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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Weile, bis sie merkte, dass das, was sie für einen großen Stein gehalten hatte, kein Stein war.
    Es war ein menschlicher Schädel.

SECHS
    Das Märchen
    P axton tauchte an die Oberfläche und schwamm in einem wahrhaft beeindruckenden Tempo eine Bahn nach der anderen, bis ihr die Arme brannten. Es sah aus, als wollte sie vor etwas davonschwimmen, und das würde ihr auch gelingen, wenn sie sich nur genügend anstrengte. Als sie nicht mehr konnte, ließ sie sich im Wasser treiben. Es war dunkel, aber die Lampen am Pool brannten so hell, dass man die Sterne nicht sehen konnte. Paxton wäre gern für immer im Wasser geblieben. Das Wasser sperrte alle Geräusche aus und trennte sie von allem.
    Schließlich richtete sie sich doch auf. Es war keine Lösung, und außerdem würde ihre Mutter gleich herauskommen und ihr sagen, dass sie viel zu lange im Wasser gewesen war. Sie strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und ließ die Hände noch eine Weile auf dem Kopf liegen, während sie tief Luft holte. Sie würde schon eine Lösung finden. Sie fand für alles eine Lösung, wenn sie sich entsprechend konzentrierte.
    Paxton wusste nicht genau, wann ihr klar wurde, dass sich noch jemand im Garten befand. Es war eine allmähliche Erkenntnis, wie ein langsames Aufwachen bei prasselndem Regen. Sie drehte sich im Wasser um und sah Sebastian auf einem der Klubsessel sitzen. Er hatte sein Jackett auf dem Stuhl neben ihm abgelegt und beobachtete sie mit verschlossener Miene. Eines hatte sie mittlerweile über ihn erfahren: Er schaffte es hervorragend zu verbergen, was in ihm vorging. Wenn er nicht wollte, dass sie wusste, was er fühlte, gab er absolut nichts preis.
    »Sebastian! Was machst du denn hier?« Er hatte sie noch nie zu Hause besucht. Sie hüpfte durch das Wasser zu den Stufen und kletterte heraus, wobei sie sich das Handtuch angelte, das sie am Rand des Pools abgelegt hatte. Während sie zu ihm ging, trocknete sie sich ab. Es war ihr ein bisschen peinlich, weil er sie noch nie in einem Badeanzug gesehen hatte. Nicht dass das eine Rolle spielte – jedenfalls nicht für ihn.
    Er stand auf, als sie näher kam, nahm sein Jackett und warf es sich über die Schulter. »Ich habe gehört, dass heute beim Blue Ridge Madam ein Skelett gefunden wurde, und wollte herausfinden, wie es dir geht. Du bist nicht ans Telefon gegangen.«
    »Gut, gut. Alles wird gut«, sagte sie. Das hatte sie schon den ganzen Nachmittag lang gesagt. Wenn sie es nur oft genug wiederholte, bewahrheitete es sich vielleicht.
    »Aber wie geht es dir?«
    »Auch gut.« Sie schlang das Handtuch um sich und hielt es mit einer Hand vor der Brust fest. Mit einem Blick auf das Haupthaus fragte sie sich, was ihre Mutter davon hielt, dass Sebastian hier war. »Ich kann es kaum glauben, dass du meinen Eltern die Stirn geboten hast, nur um zu hören, wie es mir geht. Ich hoffe, sie waren nett zu dir.«
    Er antwortete ausweichend: »Ich bin an die Blicke gewöhnt. Damit haben die Leute mich mein Leben lang bedacht. Hauptsache, deine Mutter hat mich reingelassen. Das wäre vor fünfzehn Jahren nicht passiert. Aber um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich halte eine Menge aus.«
    Aus irgendeinem Grund berührte er damit einen wunden Punkt in ihr. Sie hatte keine Ahnung, warum. »Glaubst du etwa, ich kann das nicht?«
    Er starrte sie wortlos an. Sie war noch nie auf sich selbst gestellt gewesen. Sie lebte noch immer bei ihren Eltern. Kein Wunder, dass er vielleicht auf diesen Gedanken kam.
    »Gehen wir rein«, schlug sie vor und führte ihn ins Gartenhaus. Sie warf einen letzten Blick auf das Haupthaus. Ihre Mutter stand an der Verandatür und beobachtete sie. »Wie lange bist du denn schon hier?«
    »Eine ganze Weile. Deine Technik beim Rückenschwimmen wirkt sehr professionell.«
    Paxton betrat das Gartenhaus, er folgte ihr. Rasch klaubte sie ein paar Notizen auf und stopfte sie in ihre Umhängetasche.
    »Möchtest du etwas trinken? Ich glaube, ich habe nur Whiskey anzubieten.« Ihre Mutter hatte die Bar im Gartenhaus bestückt, als sie es letztes Jahr neu eingerichtet hatte. Aber es war nur noch Whiskey übrig, weil Paxton ihn nicht mochte. Sollte sie die Vorräte auffüllen? Sebastian hatte stets eine große Auswahl an Getränken. Aber die Bar aufzufüllen bedeutete, ins Hickory Cottage zu gehen und sich mit den unausweichlichen Unterstellungen ihrer Mutter auseinanderzusetzen, dass sie zu viel trank. Es spielte keine Rolle, dass Paxton nicht viel trank und

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