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Das Wunder von Bajkonur

Das Wunder von Bajkonur

Titel: Das Wunder von Bajkonur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schauer, und wer mit geradezu gesegnetem Gesicht in diesen glitzernden Bogen trat, der stand dann zehn Minuten unbeweglich da mit klopfendem Herzen und leuchtendem Blick, und nickte ergriffen, wenn Bisti mit weihevoller Stimme fragte:
    »Spürst du die kosmische Kraft, Genosse? Sie durchdringt dich, spaltet die Krankheiten auf. Gereinigt wirst du nach zehn Bestrahlungen durchs Leben gehen …«
    Pro Bestrahlung zehn Rubel … Jefim Jefimowitsch geriet bei seinen Überschlagsrechnungen in einen seligen Taumel. Auch der Schielende, der Polizist Gubenko und die Jakowlews waren zufrieden. Das Wunder würde sie prächtig ernähren.
    Das ging so drei Tage lang. Um das Haus der Jakowlews herum standen bereits sieben Verkaufswagen, die Limonade, Fleischbällchen in Bouillon, geröstete Würstchen, Schmalzgebäck, Zuckerwatte und all das verkauften, was man sonst auf Jahrmärkten findet.
    Ein geschäftstüchtiger Holzschnitzer fertigte ununterbrochen kleine Holzglocken und phantasievolle Kugeln an, die er mit Goldbronze bestrich und symbolisch mit einem Strahlenkranz versah. Sie verkauften sich wie warme Rosinenbrötchen. Vor allem die Weiblein waren ganz süchtig auf diese Andenken, trugen sie in den Laden und hielten sie der Glocke entgegen, als ströme von ihr ein Segen hernieder.
    Ferner gab es einen Wagen mit Ledergürteln, Decken und Strümpfen. Und ein Kinderkarussell mit bunten Holzpferdchen und einem Orchestrion, das neunundsechzigmal am Tag ›Stenka Rasin‹ spielte. Kunstmaler Rachim Victorowitsch Jakowlew hatte es gezählt.
    Überhaupt Rachim! Er war seit zwei Tagen nicht mehr zu sprechen, saß vor einer riesigen Leinwand und hatte das Gemälde seines Lebens begonnen. Ein Kolossalbild. Die leuchtende Kugel, wie sie durch seinen Garten schwebt. Nur er allein, als Augenzeuge, konnte das genau wiedergeben, was keine Sprache vermochte, wo die Worte fehlten. Es mußte ein Gemälde werden, für das er den sowjetischen Staatspreis bekommen würde. Welcher Augenzeuge hat schon ein Wunder gemalt? Es gibt in der bildenden Kunst dafür kein Beispiel. Es gab nur Jakowlew … wieder ein neuer Ruhm der Sowjetunion!
    Es sah alles so aus, als würde Bajkonur unrettbar zu einem geheiligten Ort werden – wäre nicht nach vier Tagen David Iwanowitsch Achlomow zurückgekommen.
    Man erinnere sich: Achlomow war Lehrer und sammelte Mineralien, hielt geophysikalische Vorträge und traktierte seine Schüler mit Zeitbestimmungen von Versteinerungen. Einen Tag, bevor das Wunder geschah, war er nach Magnitogorsk gefahren, um dort einen Fortbildungslehrgang in Mineralogie zu besuchen. Die Mehrung des Wissens ist immer nützlich, und gerade in der heutigen Zeit machen die Wissenschaften von Jahr zu Jahr immer größere Sprünge ins Unbekannte. Vor allem die Vorträge über das Mondgestein hatten Achlomow interessiert, und er hatte vor Wonne gebebt, als er ein winziges Stückchen schwarzgraue Mondoberfläche in seine Handfläche rollen lassen konnte. Der einzige bittere Geschmack lag nur darin, daß Amerikaner es vom Mond geholt hatten und nicht ein Russe.
    Nun also kam Achlomow nach Bajkonur zurück und wurde von seiner Frau mit den Ereignissen im Haus der Jakowlews überfallen.
    »Das darf ja nicht wahr sein!« sagte David Iwanowitsch erschüttert. »Butejew hat zwar kein arbeitendes Gehirn, sondern nur einen leblosen Brei im Kopf, aber selbst damit müßte er erkennen, wie man Idiotie zum Wunder erhebt.«
    »Große Worte! Wie immer!« meckerte die Achlomowa und wurde unruhig. Auch sie war gestern dabei gewesen, als Iwin die Glocke läutete, und auch sie hatte sich zehn Minuten unter Bistis Strahlenbogen gestellt und genau gespürt, wie es sie kribbelnd durchrieselte. »Sieh es dir erst an! Laß dich überzeugen vom Überirdischen …«
    »Keiner zweifelt daran, daß es überirdische Kräfte gibt.«
    »Aha!« rief die Achlomowa triumphierend. »Jetzt gibst du klein bei!«
    »Ich werde nie bestreiten, daß es Dinge unter unserem Himmel gibt, die wir nicht begreifen können …«
    »Das hört sich gut an, David. Mehr behauptet ja auch keiner!«
    »Aber es gibt Idioten, die noch heute behaupten, es gäbe einen Mann auf dem Mond!«
    Achlomow trank noch eine Tasse Tee, knabberte ein Stück Gebäck und machte sich dann auf den Weg zum Parteihaus. Aus seiner Bibliothek nahm er ein dickes Buch mit. Ahnungsvoll sah die Achlomowa ihm nach. Wenn David Iwanowitsch mit Büchern loszog, verhieß das gerade im Falle eines Wunders nichts Gutes. Es sah ganz

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