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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kontrahenten gegenübertrat. Ihre eine Hand ruhte auf dem Knauf ihres Langmessers.
    Donato fixierte abwechselnd Wandirr und Lian. Wandirr rang um Worte.
    »Die Nahrungskonzentrate …«
    »Der Proviant muß rationiert werden«, fuhr Donato ihm schneidend ins Wort. »Wir liegen sehr weit hinter unserem Marschplan zurück. Wenn wir die Zeit nicht aufholen, werden wir weder den Schrein finden noch früh genug zum vereinbarten Treffpunkt zurückkehren. Deshalb werden wir nur dann essen, wenn ich es sage. Und wer nicht mithalten kann, wird zurückbleiben müssen.«
    »Aber das ist lächerlich«, rief Sara Jordin. »Tony und Tee sind tot, also haben wir ihre Rationen zusätzlich.«
    Donato zuckte nur mit den Schultern. »Erst müssen wir den Schrein erreichen.«
    »Hat Wandirr nicht ein viel größeres Interesse daran als Ihr?« Lian versuchte, die Gemüter zu beruhigen. »Gewiß sollte er entscheiden, was wir tun. Schließlich ist er der rechtmäßige Leiter dieser Expedition.«
    »So, ist er das?« fragte Donato mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich stelle gar nicht seine Absicht in Frage, sondern seine Befähigung. Und was die Rechtmäßigkeit betrifft, so wurde die Genehmigung für diese Expedition …«
    »… vom Hauptquartier des Imperiums erteilt. Und zwar dem Institut für Xeno-Archäologie, das wiederum mir das Kommando übertrug!« Wandirr hatte endlich seine Stimme wiedergefunden, aber Donato schnitt ihm auch diesmal das Wort ab.
    »Weder das Imperium noch das Institut hätten Ihnen die Bewilligung geben können, auch nur einen Fuß auf Darkover zu setzen, wenn es nicht im gemeinsamen Interesse der Terraner und des Comyn-Rates läge. Haben Sie sich denn nie gefragt, warum plötzlich alles so glatt verlief, nachdem Sie sich solange vergeblich um Unterstützung bemüht haben?«
    Jetzt wandte sich Donato wieder Lian zu. »Und aus genau diesem Grund wirst auch du dich mir nicht widersetzen, Entsagende!« Aus seinem Mund klang das Wort wie eine Beleidigung. »Ich handle im Auftrag des Comyn-Rates, der auch den Fortbestand deiner Gilde garantiert. Und das berechtigt mich dazu, das Kommando zu übernehmen, falls ich es für notwendig halte. Deshalb hast du dich mir gegenüber zu verantworten!«
    Lian starrte ihn an. Ihr Eid verpflichtete sie, die Gesetze der Gilde zu schützen und einzuhalten, aber diese Regeln besagten auch, seinem Dienstherrn treu zu dienen. Keiner hatte ihr je gesagt, was zu tun sei, wenn diese beiden Forderungen einander widersprachen. Unwillkürlich fuhr ihre Hand wieder zum Griff ihrer Waffe, und bei dieser Berührung tauchte eine alte Erinnerung in ihr auf.
    Die Fechtkünste, die sie von ihrem Bruder erlernt hatte, hatten ihr einen großen Vorsprung verschafft, als sie bei den Entsagenden eintrat. Die alte Waffenmeisterin war begeistert gewesen, eine so begabte Schülerin zu haben, und hatte sie in einige der alten, von der Schwertschwesternschaft ererbten Lehren eingeweiht, die anderen vorenthalten blieben.
    »Alle Frauen steigen zu den Pforten des Todes hinab, wenn sie Kinder gebären«, hatte die greise Lehrerin ihr erklärt. »Aber wir, die wir mit der Klinge leben, kennen Leben und Tod nach Frauenart und Männerart. Wir stehen am Rand, zwischen beiden Geschlechtern, so wie die Leronis zwischen den Welten lebt. Und so dienen auch wir, auf unsere Art, Avarra. Ihre Wahrheit mußt du suchen, zwischen allen Gesetzen, mit denen Männer und auch Frauen dich binden wollen. Es ist die Wahrheit, die du im Glanz deiner Schwertklinge erkennst …«
    Lian atmete tief ein, wie sie es auch vor einem Kampf zu tun pflegte, um ganz in sich zu ruhen. Beim Ausatmen spürte sie diese innere Ruhe einkehren. Dieses Ziel hatte sie erstrebt, genau wie ihr Vorbild, die legendäre Camilla n’ha Kyria, die auch ohne Laran die größte Kriegerin ihrer Zeit gewesen war. Einige Gerüchte mochten besagen, daß sie am Ende ihrer Tage bei den Schwestern der Avarra deren Zauberkünste erlernt hatte, aber Lian schenkte dem keinen Glauben. Sie brauchte nichts und niemanden. Welchen Unterschied machte es schon, wessen Befehle sie gehorchte, so lange sie ihr Wort hielt?
    »Wir alle wollen den Schrein erreichen. Der Ruhm für mögliche Entdeckungen wird Wandirr zufallen, ganz egal, wer uns dorthin führt.« Ihre Hand löste sich vom Griff ihrer Waffe.
    Auch wenn das kein völliges Zugeständnis war, reichte es Donato offenbar aus. Er lachte und erteilte dann Sara und Deuu barsch den Befehl, weiterzumarschieren.
    Als sie ihren

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