Das wunderbarliche Vogel-Nest
wäre / daß sie heimlich miteinander ihrem Vatter (der anderer Gestalt durch sein vieles Gelt / der sonst alles damit zu wegen bringen könte / ihr Vorhaben verhindern würde) sicherlich / und zwar heimlich entrinnen möchten / worauff sie miteinander beschlossen / daß sie alle drey mit der nächsten Flott / so nacher Batavia in Ost-Jndien abseglen würde / durchgehen wolten / worzu sich dann die Esther jederzeit mit einem guten stück Gelt / und vielen Klenodien / zu Behuff solcher ihrer vorhabenden Räis gefast gehalten; Interim aber habe ihm Elias das Brot / oder vielmehr das köstlich stück Fleisch vorm Maul abgeschnitten / und damit zugleich der Esther den Lust zur Christlichen Religion verderbt / als die sich nunmehr eine Mutter deß Jüdischen Messiæ / und dannenhero gar groß zu seyn beduncke / so seye ihm auch von einigen seinen alten Cameraden gesagt worden / daß sie gleichsam wie eine Göttin in Ehren gehalten / und ihr Kind bey nahe Königlich verpflegt und aufferzogen werde / so / daß er sie zu bekommen / oder daß sie sich noch bekehren werde / keine Hoffnung mehr zu machen.
Hierauff fragte ich ihn / ob er noch willens wäre / wann sich Esther bekehrte / und ein gut stück Gelt zu ihrer Außsteurung vorhanden / sie und ihr Kind zu nehmen? Er antwortet / ich habe sie mein Tage nicht gesehen / sintemal sie jederzeit vor den Manns-Bildern / wie die Kunstreiche Gemähld vorm Staub und Rauch bewahrt worden / wie kan ich dann eine Katz im Sack kauffen? Zweytens müste ich sorgen / wann ich sie hätte / das Gedächtnus an ihren Eliam möchte mehr Platz und Liebe in ihrem Gemüth haben / als meine Person; Drittens möchte es vielleicht ein schlecht Geblüt in stehender Ehe setzen / wann man sich beyder / oder nur einer Seits erinnert / daß ein anderer die erste und beste Blumen gepflückt; viertens wirds schwer fallen / eines andern Pflantzen gleich den seinigen zu warten; fünfftens wirds mißlich stehen / daß sich deß Jüdischen Messiæ leibliche Mutter zum Christenthumb verstehen werde / und schließlichen / wie wolte ich mit meiner Braut und ihrer Leibesfrucht / darauff sich nunmehr die Hoffnung der Erlösung deß gantzen Jüdischen Volcks steuret / den Nachstellungen Eliezers / dessen Gelt aller Orten mit Gewalt durchtringt / entfliehen können? bedunckt mich demnach gefährlich zu seyn / hierauff sich so geschwind zu resolvir en / es sey dann Sach / daß ein geschickter Kopff durch seine kluge Erfindungen mir solche gefährliche Verhinderungen / die ich förchte / vorsichtig auß dem Weg zu raumen wisse / über das möchte ich wol wissen / was das vor einer seyn müste / so der Esther / als einer abtrünnigen Jüdin Gelt (und wie viel dessen) zu ihrer Heimsteuer geben würde?
Mein Eraßme / sagte ich hingegen / ich will dir auf alle vorgebrachte Puncten antworten / du magst mir sie gleich im Ernst / oder wie es scheinet / im Schertz vorgetragen haben / erstlich zwar / daß du sie nicht gesehen / glaub ich mehr dann gern / dann wann du sie gesehen / und ihre Schönheit nur ein wenig betrachtet haben soltest / so würdestu wol wissen / daß du an ihr keine Katz im Sack angetroffen / ja du würdest alles / was du gefährliche Verhinderungen nennest / umb ihrentwillen / und sie zu erhalten / nur vor Kurtzweil und Kinderspiel schätzen / glaub mir sicherlich mein Eraßme / sie ist so beschaffen / daß sie / wann meine Gelegenheit zu heurathen wäre / dir nimmermehr an die Seite kommen solte / daß du Zweytens mit dem Elia eyfern wilst / darvor weiß ich schon ein vortreffliche Artzney / sintemal ich die Sach schon dahin zu vermittlen weiß / daß die Esther nichts anders wissen noch glauben soll / als du seyest selbst der Elias gewesen / der ihr die junge Tochter auffgesattelt / so fern du anderst das Kind lieben wirst können / so dir umb meinetwillen zu thun nicht schwer seyn wird; Was den dritten Punct en anbelangt / weil die Esther dich selbst vor den Rauber ihrer Jungfrauschafft halten wird / so wird das / was du in selbigem Punct en sorgest / leicht oder schwer zu machen / bey dir stehen; also auch ist es mit dem vierdten Punct beschaffen / wann sie nemlich glaubet / das Kind sey ihr und dein / du es aber umb meinet willen liebest; Fünfftens wird auch bey solcher Bewandnus der Esther hoffärtige Einbildung von selbst fallen / wann sie nemlich ohne allen Zweifel darvor hält / daß sie an statt deß Eliæ den Eraßmum in Armen gehabt / der sie auch an statt eines Mannlichen Messiæ nur mit
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