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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Winde und trat verärgert gegen die Kurbel. Der Eimer sauste in den Brunnen hinab und schlug platschend auf der Wasserfläche auf. Dora befürchtete, daß der Eimer beim Aufprall vom Haken gerutscht sei und linste über den Brunnenrand in das dunkle Loch. Unten kräuselte sich das schwarze Wasser. Als die Wasserfläche sich wieder beruhigt hatte, sah Dora plötzlich, wie ein gelbes Augenpaar sie bösartig anstarrte. Sie schrie auf und stürzte fast ohnmächtig nach hinten.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los, Dora? Hast du den Eimer wieder verloren? Ich hab’ wirklich keine Lust, andauernd nach dem doofen Ding zu angeln. Mach Platz und laß mich mal sehen.«
    »Nein!« stieß Dora atemlos hervor. »Da … Augen … im Brunnen … Schreckliche gelbe Augen! Dämonenaugen! Geh nicht hin, Bran!
    »Was redst du da für Zeug? Hat dir die Sonne zu sehr aufs Hirn gebrannt, und spielt dein Laran wieder mal verrückt? Laß mich selber sehen, bevor wir uns von Vater ein Donnerwetter anhören müssen, weil wir schon wieder einen Eimer verloren haben.«
    Branith näherte sich dem Brunnen und spähte angestrengt auf die dunkle Wasserfläche hinab. Mit einem Mal entrang sich ihr ein Freudenschrei. »Dora, rasch, hilf mir! Da unten ist ein Mann! Er muß in den Brunnen gefallen sein, und … oh, er sieht fantastisch aus!«
    Dora starrte ihre Schwester ungläubig an. Dann raffte sie all ihren Mut zusammen, trat an die Brunneneinfassung und zwang sich, noch einmal über den Rand zu blicken. Sie erzitterte am ganzen Leib, als der Dämon aus dem Wasser auftauchte und sein fürchterlicher Gestank ihr fast den Atem raubte.
    »Was ist, hilfst du mir nun oder nicht, du Dussel?« Branith rüttelte sie heftig durch.
    »Ich … ich kann nicht, Bran. Das ist kein Mann, das ist ein Dämon! Laß uns verschwinden und Vater alles sagen. Bitte, Bran, bitte!« flehte Dora.
    »Du bist wohl übergeschnappt, wie ein Kralmak mit Sonnenstich. Das da unten ist ein Mann, und du wirst mir helfen, ihn herauszuholen, hast du verstanden? Hier, nimm dieses Seil und hilf mir, ihn hochzuziehen!« Branith schubste Dora unsanft zum Brunnen.
    Benommen fragte sich Dora, ob Branith am Ende nicht doch recht hätte und das Laran ihr tatsächlich einen Streich spielte. Zitternd ergriff sie das Seil. Als sie sich über den Brunnenrand beugte, um das Seil nachzulassen, funkelten ihr die gelben Augen wieder entgegen. Es ist sicher nur eine Halluzination, hervorgerufen durch die Schwellenkrankheit. Ich darf jetzt nicht nachgeben. Ich muß Bran helfen.
    Unterdessen zerrte Branith emsig an dem Seil und zog den stattlichen, schweigsamen Mann immer weiter nach oben.
    Wer er wohl ist? Vielleicht ein reicher Mann aus der Stadt, der hier vorbeikam und am Brunnen etwas trinken wollte und dann hineingefallen ist. Gute Göttin, laß ihn bitte reich sein und mich auf sein Schloß mitnehmen, um mir für seine Rettung zu danken! Im Geiste sah sich Branith bereits in seinen Armen über den Marmorboden eines sagenhaften Schlosses schweben.
    Sie hatten ihn jetzt ganz nach oben gezogen, und beide Mädchen ergriffen je einen Arm, um ihm herauszuhelfen. Dora würgte den Ekel herunter, als sie die schleimige und schuppige Haut der Kreatur spürte; Branith staunte, als sie den reichen Seidenbrokat und weichen Samt seiner Gewänder berührte.
    Seine starken und edlen Gesichtszüge mit den tiefblauen Augen wurden von flammend rotem Haar umrahmt. Und da sage noch einer, Wünsche gingen nicht in Erfüllung! lächelte Branith selbstzufrieden.
    Der stattliche Mann trat auf sie zu und sprach sie mit honigsüßer Stimme an.
    »Mein Name ist Jaramond Weatherby, und ich danke Euch von ganzem Herzen. Wie kann ich mich je für Eure Güte erkenntlich zeigen?« fragte er und verbeugte sich dabei tief. »Würdet Ihr mir die große Ehre erweisen, mich heute abend auf mein Schloß zu begleiten und mit Eurer Schönheit meine bescheidene Tafel zu zieren. Nur ganz selten kann ich so anmutige Gäste wie Euch zu Tische laden.«
    Die Zisch- und Kehllaute, die das Untier hervorbrachte, raubten Dora fast den Verstand. Sie glaubte, einen unaussprechlichen Namen zu hören, der so etwa wie Krakendrathlothvayen klang. Was geschieht nur mit mir? Verliere ich wirklich den Verstand? Vater muß mich zu einem der Türme schicken, wo sie mir mein Laran ausbrennen können, bevor es mich tötet. Heilige Evanda, ich hoffe, es tut nicht allzu weh. Danach werde ich für den Rest meines Lebens kopfblind sein.
    Tränen rannen ihr die

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