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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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rosafarbener Himmel bedeutet, dass jemand in der Ferne sich soeben verliebt hat. Sie klang dann immer ein bisschen sentimental und wehmütig, was bei ihr äußerst selten vorkam. Sie war für solche Dinge viel zu nüchtern gewesen.
    Auf der National Street herrschte reger Betrieb. Viele Geschäfte waren noch geöffnet. Willa und Sebastian liefen stumm nebeneinanderher. Sebastian strahlte etwas Beruhigendes aus. Er war ein Mensch, der offenbar gut schweigen konnte.
    »Wie lange bist du Paxton eigentlich schon so … so nahe?«, fragte Willa schließlich.
    »Seit ich in die Stadt zurückgekehrt bin. Wir haben uns auf Anhieb blendend verstanden.« Sebastian schien niemand zu sein, der einem anderen absichtlich wehtat. Wusste er, dass Paxton ihn liebte? Sollte Willa ihn darauf ansprechen? Sie hatte keine Ahnung, warum sie überhaupt erwog, sich einzumischen. Wahrscheinlich deshalb, weil es ihr nicht gefiel, dass Paxton von jemandem verletzt wurde, der sich selbst noch nicht ganz durchschaut hatte. Ein bisschen wie Colin, dachte sie. Nicht dass Colin sie verletzt hatte. An ihren Gefühlen trug er keine Schuld. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass er wieder weggehen würde.
    »Paxton und du … ihr scheint euch immer besser kennenzulernen«, sagte Sebastian, nachdem sie wieder eine Weile geschwiegen hatten.
    »Ich weiß nicht, ob das der richtige Begriff ist«, erwiderte Willa. »Verstehen wäre wahrscheinlich passender. Wir entwickeln ein gewisses Verständnis füreinander. Unsere Großmütter hatten vor langer Zeit eine ziemlich enge Beziehung. Wir versuchen gerade, Näheres darüber zu erfahren.«
    »Für die Gala?«
    »Nicht unbedingt.«
    Schließlich erreichten sie Willas Laden. Er war geschlossen, Rachel schon gegangen. »Danke für deine Begleitung. Hier ist mein Jeep«, sagte sie, öffnete den Reißverschluss an den Taschen ihrer Wanderhose und holte die Schlüssel heraus.
    »Weißt du, Colin hatte in einem recht«, sagte Sebastian. »Du als Joker hast vielen Leuten bewiesen, dass mehr in dir steckt, als sie dachten. Sag bloß nicht, dass du das nicht auch wolltest. Schließlich hast du am Ende dafür gesorgt, dass wir es alle erfahren, indem du es groß und breit auf einem Transparent verkündet hast.«
    Willa lächelte verlegen. »Na ja – ich dachte, ich würde nie mehr nach Walls of Water zurückkehren. Ich wollte, dass die Legende meinen Namen trug.«
    »Du hast mich ein bisschen inspiriert.«
    »Tatsächlich?«
    »Damals musste auch ich mich von einigem befreien. Ich musste aufhören zu sein, was alle von mir dachten. Aber ganz losgeworden bin ich den Freak nie. Er ist Teil meiner Persönlichkeit.«
    Sie hatte immer gedacht, Sebastian sei ein Meister der Neuerfindung. Aber jetzt erkannte sie, dass das überhaupt nicht stimmte. Er war zu dem geworden, was er wirklich war. »Wie hast du es geschafft, dich damit zu arrangieren?«
    »Wir sind, wer wir sind. Daran kann man wenig ändern. Sobald man das akzeptiert hat, ist der Rest ein Kinderspiel.« Er beugte sich vor und drückte einen sanften Kuss auf ihre Wange. »Schlaf gut, Hübsche.«
    »Du auch«, sagte sie und schaute ihm nach, wie er davonging.
    Willa hatte bereits geduscht und sich mit ihren Baumwollshorts und dem Trägerhemdchen bettfertig gemacht, als es an der Haustür klopfte. Sie streifte einen kurzen Morgenmantel über und machte auf dem Weg nach unten wieder das Licht an, das sie bereits ausgeschaltet hatte.
    Vor der Tür stand ihr Lieblingsschlafloser. Er wirkte absolut zerknirscht.
    »Es tut mir leid«, sagte Colin. »Es tut mir leid, dass ich so klang, als könntest du mehr aus deinem Leben machen, wenn du dich nicht so sehr dem unterwerfen würdest, was deine Familie wollte. In Wahrheit ging es wohl eher um mich selbst.«
    »Ja. Das ist mir auch schon aufgefallen.« Sie trat zur Seite und ließ ihn herein. Er roch nach Zitronenkuchen. Diesen Geruch hatte sie schon einmal an ihm bemerkt – so roch das Bedauern.
    »Ich weiß nicht, warum ich an diesem Ort nicht ich selbst sein kann. Sonst bin ich es immer. Ich lege großen Wert darauf, es zu sein. Vielleicht protestiere ich zu viel. Vielleicht glaube ich, wenn ich zurückkomme, bin ich nicht so ein guter Osgood wie der Rest meiner Familie. Das habe ich stets befürchtet. Mein Gott, ich verkrampfe mich allein schon bei dem Gedanken daran. Ich will das nicht. Ich will mein Leben nicht auf Partys und dem Golfplatz verbringen.« Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Es war noch feucht,

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