Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
zog es an. »Stimmt. Deshalb schläfst du auch so gut.«
Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, als würde er erst jetzt aufwachen. Dann seufzte er und starrte noch ein Weilchen aufs Wasser. Schließlich meinte er: »Wir sollten uns wohl auf den Rückweg machen« und reichte ihr die Stiefel.
Nun, zumindest einer von ihnen hatte auf dieser Wanderung etwas über sich erfahren.
Zu schade, dass es nicht er war.
Sie folgten dem Tinpenny-Pfad zurück bis zum Ausgangspunkt. Etwa gegen halb vier erreichten sie den Parkplatz. Die Sonne schien durch die Bäume. Sie stiegen ins Auto, und Willa öffnete ihr Fenster, um sich den warmen Sommerwind ins Gesicht wehen zu lassen.
»Hast du Hunger?«, fragte Colin. Es war das erste Mal, dass er den Mund aufmachte, seit sie den Rückweg angetreten hatten.
»Einen Bärenhunger«, gab sie zu.
»Dann sollten wir noch etwas essen und den Tag nicht so seltsam zu Ende gehen lassen«, schlug er vor, und sie war ihm dafür dankbar.
»Kennst du dasDepot Restaurantan der National Street?«, fragte sie. »Da kehren viele Wanderer ein, die so aussehen wie wir.«
An der ersten Kreuzung nach dem Park hielt ein blauer Audi rechts neben ihnen. »Das ist Sebastians Wagen«, sagte Colin, hupte und winkte. »Er und Paxton sind wohl auf dem Heimweg. Sie waren heute zu einem musikalischen Lunch eingeladen. Kaum zu glauben, dass das so lange gedauert hat.«
»Möchtest du sie fragen, ob sie sich zu uns gesellen wollen?«, fragte Willa. Sie bemühte sich, nicht allzu eifrig zu klingen, aber im Grunde hätte sie es gern gesehen, wenn noch jemand dabei gewesen wäre, um die Verlegenheit, die zwischen ihnen entstanden war, zu vertreiben.
»Gute Idee«, sagte er sofort. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, die sich über Gesellschaft freute.
Colin stieg aus und sprintete zu Sebastians Auto. Er sprach mit ihnen, kam dann zurück und meinte: »Das war ein guter Vorschlag. Die zwei sehen aus, als könnten sie einen Drink vertragen.«
Ausgehend von dem, was Willa über Paxtons und Sebastians Beziehung wusste, wunderte sie das nicht. »Ich glaube, das können wir alle.«
DREIZEHN
Der Joker, der Stockmann, die Prinzessin und der Freak
S ie fuhren zur National Street und parkten bei dem alten Bahndepot, das vor über hundert Jahren die Lebensader von Walls of Water gewesen war. Nachdem die Regierung die umliegenden Wälder in einen Nationalpark verwandelt hatte, fuhr hier kein Zug mehr durch, und alles wurde anders. Das Depot war mittlerweile zu einem Restaurant und Besucherzentrum umgestaltet worden. In den Geschäften an der National Street wurden Souvenirs für die Touristen verkauft. Dutzende von Skulpturen und Hinweisen an dieser Straße zeigten die Wasserfälle des Parks. Man konnte keine zehn Schritte laufen, ohne auf ein weiteres Schild zu stoßen, dass dies der Weg zu den Wasserfällen war. Es war wie der gelbe Backsteinweg aus dem Zauberer von Oz , nur dass er hier nicht in die Smaragdstadt, sondern zum Ziel der Ausflügler führte.
DasDepot Restaurantbefand sich in dem ehemaligen Rundlokschuppen des alten Holzumschlagplatzes. Heute drängten sich hier viele Wanderer, die ihre Rucksäcke an die Stühle gelehnt hatten. Willa, Colin, Paxton und Sebastian traten ein. Sie bildeten ein interessantes Quartett: Willa und Colin, ungekämmt und in Wanderkluft, sowie Paxton und Sebastian, die sich in ihrer eleganten Kleidung perfekt ergänzten.
Der Kellner am Eingang erklärte, auf einen Tisch müssten sie länger warten, aber sie könnten auch an der Bar essen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen, zumal Paxton und Sebastian nur etwas trinken wollten.
Paxton und ihr Bruder saßen nebeneinander, Willa und Sebastian rechts und links neben ihnen. Willa beobachtete die Geschwister fasziniert. Sie wusste, dass sie Zwillinge waren, aber sie schienen so gegensätzlich zu sein, dass die Ähnlichkeit erst auffiel, wenn man sie gemeinsam erlebte – die dunklen Augen, das freundliche Lächeln, wie sie einander neckten und wie kerzengerade sie dasaßen.
Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, lobten Colin, Sebastian und Paxton das Restaurant überschwänglich. Sie waren noch nie hier gewesen.
Willa musste lachen. »Ihr kommt nie aus eurem Viertel raus, oder?«
»Du etwa?«, fragte Paxton lächelnd.
»Ich habe meine Grenzen ausgedehnt.«
Als ihre Getränke kamen, wandte sich Colin an Sebastian und fragte: »Wie lange bist du denn schon wieder in Walls of Water?«
»Erst ein
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