Das Wunder Der Selbstliebe
wenigstens einer von uns zufrieden, nämlich ich“, stellte die Mutter fest.
Es dauerte noch ein Jahr, bis die Tochter drogenfrei war. Ein weiteres halbes Jahr später gab sie zu, dass es eine große Erleichterung für sie gewesen war, nicht mehr verantwortlich für das Lebensglück ihrer Mutter zu sein. Auch wenn sie lange gebraucht habe, um zu dieser Erkenntnis zu kommen: Letztlich gehe es ihr viel besser, seit sie die Verantwortung für sich selbst übernommen habe und ihre Mutter nicht mehr versuche, sie ihr abzunehmen.
Selbstverständlich lässt sich diese Geschichte nicht auf andere Drogenfälle übertragen. Doch sie zeigt sehr anschaulich, warum es mit der Nächstenliebe viel besser klappt, wenn die Selbstliebe stimmt:
Mit Selbstliebe kann man klarer einschätzen, was der andere wirklich braucht. Manchmal ist ein Nein viel heilsamer als viele Jas.
Man kann nur geben, was man schon hat. Wenn man sich völlig für andere aufopfert, ohne auf sich selbst zu achten, geht das an die Substanz und man kann nicht mehr viel geben.
Wenn man gelernt hat, Verantwortung für seine innere Zufriedenheit zu übernehmen und diese nicht anderen aufzubürden, kann man das auch anderen beibringen und vorleben.
Wenn man innerlich „satt“ ist, gibt man gern. Geben aus innerem Überschuss heraus macht Freude und ist erfüllend. Der andere spürt dann, dass man es gern tut. Wenn man hingegen ausgelaugt und schlapp ist und trotzdem gibt, fühlt sich der andere schuldig, dass er einen zusätzlich belastet.
Übung Wann immer dich jemand um etwas Größeres bittet, lass dir wenn möglich etwas Zeit mit der Antwort. Atme ruhig und entspannt in deinen Bauch hinein und sage dir in Gedanken: „Ich liebe mich selbst, ich bin reine Liebe. Ich wünsche diesem Menschen das Allerbeste.“ Fühle die Liebe.
Und dann frage dich: „Wie kann ich am besten helfen und welche Art von Hilfe erscheint mir jetzt wirklich sinnvoll? Was will ich wirklich tun?“
Du musst nicht automatisch genau das tun, was der andere möchte. Vielleicht möchte sich der andere Geld leihen, aber dein Eindruck ist, er kann nicht mit Geld umgehen. Vielleicht hast du den Wunsch, ihm stattdessen bei der Jobsuche zu helfen, oder was auch immer.
Achte auf deine innere Stimme. Und trau dich, „nein“ zu sagen, wenn du kein gutes Gefühl hast.
Das Wunder der Selbstliebe
Wenn ich mit mir selbst liebevoll und respektvoll umgehe und kommuniziere, dann wird dieses Verhalten sehr bald zu meiner zweiten Natur. Schließlich verbringen wir die meiste Zeit mit uns selbst.
Wenn ich gelassen durchs Leben gehe, darauf vertrauend, dass ich liebenswert bin und von Gott und dem Leben geliebt werde, so wie ich bin, dann wird auch dies ein Grundlebensgefühl von mir. Schon bald werden mir auch andere Menschen viel öfter liebenswert vorkommen.
Wenn ich mich selbst mit all meinen Fehlern und Schwächen lieben kann, werde ich auch eher über Fehler und Schwächen anderer schmunzeln können. Denn die Selbstliebe macht die liebevolle Betrachtungsweise zu meiner Gewohnheit.
Das Beste, was wir für andere tun können, ist, mit der Selbstliebe zu beginnen.
Nachruf
VON MANFRED MOHR
Kurz nach Beendigung der Arbeiten an diesem Buch ist meine Frau Bärbel Mohr gestorben. Jeder, der sie näher kennen lernen durfte, weiß, welch wunderbaren Menschen wir mit ihr verloren haben.
Ihre Kreativität und ihr Wissensdurst waren unermesslich. Indische Gurus, spirituelle Kindererziehung, alternative Heilmethoden, hawaiianisches Ho’oponopono, die weltweite Finanzkrise, Metaphysik: Niemand konnte wie Bärbel ein Thema aufgreifen, sich dafür begeistern und es dann in ihrer ganz eigenen Sprache – so wie ihr der Schnabel gewachsen war – vermitteln. Auf eine Weise, dass man auch komplizierte Sachverhalte mit Leichtigkeit verstehen konnte. Sie war eine wunderbare Netzwerkerin, hat ständig Informationen gesammelt und mit aller Welt geteilt. Sie faszinierte mit ihrer natürlichen Ausstrahlung viele Menschen bei ihren Vorträgen. Sie hinterlässt ein Werk von mehr als 25 Büchern, die in 21 Sprachen übersetzt wurden. Ich werde ihr geistiges Erbe nach Kräften weiterführen. Aber ich möchte sie selbst enden lassen mit dem Nachwort, das sie für dieses Buch verfasst hat:
„Wenn ich mit intellektuellen Freunden spreche, festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt.“
Bertrand
Weitere Kostenlose Bücher