch zu singen.
    Zumindest nehme ich einmal an, daß sie versuchte zu singen, schoß es Floria durch den Kopf. Oder spielt sie am Ende gar die Katzen-Viola?
    »Ganz gewiß doch, davon bin ich überzeugt.« Gavin klang alles andere als überzeugt. »Aber ich benötige jetzt eine Pause. Und Ihr auch.« Gavins telepathische Fähigkeiten waren nicht sonderlich stark ausgeprägt, aber trotzdem konnte Floria deutlich wahrnehmen, was er dachte. Die braucht mehr als nur eine Pause – völliger Rückzug von der Bühne wäre angebrachter.
    Floria öffnete die Tür und trat ein. »Gavin«, rief sie leise, »darf ich dich kurz unterbrechen?«
    »Floria!« Gavin begrüßte sie so erleichtert wie ein Mann; der sich im Schneesturm verirrt hat und darin unvermutet auf Rettung stößt. »Darf ich dir Capella Ridenow vorstellen.« Die Frau an seiner Seite lächelte Floria etwas zu vertraulich an, obwohl sich Floria ganz sicher war, daß sie sich nie zuvor begegnet waren.
    Floria ging eher argwöhnisch auf sie zu und beließ es bei einem unverbindlichen Gruß.
    »Dann bist du also Floria«, flötete die Frau auf unpassend mädchenhafte Art. »Ich bin ja so was von froh, dich kennenzulernen! Onkel Aidan und Tante Antonella freuen sich auch schon wahnsinnig auf dich. Nanu, du bist ja schwanger«, plapperte sie weiter und tätschelte dabei Florias Bauch, die daraufhin zurückschreckte. Gavin trat zwischen die beiden, um weiteren körperlichen Kontakt zu verhindern.
    »Bitte nicht, Capella«, erklärte er ihr. »Floria ist eine Telepathin.«
    »Nein wie nett«, brabbelte sie weiter, ohne darauf zu achten. »Wann soll denn das Baby kommen? Also, ich bin im Mittwinter geboren. Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Ich würde ja lieber ein Mädchen haben. Oder sind es gar Zwillinge, so wie dein Mann und sein Bruder? Ich finde die Geschichte ja so was von romantisch: die Zwillingsherzöge von Hammerfell, und schon im Kindesalter voneinander getrennt …«
    »Capella«, unterbrach Gavin ihren Redefluß, »warum lauft Ihr nicht rasch zur Königin und unterrichtet sie über Florias Ankunft?«
    »Aber natürlich«, sprudelte Capella hervor. »Das mache ich doch gern. Nein, was wird sich Tante Antonella freuen, daß du endlich da bist.« Mit viel Getöse stürmte sie aus dem Zimmer, stieß dabei noch beinahe am Türrahmen an und segelte dann den Korridor entlang.
    »Tante Antonella?« erkundigte sich Floria bei Gavin, der ihr einen bequemen Sessel zurechtrückte und seinen Arm als Stütze anbot. Sie legte ihre Fingerspitzen nur ganz sacht auf seinen Unterarm, während sie sich dankbar in den Sessel niederließ. »Die Königin weiß übrigens, daß ich hier bin; ich habe ihr gerade meine Aufwartung gemacht.«
    Gavin seufzte. »Ich hatte auch gar nicht die Absicht anzudeuten, du hättest deine Pflichten gegenüber der Königin vernachlässigt. Ich wollte nur endlich Capella los werden. Diese Frau raubt mir noch den letzten Nerv! Ich schwör’s dir, Floria, die macht mich wahnsinnig!«
    Selbst nach

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