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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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oder Glocken, die von alleine läuten konnten.
    Aber an eines glaubte sie: an die Liebe. Sie glaubte, dass man sie riechen und schmecken und dass sie den Kurs eines Lebens völlig verändern konnte.
    Sie selbst war der lebende Beweis dafür.
    In ihrer Kindheit und Jugend hatte sie nie länger als ein Jahr an einem Ort gelebt. Und sie war entschlossen gewesen, diesen Weg auch in ihrem Erwachsenenleben weiterzugehen. Schließlich war sie damit immer bestens zurechtgekommen. Stabilität wurde ihrer Meinung nach ein viel zu hoher Stellenwert eingeräumt, aus Krisen und Abenteuern hingegen konnte man eine Menge lernen. Vor anderthalb Jahren war sie abgebrannt und müde durch Walls of Water gekommen. Sie hatte beschlossen, einen Job zu finden und so lange zu bleiben, bis sie wieder etwas Geld gespart hatte. Einen Job in dem Sportartikelgeschäft zu ergattern war ihr nicht schwergefallen. Schließlich hatte sie ihr ganzes bisheriges Leben mehr oder weniger auf Zeltplätzen verbracht und gelernt, was man braucht, um im Freien zu überleben. Willa, die Ladeninhaberin, schien erleichtert. Rachel mochte Willa. Sie war nett und witzig, auch wenn sie voller uneingestandener Gefühle steckte. Rachel hatte alles versucht, um den Ballon, der sich in Willas Brust ausdehnte, zum Platzen zu bringen, nur um etwas Druck entweichen zu lassen. Aber nichts hatte funktioniert. Das verwunderte Rachel, denn in der Regel täuschte sie sich nie in den Menschen.
    Selbst nachdem sie eine Arbeit gefunden hatte, musste Rachel illegal im Nationalpark campen, da sie sich keine Wohnung leisten konnte. Dort war sie in einer Regennacht von einem Parkhüter namens Spencer entdeckt worden. Er hatte nicht darauf bestanden, dass sie auf der Stelle verschwand, und schließlich einigten sie sich darauf, dass sie bis zum nächsten Morgen bleiben konnte. Allerdings musste sie ihm versprechen, beim ersten Licht des Tages ihre Sachen zu packen und zu verschwinden. Sie war ihm so dankbar gewesen, dass sie ihm um den Hals gefallen war und ihn geküsst hatte, mitten im Regen. Er war vor Verlegenheit rot geworden. Doch als er am nächsten Morgen zurückkam, wirkte er erleichtert, dass sie noch da war. Und so war es passiert.
    Rachel hatte sich verliebt, und das veränderte alles.
    Sie lebte hier nun schon länger als je irgendwo zuvor. Das war ein sonderbares Gefühl. Aber Spencer war da, der liebe, freundliche, zuverlässige Spencer, und sie wusste, dass sie nirgendwo sein wollte, wo er nicht war. Wenn sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass genau aus diesem Grund ihre Mutter ständig unterwegs gewesen war, denn sie hatte ihren Vater durch das ganze Land verfolgt. Also gewöhnte sich Rachel an diesen seltsamen Ort und seinen hier herrschenden komischen Aberglauben. Sie gewöhnte sich daran, auf einer Matratze zu schlafen und mit einem Römertopf zu kochen. Sie machte den Führerschein und brachte Willa sogar dazu, ihr zu erlauben, eine Kaffeebar in ihrem Laden zu eröffnen. Und zu ihrer großen Überraschung war sie als Barista sogar richtig gut.
    Sie stellte bald fest, dass Kaffee an alle möglichen Erinnerungen geknüpft war, bei jedem Menschen an andere – an Sonntagsfrühstücke, an freundschaftliche Zusammenkünfte, an einen Lieblingsgroßvater, an ein AA-Treffen, das einem das Leben gerettet hatte. Kaffee war den Menschen wichtig. Die meisten wollten Kaffee in ihrem Leben nicht missen.
    Kaffee ähnelte in dieser Hinsicht der Liebe.
    Und weil Rachel an die Liebe glaubte, glaubte sie auch an den Kaffee.
    Aber das war’s dann auch schon.
    Sie glaubte nach wie vor nicht daran, dass Glocken von alleine läuten konnten, auch wenn die Glocke im Laden das ständig tat.
    Als sie am Samstagmorgen bimmelte, hob Rachel den Blick, auch wenn sie nicht damit rechnete, dass jemand hereinkam. Doch zu ihrer großen Überraschung trat Willa ein.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Rachel. »Du hast doch frei.«
    »Ich werde heute was mit Colin Osgood unternehmen, und er wollte mich hier treffen«, erwiderte Willa und ging zur Kaffeebar. »Wenn du jetzt anfängst, Kussgeräusche zu machen, entziehe ich dir deine Kaffeeprivilegien.«
    Rachel tat so, als müsste sie ernsthaft darüber nachdenken, dann fragte sie: »Kann ich wenigstens einen Witz machen?«
    »Nein!«
    »Wie wär’s mit einem Limerick?«
    »Nein!«
    »Kann ich den Hochzeitsmarsch summen, wenn ihr loszieht?«
    »Nein!«
    »Heißt das, dass du und Colin …«
    Willa fiel ihr ins Wort. »Nein!«
    »Bist du

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