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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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bestand darin, eine lebende Eiche zu finden, um sie hier einzupflanzen. Drüben im Buncombe County bin ich fündig geworden. Der Baum ist rund hundertfünfzig Jahre alt. Er war von Baumaßnahmen bedroht, und der Bauunternehmer wollte sich nicht mit den Umweltschützern anlegen. Deshalb hat er sich bereit erklärt, die Hälfte der Kosten, die durch die Umsiedlung des Baums entstehen, zu übernehmen. Die Vorbereitungen dafür laufen nun schon fast ein Jahr. Am Dienstag wird der Highway gesperrt, damit der Baum hierher transportiert werden kann.« Er drehte sich zu ihr um und lächelte. »Du solltest kommen und zuschauen.«
    »Ich soll dir dabei zuschauen, wie du einen Baum pflanzt? Du meine Güte, du verstehst dich wirklich darauf, einem Mädchen was zu bieten.«
    Er lachte. »Glaub mir, es geht nicht nur ums Pflanzen. Wie kannst du ein Sportgeschäft betreiben, wenn du nichts mit der Natur anfangen kannst?«
    Bevor sie ihm antworten konnte, rief einer der Männer am Bagger: »Hey, Stockmann!«
    Colin drehte den Kopf, lehnte jedoch weiter entspannt am Wagen, auch wenn Willa spürte, dass sein Körper von einer gewissen Anspannung erfasst wurde. Er starrte den Mann, der ihn gerufen hatte, stumm an. Willa war sich absolut sicher, dass das ein geplantes Manöver war. Anscheinend hatte er nicht vor, auf den Ruf zu reagieren.
    Schließlich kam der Mann seufzend auf sie zu. Als er sie fast erreicht hatte, erkannte Willa ihn. Es war Dave Jeffries, der mit ihnen auf die Highschool gegangen und dort in der Footballmannschaft gewesen war und noch heute eine ziemlich breite Brust hatte. »Was ist los, Dave?«, fragte Colin, als Dave vor ihnen stehen blieb.
    »Kurz nachdem du weg warst, haben wir noch etwas ausgegraben.« Er hielt eine schwere, verrostete, gusseiserne Pfanne hoch, an der noch Erde haftete.
    Colin nahm sie ihm ab und betrachtete sie. »Eine Bratpfanne?«
    »Jawohl.«
    »Das wird ja immer spannender.«
    Dave lächelte, als er Willa bemerkte. »Willa Jackson!«, sagte er und schob seinen Schutzhelm zurück. »Dich sieht man wirklich viel zu selten. Weißt du noch, wie du damals die Pausenklingel so eingestellt hast, dass sie alle fünf Minuten schrillte? Das war toll. Wir sind im Fünfminutentakt auf den Gang, und die Lehrer haben ständig versucht, uns ins Klassenzimmer zurückzuscheuchen.« Er musterte sie eingehend, dann wackelte er mit dem Finger. »Du und der Stockmann – ihr seid doch nicht etwa zusammen? Wenn du einsam bist, könntest du’s gern mal mit dem guten alten Dave versuchen.«
    »Ein verlockendes Angebot, Dave«, sagte Willa. »Trotzdem, nein danke.«
    Dave lachte und boxte Colin gegen den Oberarm. Willa hatte den Eindruck, dass der Schlag ziemlich heftig war. Aber was wusste sie schon? Vielleicht gehörte so etwas ja zu den üblichen Männerritualen. »Viel Glück«, sagte er und ging.
    Als er weg war, drehte sich Willa zu Colin um. »Stockmann?«
    »So haben sie mich in der Highschool immer genannt. Dank Dave.«
    »Weil du so groß bist?«
    »Das dachten die meisten.«
    Sie wartete ein Weilchen, dann fragte sie: »Wirst du es mir nun sagen oder nicht?«
    Er seufzte. »Dave hat mich als Stockmann bezeichnet, weil er meinte, ich liefe immer so rum, als hätte ich einen Stock verschluckt.«
    Willa musste unwillkürlich lachen, doch gleich darauf legte sie die Hand vor den Mund und murmelte: »Entschuldige.«
    »Nun, fairerweise muss ich zugeben, dass er recht hatte. Ich war tatsächlich ziemlich hölzern. So verhielten sich alle Männer, die ich kannte, und ich dachte, ich müsste das auch. Leute wie Dave haben sich gern über Typen wie mich lustig gemacht, weil sie fanden, dass wir keinerlei Sinn für Spaß hatten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie großartig es sich anfühlte, als im letzten Schuljahr alle dachten, ich sei der Joker. Sie schauten mich an und dachten: Wow, das hätte ich ihm echt nicht zugetraut.«
    »Ich erinnere mich an das Gefühl«, sagte sie. Doch bevor sie wieder auf den Mut oder den offensichtlichen Mangel daran, den sie jetzt an den Tag legte, zurückkommen konnten, fragte sie: »Also, was wolltest du mir hier zeigen?«
    Er nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie wieder in den Ausschnitt seines Hemds. Dann forderte er sie auf, ihm zu folgen, und stieg die Stufen zum Säulengang an der Front empor. Das Haus war riesig, viel größer, als sie es sich aus der Ferne vorgestellt hatte. Willa war überwältigt. Sie hatte so viel Zeit damit zugebracht, diesen Ort von Weitem zu

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