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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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gesellten sie sich zu ihren Eltern.
    Das Treffen des Damenklubs fand an diesem Abend bei Kirsty Lemon im Lemon Tree Cottage statt. Als Paxton dort eintraf, stellte sie fest, dass die gesamte Dekoration in Form und Farbe an Zitronen erinnerte. Die Lampions, die den Weg zur Haustür säumten, hatten Ausstanzungen in der Form von Zitronenvierteln. Auf der Hecke am Eingang lagen Plastikzitronen. Die Tür war mit glänzendem gelben Papier beklebt. Im Lauf der Jahre ging es bei diesen Treffen immer weniger um gute Taten, sondern vor allem darum, die anderen zu beeindrucken.
    Paxton trat an die Tür und klopfte. Nach dem Glas Champagner mit ihrer Familie hatte sie ein weißes Kleid angezogen und dann gleichzeitig mit ihrem Bruder das Haus verlassen. Ihre Eltern hatten an der Zufahrt gestanden und ihnen nachgewinkt.
    Kirsty öffnete die Tür. Sie war ziemlich klein. Mit ihren kurzen braunen Haaren und ihren zarten kleinen Händen wirkten alle neben ihr riesig. Paxton war eins fünfundsiebzig, also mindestens zwanzig Zentimeter größer als Kirsty und bestimmt auch zwanzig Kilo schwerer. Sie hasste es, sie so zu überragen, aber das ließ sie sich nie anmerken. Nie machte sie sich kleiner, und sie trug auch keine flachen Schuhe, wenn sie Kirsty besuchte. Das hätte die Machtverhältnisse verändert. »Hi, Pax. Komm rein. Du bist ein bisschen spät dran.«
    »Ich weiß. Tut mir leid. Colin ist früher als erwartet heimgekommen. Wir mussten noch ein paar Neuigkeiten austauschen«, sagte sie, während sie Kirsty ins Wohnzimmer folgte. »Wie geht es dir?«
    Kirsty plapperte drauflos, redete über ihren perfekten Ehemann, ihre liebenswerten kleinen Rangen und ihren fantastischen Teilzeitjob als Immobilienmaklerin.
    Die vierundzwanzig Damen des Klubs saßen ordentlich aufgereiht auf Klappstühlen im Wohnzimmer. Einige hatten Teller auf dem Schoß, gefüllt mit Zitronen-HähnchenSalat, Zitronen-Brokkoli-Quiches und winzigen Zitronen-Baisertörtchen. An einem kleinen Tisch im Hintergrund unterhielten sich drei junge Mädchen in Partykleidern leise flüsternd. Es handelte sich um die Töchter einiger Klubmitglieder, um den Nachwuchs. Sie wurden dazu erzogen, später einmal den Platz ihrer Mütter einzunehmen. Die Frauen in diesem Klub waren jung. Wer ein bestimmtes Alter erreicht hatte, räumte den Platz für die Tochter. Im Süden war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass reiche Frauen sich nicht gern überflügeln ließen, weder in ihrer Bedürftigkeit noch in ihrer Schönheit. Davon ausgenommen waren nur die Töchter. Die Töchter des Südens sind für ihre Mütter, was die Bäche für den Fluss sind, in den sie münden: eine Quelle unerschütterlicher Kraft.
    Paxton lächelte den Mädchen zu und überreichte jeder eine kleine Tüte Pralinen. Als Vorsitzende verteilte sie bei den Treffen immer Geschenke an die Mädchen, um ihnen das Gefühl zu geben dazuzugehören. Sie wurde von allen dreien umarmt und erwiderte die Umarmung. Früher war sie immer davon ausgegangen, dass sie irgendwann auch verheiratet sein und Kinder haben und genau wie ihre Freundinnen ihre Tochter auf diese Aufgabe vorbereiten würde. Sie sehnte sich so sehr danach, dass sie manchmal sogar davon träumte. Beim Aufwachen war die Haut an ihren Handgelenken und am Hals dann rot von der kratzigen Spitze des Hochzeitskleides, von dem sie geträumt hatte. Aber sie hatte nie etwas für die Männer empfunden, mit denen sie ausgegangen war. Und ihr Wunsch zu heiraten war nicht so stark – das würde er nie sein –, dass sie nur aus Verzweiflung jemanden heiraten würde, den sie nicht liebte.
    Um das Büfett machte sie wie üblich einen großen Bogen, weil einige ihrer Freundinnen stets ihre breiten Hüften musterten. Sie ging gleich die Reihen entlang und begrüßte die Anwesenden. Sie spürte einen seltsamen Luftzug, der wie ein geheimnisvolles Flüstern war. Doch sie achtete nicht weiter darauf.
    Am Rednerpult zog sie ihr Notizbuch heraus. »Guten Abend. Ich bitte um Ruhe, denn wir haben heute viel zu besprechen. Die Antwortkarten für die Einladung zur Gala strömen herein. Moira ist gefragt worden, ob man den Hotelbetrieb im Madam nicht früher aufnehmen könne, damit ältere Gäste, die von weit her angereist kommen, nach dem Fest dort eine Übernachtungsmöglichkeit haben. Aber zuerst wollen wir das Protokoll der letzten Sitzung verlesen. Stacey?«
    Stacey Herbst stand auf und blätterte in ihrem Notizbuch. Sie färbte ihre Haare seit Neuestem rot. Die Farbe

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