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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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durch meine Freygebigkeit mit geringer Mühe / jene zwar / sie endlich zu berücken / und so viel möglich umb das ihrig zu bringen / diese aber / damit ich auff alle Fälle getreue Diener an ihnen haben möchte / so hatte ich auch Bursch / mit denen ich Lusts halber Gesellschafft hielte / und meine Zeit vertriebe / unter solchen war einer / der sich unter allen gegen mir am vertraulichsten anliesse / und gleichsam alle innerste Geheimnussen seines Hertzens außschüttete / welchen ich darumb mit nichten weder unter meine beste noch getreueste Freunde zu rechnen weiß / wann ers gleich gut mit mir gemeynet hätte / weil mich seine Freundschafft auff einen Weg geführt / darauff das Ende meines Lebens / das schröcklichste Exempel einer aller-erbärmlichsten Tragœdi vorstellen können / daß es aber besser gerathen / als ich nimmermehr umb Gott verdienet / so / daß ich endlich zur Erkandtnus meiner selbst gedyen / welches kein geringer Anfang zu einem guten End ist / das hab ich nicht dessen Freundschafft / und mir beigebrachten Künsten / sondern allein der Güte Gottes zu dancken.
    Daß erste Stückel das er mich lehrte / war Büchsen-Pulver zuzurichten / welches im schiessen gar keinen Knall / sondern nur einen geringen Laut von sich gibt / das zu haben / heimlichen Strauch-Mördern und Wildbrät-Dieben anständiger als ehrlichen Leuten / die aber hingegen auch / wann sie erdappt werden / desto härter zu straffen; Das ander war gleichfalls ein Büchsen-Pulver / mit dem man Vögel schiessen konte / die zwar nicht darvon beschädigt / gleichwol aber so dürmlich wurden / daß man sie als tod auffheben / und hernach / wann sie wieder zu sich selbst kamen / lebendig hatte; Drittens lehret er mich etwas unter Schieß-Pulver mischen / das würckt an den Menschen eben das / was jenes an den Vögeln verrichtet / also wann man jemand mit einer Büchsen oder Pistolen / so da mit solchem Pulver / jedoch ohne Kugeln geladen / vor den Kopff scheust / daß ein solcher / der dieser Gestalt geschossen worden / anderthalbe / oder gar zwo Stund vor tod ligen bleibt / unangesehen er vom Schuß im geringsten nicht weiter verletzt wird / diß letztere war mir zwar so wol als das erste nichts nutz / ich hätte dann mein Kurtzweil mit den Menschen wie mit den Vögeln haben / oder einen barmhertzigen Strassen-Rauber abgeben / und die Leute nur so lang tod wissen wollen / biß ich sie geplündert / und mich mit dem Raub darvon gemacht; nichts desto weniger stach mich doch mein Vorwitz / daß ichs können möchte / dann eben dieser wars der mich ansporete / diß præludium anzutretten / und mein Unverstand hielte es vor nichts böses / weil mich aller drey Pulver Zurichtung natürlich zu seyn bedunckten / ob es gleich das A. B. C. war / in der jenigen Kunst mit der Zeit zu excell irn / so man die Schwartze nennet / die endlich den allerrichtigsten Weg zum Teufel zuführet.
    Dann nachdem mein Lehrmeister meinen Vorwitz merckte / und sahe / daß ich begierig war noch mehrers zu lernen / legte er mir andere Lection en vor / und kam von den natürlichen zu den unnatürlichen Künsten / er und einer von seinen Cameraden namen mich einsmals mit ihnen an ein einsames Ort / einen auff Jungfer-Pergament mit Fledermäuß-Blut in fremder unverständlicher Sprach beschriebenen Zettel / der unter den lincken Arm gebunden fest machte / an einer Katz / die wir mit uns trugen / zu probir en / und als ich selbsten meine Flindt / die sonst so fix war / daß ich mich kühnlich darauff zu verlassen / scharpff geladen / und auff die angebundene Katz mit dem Zettel unter ihrem lincken fordern Fuß schiessen wolte / siehe / da versagt mir dieselbe / ob gleich das Pulfer auff der Zindpfan hinweg brandte / nachgehende schlug ich wieder bey zehenmalen an / aber mein gute Büx thät mir den Dienst nicht / auch nur einen einzigen Funcken Feuer zu geben / ob ich gleich den Stein etlichmal verwechselte / und jedesmal frisch Zind-Kraut auffröhrte / worüber ich endlich so närrisch wurde / daß ich sie umb einen Baum zu stücken schmeissen wolte / dessen meines Lehrmeisters Camerad lachte / mich einhalten / und noch einmal anschlagen hiesse / mit vermelden / daß er mir per Spaß das Rohr zugethan / oder den Schuß verbannet gehabt / darauff schoß ich die Katz / daß ihr die Rippen im Leib krachten / obwol ihr kein Haar vom Beltz / geschweige das Fell / versehrt wurde.
    Wer war begieriger als ich / auch diese zwey schöne Künste zu können? Jch verhiesse den

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