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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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auch an allerhand Kauffmanns-Waaren im Vorrath hatte / dann ich öffnete unterschiedliche Gewölber / bisweilen bey Tag / bisweilen bey Nacht / je nachdem es sich schickte / und im stillen verborgenlich hergehen mochte / und liesse kein einzige Kammer ohn visit irt / zuletzt kam ich in das allerinnerste Gewölb / worinn die rechte Kautzen sassen / die ich suchte / da war nicht allein eine Menge von schönem Silber-Geschirr / und gemüntzten grossen silbernen Sorten vorhanden / so / daß ich mich darüber entsetzte / und gleichsam erstaunet / sondern es lagen auch Stücke Massen dort von zusammen gegossenem Silber wie Ziegelstein / daß ich mir endlich einbildet / es müsten alle Portugesische Juden in der gantzen Statt ihren Reichthumb dorthin in Verwahrung gethan haben / es stunden eyserne Kisten von so schwerem Gewicht daselbsten auffeinander / daß ich keine von der andern heben konte / und als ich die oberste Krafft meiner Wurtzel auffgesprengt / fande ich sie so gesteckt voller Ducaten / als ein abgestrichener Sester voller Frucht seyn mag / den jetzt der Verkäuffer dem Kauffer in Sack schütten läst; Jch bildete mir zwar ein / es möchten vielleicht die underste Kisten mit Edelgesteinen / Perlen / Klenodien / und andern allerkostbarlichsten Sachen angefüllt seyn / in dem mir der Deckel so reich war / aber weil ich ihnen vor dißmal beyzukommen / vor unmüglich hielte / behalffe ich mich mit dem / was ich vor Augen sahe / und füllete meinen Zwergsack so voll Ducaten / als hinein giengen / und ich zu tragen getraute / hernach beschlosse ich alles wieder so nett und genau / wie ichs gefunden / also daß man nicht sehen konte / wer da gewesen / es sey dann Sach / daß jemand die Ducaten-Kisten geöffnet hätte.
    Darauff begab ich mich mit meiner Beut eben so unsichtbar wider in mein Cabinet / als ich den vorigen Tag drauß gangen war / und gestehe unverholen / daß ich mein Tag so schwer nicht getragen als damals / warumb mir zwar Eliezer wenig Danck gesagt haben solte / wann er gleich gewust hätte / daß ich mich nur einig und allein darumb so bemühet / seine Tochter zu versorgen.
    Nachdem ich nun diese ansehenliche Summa Ducaten / die sehr nahe anderthalbe Centner am Gewicht hielten in Sicherheit gebracht / studir te ich auch drauff / wie ich die beede Personen / umb deren willen ich so viel Gelt verzwackt / auß Eliezers Hauß und Gewalt kriegen möchte / doch zwar / daß es mit der Esther Willen und guter Zufriedenheit geschehe / welches zu wegen zu bringen / wie ichs damals darvor hielte / eben so viel Kunst und Geschicklichkeit / als Mühe und Arbeit erforderte. Was aber Eraßmum anbelangt / mit dem ich die Jüdin verkupplen wolte / nachdem sie sich zuvor zur Christlichen Religion verstanden habe / gedachte ich nicht / daß es viel Kappenruckens brauchen wurde / weil Esther ihre vortreffliche Schönheit / und ich so ein ansehenlich schön Gelt hatte / das ihn anlocken konte / deren eins allein starck genug gewesen wäre ihn zu persuadir en / beyde Augen / geschweige nur eins / zuzuthun. Aber höret wie es gieng / so werdet ihr sehen / daß ich näher bey dem war was ich suchte / als ich mir immermehr einbilden können.
    Jch war offt nicht daheim / wann Eraßmus vermeynte / ich sässe in meinem Cabinet / hingegen sasse ich offt bey ihm im Zimmer / wann er mich selbst hatte sehen hinweg gehen / dann auff solche Weis konte ich sein Handel und Wandel / sein Thun und Lassen sehen / und darauß vernehmen / was mit ihm umbgieng / was er im Schild führte / ob er treu oder untreu wäre / etc. einsmals vermeynte er auch / ich wäre nach meiner Schnabelweyd irgendhin spatzirt / als eine alte Schachtel / eine Jüdin wolte ich sagen / zu ihm kam / und demnach sie ihn auff ein ungemeine / mehr Christliche als Jüdische Gewonheit grüste / zumalen auch sonst ein grosse Lieb und Vertraulichkeit zwischen ihnen beyden zu seyn schiene / geriethe ich in die Gedancken / sie möchte vielleicht eine Creatur seyn / deren Eraßmus zusteckte / und mir abtrüg / ohnangesehen ich niemal dergleichen etwas an ihm vermerckt; Man sagt / wer nicht trauet / dem ist nicht zu trauen; Jch lasse gelten / daß es wahr sey / und ich hatte auch die geringste Ursach nicht / einig Mißtrauen in Eraßmum zu setzen / aber gleichwol sagt man hingegen / wol trauen reite das Pferd hinweg / derowegen spitzte ich die Ohren / umb so viel desto schärffer zu vernehmen / was diese beyde vor Geschäffte miteinander abzuhandlen haben möchten. Woher mein

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