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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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einer Tochter begabt / welches genugsam bezeugt / daß sie betrogen worden / und solcher vorgeloffene Betrug wird sie wieder von neuem anfechten / das Judenthumb zu verlassen / und den Christlichen Glauben sampt ihrem Eraßmo anzunehmen; Sechstens lasse mich sorgen / wie mit dem Eliezer zu handlen sey / daß so wol du und die Esther / das Kind und Josanna in Sicherheit gebracht werden; betreffend aber deine Frag / wer ein stück Gelt / und wie viel dessen / zu der Esther Ehesteuer hergeben werde? Da wisse / daß ich derselbig Mann seyn will / dann gleich wie die Geburt / das Heyl ihrer Seligkeit zu beobachten / und sie zum Christlichen Glauben zu bringen / dieweil sie sich auff dich dißfalls verlassen / und dir allein solches vertraut / damit es Werckstellig gemacht werde / also ligt mir hingegen ob / weil ich sie betrogen / und ihr das Kind zugerichtet / ihren Leib sampt der jungen Frucht nach Müglichkeit mit Nahrung zu versorgen / hättest du aber gethan mein lieber Eraßme / was du zu thun wärest schuldig gewesen / worzu dich das gute Glück gelockt / und die Christliche Religion verbunden / nemlich / wann du mit der Esther Bekehrung geeylet / und auff die Göttliche Hülff und Vorsehung mehr gebauet / als auff die Flucht und zeitliche Wolfarth gesorget hättest / so wäre weder die gute fromme unschuldige Esther betrogen / noch ich an ihr zum Betrüger und falschen Eliæ worden / aber zu geschehenen Dingen muß man das beste reden / nach dem alten Sprüchwort:
Der ist weis und wol gelehrt /
Der alle Ding zum besten kehrt.
    Weil es sich aber vor dißmal allein mit Worten nicht thun und ausrichten läst / so komme mit mir zu sehen / was ich euch beyden zur Ehesteuer / un daß mein Kind auch ehrlich und wol erzogen werde / an Gelt zusammen gezehlt habe.
    Darauff nam ich Eraßmum mit mir in mein Losament und zeigte ihm die 10000 Ducaten / die ich auß Eliezers Gewölb gemauset hatte / und sagte / sehet mein Freund / diese geb ich der Esther und ihrer Tochter mit / wann euch nun ein solches Fleisch / welches an sich selbsten ein Außbund / und noch darzu so trefflich mit Gelt gewürtzt ist / nicht schmäckt / so will ich an statt eurer 10. andere vor einen finden / welche die Finger darnach lecken.
    Eraßmus erstaunete entweder wegen meiner Freygebigkeit / oder weil er so viel baar Gelt auff einmal sein Tage nicht beysammen gesehen / und als er sich wieder erholet / schwur er mir / daß er die Esther / wann ich sie anders zu wegen bringen könte / ehelichen / und ihr Kind / wie sein eygen Fleisch und Blut halten und aufferziehen wolte / da ich nun diesen Eyd hinweg hatte / informir te ich ihn / wie er sich in den Handel schicken / und daß er die Josanna / der Esther ehemals gewesene vertraute Dienerin auff Morgen zu sich bescheiden solte / ich aber liesse mich noch denselben Abend in Eliezers / ja gar in der Esther Schlaffkammer sperren / wo sie sampt ihrem Kind / item einer alten Kindswarterin und dem Kindsmägdlein zu liegen pflag / welchem ich außwartete / biß sie alle entschlieffen / alsdann nam ich das Töchterlein (so wie eines Fürsten Kind in Decklachen und Wickelbinden von Gold / Perlen und Edelgesteinen überstickt / eingewunden war) mit mir darvon / und ob gleich Eliezers Behausung mit Schlossen so wol versorgt war / daß einem andern / als mir / ohnmöglich gewest wäre / hinauß zu kommen / so gab mir solches doch nichts zu schaffen / dann meine Springwurtzel öffnet mir den Weg allenthalben / und ich war so kühn überall / hinder mir wiederumb fein still und säuberlich zuzuschliessen.
    Jch kam mit dem Kind glücklich in mein Losament / so / daß mich niemand weder gesehen / noch gehöret / und Eraßmus hatte indessen eine Seugamm bestellet / das Kind zu stillen / der dann mit Verlangen erwartete / biß Josanna ankam / derselben wiese er meine Tochter in der Fürstlichen Einbüschlung / und sagte zu ihr / liebe Freundin / hier sehet ihr zugleich euren Messias und meine Tochter / welche / wann sie gleich ein Mägdgen ist / sich beydes in der Christen und ihres leiblichen Vattern Gewalt befindet / nicht zwar / solche als einen Messiam umbzubringen / sondern sie tauffen / und in der Christlichen Religion auffziehen zu lassen / Esther mag gleich ihrem Eliæ / der aber vor dißmal Eraßmus heisset / darzu verhülfflich seyn oder nicht. Was sagt ihr darzu liebe Josanna? dörfft ihr noch wol hoffen / daß es sich schicken / und das Mägdgen mit der Zeit in ein Bübgen verwandelt werden solte; Jch

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