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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Neskaya-Turm eingerichtet hatte, ließ Corus MacAran Asharra in sein Laboratorium rufen, das er für seine privaten Forschungen übernommen hatte. Sie erwartete eine schwierige Unterredung, aber zu ihrer Überraschung zeigte er sich höflich, ja fast umgänglich. »Du bist eine der fähigsten Matrixarbeiter, und ich brauche dich für mein Sonderprojekt.«
    »Ich bin aber schon dazu eingeteilt, die neuen Techniker an den Relais zu überwachen«, versuchte Asharra vorsichtig einzuwenden.
    »Das kannst du ruhig vergessen. Das ist reine Routinearbeit! Ich werde jemand anderes dazu bestimmen. Ich möchte, daß du diesen Abschnitt übernimmst.« Dabei wies er auf einen Tisch, auf dem sich zahlreiche Pläne und Entwürfe stapelten.
    Da ihre Neugierde geweckt war, beugte sich Asharra über das oberste Diagramm. Sie konnte zwar die altertümlichen Zeichensysteme einigermaßen gut entziffern, hatte aber bisher noch nie etwas derartiges gesehen. Es schien sich dabei um die Teilbeschreibung einer größeren Vorrichtung zu handeln.
    »Was ist das?« wollte Asharra wissen.
    »Nun, das wirst du schon noch sehen, wenn es soweit ist«, entgegnete Corus. Die Schärfe in seiner Stimme verriet ihr, daß es nicht ratsam war, zu viele Fragen zu stellen, wollte sie nicht schon bald wieder aus dem Projekt ausgeschlossen sein.
    Varzil hätte mich nicht so wie ein Kind behandelt, dachte sie bei sich, während sie gehorsam den Kopf neigte. Und es wird der Tag kommen, an dem auch du dies nicht mehr wagst.
     
    Asharra saß allein im Dunkeln, unempfänglich für alle äußeren Einflüsse, so kalt und regungslos wie die blanken Steine der Wände in ihrer engen Kammer. Die Wohnquartiere des Turms lagen still, alle schliefen. Nur Asharra hielt die selbst auferlegte Nachtwache und unterzog sich den strengen Konzentrationsübungen, die ihr Varzil beigebracht hatte.
    Zunächst reagierte Asharra auf das Klopfen an der Tür nicht. Dann blinzelte sie, ließ ihren Körper wieder voll zu Bewußtsein gelangen, erhob sich aus der Meditationshaltung und ging zur Tür. Bellisma, die junge Novizin, die mit ihr an Corus’ Projekt arbeitete, stand vor ihr und zitterte so heftig, daß von der Kerze in ihrer Hand Wachs auf den Steinfußboden tropfte. In ihrem erhöhten Wahrnehmungszustand erkannte Asharra sofort, daß die Energiekanäle im Körper der jungen Frau angeschwollen waren. »Heilige Cassilda steh uns bei, was ist dir zugestoßen?«
    »Ich …« Bellisma sackte lautlos zusammen. Asharra fing sie auf und zog sie zu ihrem Bett. Die Kerze fiel dem Mädchen aus der Hand und verlöschte, aber Asharra brauchte kein Licht. Sie beugte sich über die fast Bewußtlose und strich mit ihren Händen über Bellismas Leib. Die verstopften Kanäle pulsierten und erglühten in einem matten Dunkelrot. Bellismas Herzschlag flatterte wie der eines eingesperrten Vogels.
    Asharra preßte die Lippen zusammen. Sie wußte, was geschehen war. Bellisma ist ein hübsches Mädchen und für ihr Alter körperlich reif und gut entwickelt. Asharra hatte bemerkt, wie begehrlich Corus sie betrachtete, hatte auch gehört, wie er davon sprach, welch eine Verschwendung es sei, auch dann zölibatär leben zu sollen, wenn man gerade nicht an den großen Energonringen arbeitete. »Das ganze Gerede davon, sich ›um der höheren Einsicht willen rein zu halten‹, ist doch der reinste Aberglauben«, hatte er gespottet.
    Durch die erwachende Sexualität des Mädchens wurden jetzt genau jene Kanäle blockiert, die ihr Laran transportieren sollten. Die mächtigen Energien, an ihrem natürlichen Fluß gehindert, drohten nun, lebenswichtige Organsysteme übermäßig zu belasten. Im Augenblick war Bellisma nur krank, aber sollte sie versuchen, in diesem Zustand zu arbeiten, dann …
    Asharra war insgeheim dankbar, daß ihre kindliche Erscheinung sie vor den meisten Annäherungsversuchen bewahrte; sie schätzte sich glücklich, daß ihre Periode noch nicht eingesetzt hatte und auf Grund ihres rigorosen Trainings vielleicht nie kommen würde.
    Die blockierten Kanäle des Mädchens zu reinigen, war eine einfache Aufgabe, die jede ordentlich ausgebildete Überwacherin erledigen konnte. Aber Asharra wußte, daß damit das Problem nicht aus der Welt geschafft war. Die eiserne Disziplin, die Varzil dem Turm abverlangt hatte begann zu bröckeln. Es war kein Wunder, daß Bellisma bei ihr und nicht bei ihrem Bewahrer Hilfe gesucht hatte
    Ich darf das Leben dieses Kindes nicht aufs Spiel setzen, dachte Asharra

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