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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Beerdigung öffneten seine Kinder die Flaschen mit Nebel, die völlig in Vergessenheit geraten waren. Angeblich breitete sich daraufhin mehrere Tage lang ein Nebel so dick wie Rauch in der Stadt aus.
    Die Touristen liebten diese Geschichte und kauften bereitwillig die Nebelflaschen zur Erinnerung an ihren Ausflug nach Walls of Water.
    Doch so schön es hier auch war, es schien offensichtlich nicht das Ziel zu sein, das Colin anstrebte. Er führte sie auf einem natürlichen Steg aus flachen Steinen über den Fluss. »Was hat dich dazu gebracht, Landschaftsarchitekt zu werden?«, fragte Willa, als er nach hinten griff und sie an der Hand nahm, während sie den Fluss überquerten.
    Er zuckte die Schultern und strebte weiter vorwärts. »Auf dem Anwesen meiner Eltern gibt es einen Hain aus Hickorybäumen. Sie stehen in langen Reihen und strecken einander die Äste entgegen, sodass man sie ständig zurückschneiden muss. Als Junge bin ich oft dorthin gegangen, habe mich unter die Bäume gelegt und auf das Laubdach gestarrt. Meine Mutter hat den Hain immer als meinen Denkort bezeichnet. Die Bäume wirkten symmetrisch, was ich seltsam fand. Die Gärtner verliehen dem Chaos eine Struktur, doch diese war immer bedroht durch die wilde Natur der Bäume. Schließlich dachte ich mir, dass die Landschaftspflege so ähnlich sei wie das Bändigen von Löwen«, sagte er, drehte sich zu ihr um und lächelte. »Aber ich habe erst nach dem College beschlossen, Landschaftsarchitekt zu werden. Meinen Bachelor habe ich im Finanzwesen gemacht. Das wollte mein Dad, weil auch er es studiert hatte. Um mich nach dem College noch eine Weile davor zu drücken heimzukehren, unternahm ich mit meiner damaligen Freundin eine Tour durch Europa. Die Schlossgärten dort haben meinen Wunsch, Löwen zu bändigen, wieder wachgerufen.« Er machte eine kleine Pause. »Und außerdem gab es dich.«
    »Ja«, sagte sie. Sie wusste schon, was jetzt gleich kam. »Und außerdem gab es mich.«
    »Ich fühlte mich ziemlich elend auf dem College, und ich weiß noch, wie ich dachte: Willa Jackson macht wahrscheinlich genau das, was sie machen möchte. Dein Abgang war wirklich stark.«
    »Das überrascht dich jetzt wahrscheinlich, Colin, aber als ich wegging, war ich nicht glücklicher als hier. Ich war wild und verantwortungslos und habe mein Studium abgebrochen. Ich habe in einer Tankstelle gearbeitet und stand kurz davor, meine Wohnung zu verlieren, als mein Dad starb. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich nicht zurückgekehrt wäre.«
    »Du hast nicht die Gelegenheit gehabt, das herauszufinden«, bemerkte er.
    »Nein. Zurückkommen und mich allem stellen – das und nichts anderes musste ich tun. Wenn ich diesen Ort noch einmal verlasse, kann ich das mit erhobenem Haupt tun. Ich muss nicht mehr wegrennen.«
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Glaubst du, das habe ich getan?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie offen. »Aber jetzt gebe ich dir einen Rat, den du wahrscheinlich nicht hören willst: Bleib doch mal ein bisschen länger hier. Dann sehen dich die Leute vielleicht so, wie du jetzt bist, und nicht mehr als den Stockmann.«
    »Du klingst wie meine Schwester.«
    »Sei nett zu Paxton.« Willa wunderte sich selbst über ihre Worte. »Sie hat momentan ziemlich viel um die Ohren.«
    »Ach, jetzt seid ihr also Busenfreundinnen?«, sagte er lächelnd und nahm wieder ihre Hand. »Wir sind fast da.«
    Er führte sie von dem Pfad weg durch den Wald. Schließlich gelangten sie zu einem kleinen Nebenarm des Flusses, den sie vor Kurzem überquert hatten. Er floss über einen breiten, flachen Felsen hinab in ein Wasserloch.
    Colin nahm seinen Rucksack ab und warf ihn den Felsen hinunter ans Flussufer. Dann setzte er sich hin und zog sich die Stiefel aus. »Hast du gewusst, dass Jonathan Tinpenny wahrscheinlich von diesem Felsen abgerutscht ist und nicht bei dem großen Wasserfall? Nur deshalb hat er überlebt.«
    »Was machst du da?«, fragte sie argwöhnisch.
    »Ich ziehe nur meine Stiefel aus.« Er stand auf und warf auch seine Stiefel hinunter.
    Plötzlich wurde ihr klar, was er vorhatte. »Hast du nicht diese Schilder gesehen, auf denen steht, man soll nicht den Felsen runterrutschen?«
    »Nein, die habe ich nicht gesehen«, antwortete er und balancierte vorsichtig über den glatten Stein. »Die sehe ich nie.«
    »Du hast das schon mal getan?«
    Er setzte sich hin und rutschte an den Rand, wobei er scharf einatmete, als das eiskalte

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