Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
etwas zu ihr, und Paxton drehte den Kopf, um ihm zu antworten. Als sie sich wieder Sebastian zuwenden wollte, war er verschwunden.
Sie entdeckte ihn am Rand der Tische. Dort stand er und unterhielt sich mit dem jungen Kellner, der zuvor so heftig mit ihm geflirtet hatte. Paxton wandte sich ab. Sie verspürte einen kleinen Stich in der Brust.
Kurz darauf beugte sich Sebastian von hinten über sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie du in die Küche gelangen kannst. Komm mit!«
Wortlos nahm Paxton ihre Handtasche mit dem Geschenk und folgte Sebastian. Mittlerweile waren eine Menge Leute aufgestanden, sodass die beiden es schafften, unbemerkt ins Haus zu gelangen.
Der hübsche junge Kellner wartete schon auf sie. »Kommen Sie«, sagte er augenzwinkernd und lächelte.
Paxton sah Sebastian an. Das hatte er nur für sie getan. »Geh schon«, meinte er. »Ich warte im Wohnzimmer auf dich.«
Der Kellner – er hieß Buster – war ein freundlicher junger Bursche, der sich seine Ausbildung in der Kochschule von Bascom selber finanzierte. Er schmuggelte sie an dem Mann neben der Küchentür vorbei. Offensichtlich war das ein Wächter, den Moira wie die Hexe in einem Märchen abgestellt hatte, um Claire Waverley nicht teilen zu müssen.
Paxton war so überrascht und gerührt von Sebastians Initiative, dass sie ihren Plan änderte, sobald sie die Küche betrat. Es ging so schnell, dass sie ihn gar nicht richtig durchdenken konnte. Doch sie musste es einfach tun. Sie legte das Geschenk auf ein Regal neben der Tür und lief weiter. Sie hatte nur die eine Gelegenheit, und die wollte sie nutzen. Vielleicht gelang es ihr ja doch noch, die Dinge so hinzukriegen, wie sie es wollte.
Zwei Frauen standen neben einem mit Blüten übersäten Edelstahltisch. Es sah aus, als hätte jemand buntes Konfetti darauf geworfen. Die Frauen wirkten erstaunlich gesammelt und ruhig. Paxton näherte sich ihnen ein wenig misstrauisch.
Reiche Frauen spitzen immer die Ohren, ob sie irgendetwas Neues hören, etwas, das sie glücklicher, jünger, besser machen könnte. Sobald die Kunde von einem Dermatologen mit einer Wundercreme die Runde macht, ist dieser Arzt monatelang ausgebucht. Steht der Trainer eines bestimmten Fitnessstudios in dem Ruf, der Beste zu sein, will jede zu ihm. So war es auch bei Claire Waverley, einer schönen, geheimnisvollen Köchin, von der behauptet wurde, sie könne mit den Gerichten, die sie kreierte, den Rivalen eifersüchtig, das Liebesleben besser und die Sinne schärfer machen. Ihre Spezialität waren essbare Blumen, und sobald sich das herumgesprochen hatte, wollten alle sie buchen. Deshalb war es immens schwer, einen Termin bei ihr zu bekommen.
»Claire Waverley?«
»Ja bitte?« Claire drehte sich um. Sie war um die vierzig. Ihr Haar war wunderschön geschnitten, und sie strahlte eine große Ruhe aus.
»Ich heiße Paxton Osgood.«
»Hallo«, sagte Claire und legte den Arm um das junge Mädchen neben ihr. »Das ist meine Nichte Bay.«
»Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Paxton.
Bay lächelte. Es war unverkennbar, dass die beiden verwandt waren. Sie hatten das gleiche dunkle Haar und fein geschnittene Gesicht. Aber Claires Augen waren dunkel, Bays hingegen strahlend blau. Die zahllosen Freundschaftsbändchen um ihr Handgelenk reichten ihr fast bis zum Ellbogen, und auf ihrem T-Shirt stand: » Wer fragt, gewinnt.« In der Gesäßtasche ihrer Jeans steckte eine alte Taschenbuchausgabe von Romeo und Julia .
»Verzeihung, wenn ich störe«, sagte Paxton.
»Sie stören uns nicht. Unsere Arbeit ist beendet. Das Dessert steht bereit.« Claire deutete auf die Tabletts mit Dessertschüsselchen, die auf die Kellner warteten. »Limonencreme mit Schichten von Haselnussstreuseln, Stiefmütterchen, Lavendel und Zitronenverbene.«
»Das klingt großartig.«
»Bay, trag diese Box bitte schon mal raus in den Kombi.« Als das Mädchen weg war, sagte Claire: »Sie haben eine Frage.«
Paxton merkte, dass Claire an so etwas gewöhnt war, dass Leute mit Liebeskummer etwas von ihr wollten – eine Heilung, einen Trank, ein Versprechen. Es war ihrem Blick abzulesen. Diese Frau hatte alles gesehen – die Sehnsucht, die Verzweiflung. Sie wusste, worum Paxton sie bitten wollte, schon bevor sie es gesagt hatte.
Paxton vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass sie allein waren. »Schaffen Sie es mit Ihren Speisen und Getränken wirklich, dass die Leute sich anders
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