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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Haus gern von innen sehen?«
    Es kostete sie große Mühe, nicht laut zu rufen: Ja, unbedingt!
    Er trat an die riesige, aus acht Paneelen bestehende Tür, die auf beiden Seiten mit mundgeblasenen Butzenscheiben versehen war. Am linken Rand befand sich ein Messingschild, auf dem »Das historische Blue Ridge Madam Inn« stand. Die Tür machte den Eindruck, als wäre sie sehr schwer, ließ sich jedoch mühelos öffnen.
    Willas Hände zitterten, als sie in den kühlen Luftzug der Vergangenheit trat. Als Erstes fiel ihr Blick auf die riesige Treppe, die sich in einer langen Kurve an der Wand entlangzog. Am oberen Treppenabsatz hing das Porträt einer Frau mit dunklen Haaren und grauen Augen in einem umwerfend schönen dunkelblauen Gewand. Sie sah mit einem wehmütigen Blick auf die Eingangshalle hinunter.
    Willa konnte es kaum glauben, dass ihre Großmutter hier gelebt hatte. Sie konnte die Frau, die sie kannte, nicht in Einklang bringen mit dem jungen Mädchen, das damals durch diese Räume geschwebt sein musste, diese wundervollen, prächtigen Räume. Sie sehnte sich verzweifelt danach, eine Verbindung zu diesem Ort zu spüren, irgendetwas zu fühlen. Doch als sie sich umschaute, spürte sie nichts.
    Rein gar nichts.
    Die Eingangshalle war in einen Empfangsbereich umgewandelt worden. An einer Seite stand eine dunkle Theke aus Kirschholz. Eine Frau in Jeans und einem T-Shirt saß dahinter und telefonierte. Als sie Colin erkannte, winkte sie ihm zu.
    Colin erwiderte den Gruß, dann ging er mit Willa nach rechts durch einen Torbogen in den Speisesaal. Dutzende runder Tische füllten den Raum, der dank der deckenhohen Fenster lichtdurchflutet war. An einer Seite befand sich ein riesiger, verkleideter offener Kamin, flankiert von Sesseln, die aus den Dreißigern stammen mussten. »Paxton hat mir erzählt, dass sie einen Fünfsternekoch aufgetrieben hat. Das Restaurant Rebecca ist auch der Öffentlichkeit zugänglich. Allerdings ist es bereits bis nächstes Jahr ausgebucht.«
    »Warum Rebecca?«, fragte Willa.
    »So hieß die Gemahlin deines Ururgroßvaters. Er hat das Madam für sie gebaut.«
    »Ach so«, sagte sie und schämte sich, dass sie das nicht gewusst hatte.
    Er führte sie aus dem Speisesaal und durchs Foyer zu dem gegenüberliegenden Torbogen. »Das hier war ursprünglich die Bibliothek«, erklärte Colin. »Jetzt ist es ein Salon, in dem die Hotelgäste ihren Nachmittagstee einnehmen können.«
    Der Raum wies wie fast alle Räume im Erdgeschoss eine dunkle Vertäfelung auf, es gab den gleichen Kamin wie im Restaurant, nur dass er hier von Regalen voller alter Bücher eingerahmt wurde. Dekorativ bezogene Sofas und Sessel waren im ganzen Raum verteilt.
    Die Frau, die zuvor telefoniert hatte, kam herein. »Tut mir leid, Colin, aber die Arbeit reißt nicht ab. Ich versuche immer noch, eine Wäscherei aufzutreiben. Paxton hat mir die Sache ein bisschen erschwert, als sie mich fragte, ob das Madam schon bei der Gala so weit wäre, Übernachtungsgäste aufzunehmen.«
    Colin stellte die beiden vor. »Willa, das hier ist Maria, die Managerin. Paxton hat sie dem Grand Deveraux Inn in Charleston abspenstig gemacht. Sie ist die Beste in diesem Metier. Maria, du stehst vor einer direkten Nachfahrin des Blue Ridge Madam. Das hier ist Willa Jackson. Ihre Vorfahren haben die Villa erbaut.«
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte Maria. »Herzlich willkommen, Willa.«
    »Danke«, erwiderte Willa. Sie fühlte sich zunehmend unbehaglich. Hitze kroch über ihren Nacken. Sie gehörte nicht hierher. Das hatte sie rein verstandesmäßig natürlich schon immer gewusst. Das Haus befand sich seit vielen Jahrzehnten nicht mehr im Besitz ihrer Familie. Deshalb hatte sie sich auch ferngehalten. Aber insgeheim hatte sie – ein Überbleibsel aus ihrer Kindheit – immer gehofft, eines schönen Tages würde jemand wie durch ein Wunder erkennen, dass sich alle geirrt hatten und alles hier doch ihr gehörte.
    »Maria kann meine Aussage bestätigen«, meinte Colin. »Du hast den Filzhut doch auch gesehen, oder?«
    Maria lachte. »Ich bin mir sicher, dass meine Fantasie mit mir durchgegangen ist. Wenn man erfährt, dass es an einem Ort spukt, dann wird aus jedem Knarzen ein Geist.«
    »Ich wollte Willa auch das Obergeschoss zeigen«, sagte Colin. »Sind die Gästezimmer noch offen?«
    »Ja«, erwiderte Maria. »Viel Spaß.«
    Sie kehrten ins Foyer zurück. »Hinter der Rezeption liegt der Bankettsaal. Dort wird die Gala stattfinden«, erklärte Colin

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