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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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zweyen Compagnion en darumb zu geben / beydes was ich hatte / und noch nicht vermochte / die aber wegen meiner Guthertzigkeit / wie sie sagten / durchauß nichts von mir nehmen / sondern mich lauter umbsonst / so wol diese als noch wol andere vortreffliche Stück lehren wolten / hierauff führte ich sie zum Frühstück / und sie mich hernach in ihr Losament / da sie mir ein geschrieben Buch zeigten / worinnen zugleich so viel natürliche und übernatürliche Künste aufgezeichnet waren / daß einer / der sie alle gelernt und geübt hätte / in bälde beym Volck sich berümt machen / und den Namen eines Ertz-Zauberers erlangen mögen / da fande sich / wie man sich auff unterschiedliche Manier fest machen / und andern ihre Festigkeit hingegen auffthun solte; Wie man die Weibsbilder zur Lieb vergaucklen möge / wie man das Wildbret stellen / grosse Feuersbrünste / daß sie erlöschen / bannen / sich unsichtbar / und Reuter ins Feld machen / und sonst viel hunderterley Sachen mehr zu wegen bringen könte; sie liessen mich gleich die Prob von etlichen Stücken sehen / in dem Sie einem Hanen nur einen Strohalmen / sampt einem Zettel von Jungfer-Pergament mit einem Faden / den eine Jungfer an einem Sambstag Abends gesponnen / an Hals henckten / welches hernach schiene / als trüg er einen grossen Balcken; sie hatten eine Wurtzel / welche nur an allerhand Schloß gehalten / dieselbe gleich auffsprengte / solche gefiele mir so wol / weil sie sich meines Bedunckens trefflich zu meiner Unsichtbarkeit schickte / daß ich nicht abliesse / biß ich sie von ihnen überkam; hernach zeigten sie mir noch viel unterschiedliche Künste mehr / wie man nemlich alle Tag drey gewisse Schüß haben könte / wie man Kuglen giessen solte / die Blut haben müsten / und alle Festigkeiten auffthäten / wie man verborgene Schätz finden und graben / item / wie matt Glück im Spielen haben müste; Endlich fanden sich auch Künste / Fisch und Vögel mit Händen zu fangen / mehr einen Thaler zu haben / welcher / so offt man denselben außgebe / so offt komme er einem wieder in Beutel / nicht weniger eine Ducat / welche über Nacht untern Hut gelegt / deren noch neun zu sich bekomme / so mich an deß Fortunati Glück-Säckel gemahnete / wann es nur mit gutem Gewissen hätte zugehen können; Jch fande Seegen die schwere Donner- und Hagel-Wetter ab / und anderwärts hin zu treiben / welches mich nicht geringer seyn bedeuchte / als wann man selbst Wetter machen könte; Jn Summa / mir wurden allerhand Künste kund / deren mir theils beliebten und theils die Haar gen Berg stehen machten / ohnzweifel darumb / weil ich noch ein Neuling / und so grausamer Sachen nicht gewohnet war.

CAP. XVIII.
    Ein güldener Fischzug mit einem höltzernen Angel / auch anderer Quinten.
    DJe so genannte Spreng- oder Spring-Wurtzel / welche ich von beyden obengedachten Companen verehrt kriegte / sahe sehr holzecht auß / darumb nenne ich sie hier auch einen höltzernen Angel / zwar einen Angel / weil ich vermittelst ihrer bey 10000. Ducaten erfischte / das gieng also zu.
    Nachdem ich dieselbe hatte / probir te ich ihre Würckung bey nahe an allen Thüren und Schlossen / die mir vorkamen / und wo ich sie an dergleichen Ding hielte / sprang alles auff / so / daß sie mir niemal / wie neulich meine gute Flint gethan / versagte; Weil ich mich dann neben meiner Unsichtbarkeit mit dieser Wurtzel zur Dieberey so wol versehen befanden / gedachte ich mirs auch zu Nutz zu machen / vornehmlich umb willen ich Gelt zusammen zu rappen ohne das im Sinn hatte / umb meine Esther und ihr Kind damit zu versorgen; Weme hat aber billicher die Esther außzusteuren gebührt als ihrem leiblichen Vatter? Er hätte doch sonst nach Jüdischem Brauch die milde Hand auffthun müssen / wann gleich ich nicht gewesen / und er sie sonst seiner grossen Reichthumb gemäß / hätte verheurathen wollen / welches ohn Zweiffel geschehen wäre / wann ich dem Judenbuben / den sie zum Bräutigam kriegen sollen / nicht vorkommen / und ihm das delicate Fleisch auß den Zähnen gezogen / auff solche gerechte Sach / die ich hatte / verfügte ich mich mit einem Zwergsack unsichtbarer Weise in Eliezers Behausung / und spürte alle Winckel auß / zu sehen / wo das gülden Flüß / ich vermeyne / der Kern seiner Reichthumb an Baarschafft verborgen ligen möchte / und die Warheit zu bekennen / so muste ich mich verwundern über den stattlichen Uberfluß / den er nicht allein an kostbarlichem Haußrath und Mobilien , sondern

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