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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sind schon vor dem Tor.«
    »Wer ist es?« Mit schnellen Schritten überbrückte Renata die Distanz zwischen ihnen und blickte, der Richtung seiner ausgestreckten Hand folgend, über die Brüstung hinab. Zunächst sah sie nur eine Staubwolke, aber dann konnte sie die Reiter ausmachen. Es waren drei an der Zahl, schemenhafte Gestalten, die sich dunkel vor den Berghängen abhoben.
    »Der Anführer trägt eine Standarte mit Hasturs Farben«, erklärte Coryn. Er hatte ungewöhnlich scharfe Augen, und Renata sah keinen Grund, seine Aussage zu bezweifeln, auch wenn sie selber die Flagge noch nicht erkennen konnte. Jedenfalls sank ihr bei seinen Worten das Herz. »Jetzt schickt dein Bruder doch noch nach dir.« Sie waren seit sechs Monaten verheiratet, aber Coryn hatte nie die Erlaubnis seines Bruders für diese Heirat eingeholt; vor dem Gesetz des Tieflandes war ihr Ehe ohne den Segen Lord Carcosas nicht rechtsgültig.
    Coryn schüttelte den Kopf. »Es geht nicht um meinen Bruder. Und selbst wenn es so wäre, wer würde sich schon darum kümmern? Ich habe dir mehr als einmal erklärt, daß ich mich um Regnalds Meinung – oder seine Ländereien – keinen Deut schere. Was die Heiratserlaubnis anbelangt, so würde er sie nie gewähren, also habe ich gar nicht erst danach gefragt. Aber dieser Trupp kommt nicht von Regnald. Siehst du dort die Krone auf dem Emblem? Das sind Allarts Männer.«
    »Allarts Männer? Aber warum?«
    »Ich nehme an, daß sie eine Botschaft bringen, die Allart den Relaisstationen nicht anvertrauen konnte. Weshalb sonst hätte er einen berittenen Trupp ausgesandt? Außerdem tragen die Männer keine Hastur-Uniformen, sondern schlichte Bergkluft. Sie sind in geheimer Mission gekommen, Renata; andernfalls hätten unsere eigenen Leute doch schon längst ihre Ankunft gemeldet.«
    »Dann wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als sie zu empfangen, um herauszufinden, was sie wollen«, seufzte Renata. »Jedenfalls sind das keine guten Neuigkeiten, da bin ich mir sicher.«
    Coryn folgte ihr in die Burg, und obwohl er sie nicht berührte, war sie sich doch seiner Gegenwart und der ungelösten Probleme, die sich über ihren Köpfen wie Gewitterwolken über den Hellers zusammenbrauten, nur allzu schmerzlich bewußt. Aber jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzugrübeln, ganz gleich, wie sehr es sie bedrückte.
     
    Obwohl Renatas Sohn Brenton seit einem Jahr den Titel eines Lord Aldaran trug, wollten die Hastur-Gesandten ihm ihre Botschaft nicht mitteilen. Statt dessen trafen sie sich inoffiziell mit Coryn und Renata. »Wir sind gekommen«, erklärte der Anführer, nachdem einige Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht worden waren, »um Lord Coryn zu bitten, mit uns nach Thendara zurückzukehren. Auf der anderen Seite des Flusses Kadarin wartet bereits ein Luftauto auf ihn.«
    Renata war von dieser Mitteilung wie betäubt, aber Coryn verriet keinerlei Überraschung. »Allart ist mein Lehnsherr. Er muß nicht lange bitten. Ich unterliege seinem Befehl.«
    »Verzeiht, mein Lord«, fuhr der Hastur-Mann fort, »aber da gibt es noch etwas, das Ihr erfahren solltet. Ardais hat all seine Männer aus den Hastur-Ländereien zurückbeordert. Man spricht von Krieg.«
    Renata bemerkte, wie die Farbe aus Coryns Gesicht wich, und sie selbst traf es tief ins Herz. Sie kannte Cyril und seine Söhne nur zu gut – und sie kannte auch ihre Gier nach Land. Die steilen Abhänge der Hellers boten ihrer eigenen Domäne einigen Schutz vor Ardais, aber wenn er gegen die Tieflande ziehen und siegen sollte, konnte Aldaran unmöglich länger neutral bleiben.
    Schon einmal hatte sie den Krieg erlebt, als Rakhal von Scathfell gegen ihren verstorbenen Mann Mikhail von Aldaran zu Felde gezogen war. Sie hatte die Schrecken gesehen und seit jener Zeit in der Angst gelebt, es noch einmal erleben zu müssen. Sie schloß sich im leichten Rapport mit Coryn zusammen – ein bloßer Gedankenaustausch, mehr gestattete er nicht. Was könnte Allart von dir wollen, Coryn? fragte sie. Du bist kein Soldat. Und als Bewahrer eines Telepathenkreises kannst du auch nicht mehr dienen.
    Coryn betrachtete sie ernst, und in seinen Augen erkannte sie einen tiefen Schmerz. Du irrst dich, Renata; ließ er sie durch die Verbindung wissen. Wir haben uns beide geirrt. Meine Kräfte wurden nicht unwiederbringlich zerstört. Sie sind zurückgekehrt. Ich habe schon die ganze Zeit mehr oder weniger mit einer solchen Aufforderung gerechnet. Allart mußte es früher oder

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