Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
Vom Netzwerk:
zu.
    »Dann komm mit«, sagte Colin. »Es dauert wirklich nicht lange.«
    Die Versuchung war zu groß. Sie wollte das Ganze schon über ein Jahr zu gern aus der Nähe sehen, und jetzt hatte sie die Gelegenheit, ohne sich auf ein Abendkleid, Smalltalk und Paxton Osgood einlassen zu müssen. Doch mit Colin Osgood würde sie sich befassen müssen, mit seinen widersprüchlichen Motiven und der unleugbaren sexuellen Anziehung zwischen ihnen. Aber in einem Monat würde er wieder weg sein, sie musste sich also nicht auf immer und ewig vor ihm verstecken. »Rachel, halt die Stellung«, sagte sie. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Lass dir ruhig Zeit«, meinte Rachel und lächelte wissend. »Ich bastle währenddessen an einer Theorie über Cappuccino mit einem Stück Rohrzucker.«
    Ja, das konnte sich Willa lebhaft vorstellen.
    »Sie weiß noch, was ich bestellt habe?«, fragte Colin verblüfft, als er Willa die Tür aufhielt.
    »Ja, das tut sie. Ich folge dir in meinem Jeep«, erklärte sie und wollte zu ihrem Wagen gehen.
    Er packte sie am Ellbogen. »Lass ruhig. Du kannst bei mir mitfahren.« Er deutete auf den großen schwarzen Mercedes vor ihnen und entriegelte die Türen mit der Fernbedienung. Die Lichter blinkten, und die Verriegelung ging auf. Willa kannte diesen Wagen, der kaum zu übersehen war. Er gehörte Colins Vater.
    Schwungvoll öffnete Colin die Beifahrertür. Willa seufzte. Wenn sie jetzt mit ihm zu streiten begann, würde es nur noch länger dauern, beschloss sie und stieg ein. Sie wurde fast verschluckt von den breiten Ledersitzen. Sobald Colin am Steuer saß – wer so einen Wagen fuhr, litt garantiert unter übertriebener Geltungssucht –, setzte er seine Pilotenbrille auf und fuhr los. Er lenkte das Auto lässig-elegant durch den dichten Verkehr auf der National Street, die eine Hand auf dem Lenkrad, die andere auf dem Knie.
    Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, wandte Willa sich ihm zu und fragte: »Warum bleibst du einen ganzen Monat hier?«
    Er verzog den Mund bei ihrer Unterstellung, dass das ein ziemlich langer Zeitraum war. »Ich habe mir freigenommen, um Paxton beim Madam zu helfen und um an der Gala teilzunehmen.«
    »Wo lebst du zurzeit eigentlich?«
    »In New York. Aber ich reise viel.«
    In dem Moment bogen sie um die Ecke auf die steile Zufahrtsstraße zum Madam ein. Willa stellte ihre Smalltalk-Versuche ein. Sie war noch nie weiter gekommen als bis zu dieser Kurve. Sie drehte sich von Colin weg und starrte auf das Haus, das nun immer näher kam. Ein Schwindel erfasste sie, und sie hatte das Gefühl, als ob ihre Haut, ja ihr ganzes Selbst sich zu einem Lächeln ausdehnte. Jetzt wird gleich etwas Wichtiges passieren, dachte sie. Keine Geister. Es wird sich anfühlen, als würde ich heimkommen.
    Als er den Wagen vor dem Haus in der Parkbucht, wo später das Gepäck der Hotelgäste in Empfang genommen werden würde, abstellte, konnte sie es kaum erwarten auszusteigen. Doch irgendetwas war seltsam, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, was. Der Wind blies in heftigen Böen, die wie Stimmen in ihren Ohren klangen. Sie wandte sich der Windrichtung und dem Flüstern zu. Am Rand des Plateaus tuckerte ein Schaufelbagger, und ein paar Männer mit Schutzhelmen standen darum herum.
    »Der Baum ist weg«, sagte sie verblüfft.
    Colin umrundete den Wagen und trat neben sie. »Der Pfirsichbaum. Jawohl.«
    »Das war ein Pfirsichbaum?«, fragte sie überrascht. »Ich wusste nicht, dass Pfirsichbäume in dieser Höhe wachsen.«
    »Wachsen können sie schon, aber Früchte bekommen sie keine. Der Frühling ist zu kalt in dieser Gegend. Die Knospen überleben ihn nicht.« Er lehnte sich an den Wagen.
    »Aber warum hat man dann hier einen Pfirsichbaum gepflanzt?«
    Er zuckte die Schultern. »Das kann ich dir leider nicht sagen. Paxton behauptet, er war auf keinem der alten Fotos zu sehen. Er muss also gewachsen sein, nachdem deine Familie ausgezogen ist. Da er weder sehr alt war noch Früchte trug, beschloss sie, dass sie ihn hier nicht brauchte.«
    »Woher weiß man, was für ein Baum es war, wenn er niemals Früchte getragen hat? Ich glaube nicht, dass hier jemand erkannt hat, dass es sich um einen Pfirsichbaum handelte.«
    »Ich bin Gartenarchitekt«, sagte er.
    Nun ging Willa ein Licht auf. »Ach so. Du bist hier, weil du dich um den Außenbereich kümmerst.«
    »So ist es. Ich habe schon vor meiner Ankunft den Entwurf gezeichnet und die entsprechenden Firmen beauftragt. Mein größter Beitrag

Weitere Kostenlose Bücher