Das Wunder der Liebe
schon gut. Es ist alles in Ordnung”, entschuldigte sich Wren, während sie sich immer noch forschend umsah.
Nirgendwo war ein Zeichen von Keegan Winslow zu erkennen.
Vielleicht hatte sie Glück, und er war bereits von allein gegangen. Dieser Gedanke nahm ein wenig von ihrer Anspannung, und sie straffte sich ein wenig. Dann ging sie zu Bossie hinüber und streichelte die Stirn des Tieres, während ihre Gedanken immer noch bei Keegan weilten.
Vielleicht lag er noch oben im Bett und schlief.
Aber wie kann er bei diesem Lärm weiterschlafen? fragte sie sich und wandte sich ihren morgendlichen Pflichten zu.
Während sie arbeitete, schaute Wren immer wieder über die Schulter zu der Treppe hinüber, die zum Boden führte, und horchte, ob sie irgendwelche Geräusche vernahm.
Sie brauchte knappe fünfundvierzig Minuten, um alle siebzehn Kühe an die Milchmaschinen anzuschließen. Als sie fertig war, ging sie zur Treppe hinüber und schaute zur geschlossen Tür hinauf.
Sie hielt sich am Geländer fest und wartete mit laut klopfendem Herzen. Nach der Unterhaltung, die sie gestern Abend geführt hatten, wusste sie überhaupt nicht mehr, wie sie diesen Mann einschätzen sollte.
Erst nahm sie all ihren Mut zusammen. Dann räusperte sie sich. “Hallo?” rief sie schließlich.
Keine Antwort.
“Mister Winslow?”
War das etwa ein Stöhnen?
Wren neigte den Kopf in Richtung Heuboden. “Mister Winslow, geht es Ihnen gut?”
Sie hörte, wie eine der Bettfedern quietschte.
Warum antwortete er nicht?
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Sie hatte keine andere Wahl, sie würde hinaufgehen und nachsehen müssen. Obwohl sie am ganzen Leib zitterte, setzte Wren den Fuß auf die unterste Stufe.
Das Stöhnen war diesmal laut und deutlich zu hören.
Wren ging vorsichtig die Treppen hinauf. Sie erreichte die Tür, drückte sie auf und ging zu dem abgeteilten Raum hinüber.
Keegan Winslow lag in die Decke gewickelt mit angezogenen Beinen auf dem Bett. Obwohl das kleine Heizgerät in der Ecke summte, war es eiskalt im Zimmer.
“Mr. Winslow?” Sie betrat den Raum und ging einige wenige Schritte auf das Bett zu. War das eine Falle? Wollte der Fremde sie womöglich reinlegen?
Er murmelte etwas, doch seine Augen blieben geschlossen.
Wren bemerkte, dass sein Atem schnell und kurz ging. Jeder Nerv in ihrem Körper war angespannt, als sie Schritt für Schritt näher trat, bereit, sofort die Flucht zu ergreifen.
Er trug immer noch die Jeans und seinen Pullover, doch Stiefel und Hut lagen unter dem Bett.
Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und seine Lippen waren trocken und aufgesprungen. Wren ging in die Hocke und berührte ihn leicht an der Schulter. “Mrs. Winslow, es ist Morgen. Zeit für Sie gehen.”
Er öffnete die Augen und starrte auf etwas, das Wren nicht sehen konnte. Aber es musste etwas Schreckliches sein.
“Maggie!” schrie er plötzlich und setzte sich abrupt auf.
Erschrocken taumelte Wren zurück und wollte sich erheben, um zur Tür zu laufen. Aber so schnell der Mann sich aufgesetzt hatte, sank er auch wieder in die Kissen zurück.
Wrens Puls raste. Entschlossen verdrängte sie die Panik, die in ihr aufgestiegen war, und schaute zu dem Mann hinüber.
Seine Augen waren rot umrändert. Sie wirkten glasig und glänzten unnatürlich, als ob er Fieber hätte.
Sie legte sich die Hand auf die Brust. Wer ist Maggie? fragte sie sich. Und was war mit diesem Mann los?
“Mr. Winslow”, flüsterte sie. “Sind Sie wach?”
Er antwortete nicht, sondern starrte nur an die Decke.
Wren trat näher. Schlief er mit offenen Augen?
Eiskalter Wind wehte durch einen offenen Spalt und sandte einen Schauer über Wrens Rücken. Sie zog ihre Jacke noch enger um sich und kniete sich erneut vor das Bett.
Er hatte die Augen wieder geschlossen. Wren zog die Handschuhe aus und legte eine Hand auf seine Stirn.
Keegan Winslow war glühend heiß. Er musste hohes Fieber haben.
“Keegan?” fragte sie und benutzte zum ersten Mal seinen Vornamen.
Er schaute sie an und blinzelte. “Wer sind Sie?” fragte er mit rauer, gebrochener Stimme. Seine Haut war trocken, offensichtlich war sein Körper am Ausdörren. Sie musste ihm unbedingt dazu bringen, Wasser zu trinken, und zwar viel.
“Mein Name ist Wren Matthews, Mr. Winslow. Erinnern Sie sich daran, dass Sie die Nacht auf dem Boden über meinem Stall verbracht haben?”
Er schüttelte den Kopf und wirkte so verloren, dass sich ihr Herz vor Schmerz
Weitere Kostenlose Bücher